Vinnie Who ist neben When Saints Go Machine die dänische Entdeckung 2011. Sein Debüt-Album „Then I Met You“ ist eine angenehme Mischung aus Disco und Soul. Verfeinert mit schlichten Synthie-Sätzen und poppiger Drumpad-Athmosphäre scheint der Däne den Zeitgeist zu treffen. Vor allem live entfalten sich dann Charme, Nerdigkeit und energetische Bühnenpräsenz. Neben den gekonnten Arrangements und seiner Falsettstimme stechen besonders die Tanzeinlagen, nicht nur Niels Bagge Hansen’s – Vinnie Who’s bürgerlicher Name – heraus. So sind die dänischen Disco-Bienen um Vinnie Who mittlerweiel gern gesehene Gäste auf den großen skandinavischen Festivals. Wir trafen den jungen Dänen vor seinem Auftritt in Berlin, wo er im Gegensatz zu seinen Auftritten ruhig und verschmitzt über gefährliche Salate und R. Kelly sprach.
Betrachtest du es als Teil deines Berufes, die Musik, die du machst, zu beschreiben?
Vinnie Who: Es gehört dazu. Ich meine, ihr macht ja auch irgendwie meine Arbeit, das ist mir bewusst und dafür bin ich auch sehr dankbar. Also… Meine Tunes erinnern an Disco und Funk, aber für mich ist es Popmusik. Ich versuche, es auf eine kindliche und tanzbare Art und Weise zu machen. Aber ich denke meine Musik hat auch eine dunkle Seite, gerade die Texte. Ach, das ist immer so schwer zu beschreiben (lacht).
In Dänemark überschlagen sich alle seit dem Release deines Debüt-Albums mit Lob, und auch in Deutschland scheinst du einen guten Weg eingeschlagen zu haben. Ist das Zufall oder ein Resultat harter Arbeit und langer Vorbereitung?
V: Es ist kein Resultat. Meine einziges Zeil war es, überhaupt ein Album zu veröffentlichen und das habe ich geschafft. Darauf bin ich sehr stolz. Dass wir jetzt in Deutschland spielen und durch Europa touren, ist toll und ich bin dafür sehr dankbar. Aber das ist mehr ein I-Tüpfelchen. Ich wollte immer Musik machen. Also habe ich Songs selber aufgenommen und sie dann mit meiner jetzigen Band einstudiert und live gespielt. Daraus ist Vinnie Who entstanden. Und auf unserem ersten Konzert war dann unser Produzent, der unsere erste Platte produziert hat.
Arbeitet ihr immer noch mit ihm zusammen?
V: Nein. Nicht mehr. Ich denke, wir haben viel voneinander gelernt. Aber ich will etwas Neues ausprobieren, bin neugierig und will mehr erfahren. Wir sind immer noch gute Freunde, aber für mich ist es wichtig weiter auszuprobieren. Ich will nicht bei einer Sache verweilen. Ich bin mir gar nicht so sicher, vielleicht wird das nächste Album keinesfalls Disco-Musik… Ich will einfach gute Musik machen. Das ist alles. Ich liebe Künstler, die sich weiterentwickeln, wie die Beatles zum Beispiel. Aber du musst natürlich erkennbar sein, egal wie unterschiedlich, du brauchst etwas Einzigartiges, etwas, das nur du besitzt.
Besitzt du diese Einzigartigkeit? Und kommt die Weiterentwicklung für dich dann auf eine natürliche Weise?
V: Ja absolut. Das muss sogar von selber kommen. So wie man sich entwickelt, entwickeln sich die Dinge, die man macht, mit einem. Mir müssen die Melodie gefallen, aber es ist egal, ob das Disco oder Blues ist (lacht).
Du hast eine sehr hohe Stimme, wenn du singst. Als du in der Pubertät warst, unterlagst du da einer Art Gruppenzwang auch tief zu singen?
V: (lacht) Meine Stimme ist ja gar nicht so hoch, wie ihr jetzt gerade hören könnt. Ich habe früher sogar recht tief gesungen. Du müsstest mal meine ersten Demos hören, da war die Stimme nicht so schön. Daran habe ich viel und hart gearbeitet. Aber da war kein Druck von außen für mich. Das wäre mal lustig, einen Song während des Konzerts tief zu singen.
Wer hat dich in deiner Jugend musikalisch inspiriert?
V: R. Kelly. Mein Favorit der 90er!
Wirklich? Warum? Was ist dein Lieblings-Song?
V: Das wären entweder ‚Sex Weed‘ oder ‚Bump ‚N‘ Grind‘. Aber auch ‚I Believe I Can Fly‘, das ist der perfekte Song, wenn du stoned bist.
Bist du dann ein leidenschaftlich R. Kelly-Fan?
V: Ja. Ich war leider noch nie bei einem seiner Konzerte. Aber er hat vor ein paar Monaten in Berlin gespielt und Martin (Anm: Drummer) ist extra zu dem Konzert gefahren (lacht). Aber ich finde Blondie auch noch ganz toll und Talking Heads. Ich muss gestehen, die Songs entstanden im Unwissen, dass es diese zwei Bands gibt. Erst als das Album raus kam und mich die Leute anfingen damit zu vergleichen, habe ich mir ihre Musik angehört.
Also bist du sehr auf deine Musik fokussiert. Hörst du sie dir dann auch oft an?
V: Ständig. Die Demos und neuen Ideen. Aber nicht das fertige Zeug, da finde ich dann immer viel zu viele Fehler, die mich stören. Ich kann es gar nicht ertragen, es zu hören (lacht).
Warum befindet sich die skandinavische Musik-Szene momentan in so einem Aufschwung?
V: Um ehrlich zu sein, kann ich gar nicht sagen, wer zu Zeit in Deutschland erfolgreich ist. When Saints Go Machine sind ziemlich gut oder Who Made Who, für die haben wir öfter als Vorband gespielt. Ich finde, die machen sehr coole Musik, aber es fehlt das gewisse Etwas. Vielleicht rührt der Erfolg daher, dass die Indie-Leute auf einmal keine Angst mehr hatten Pop-Musik zu machen. Denn Pop ist keineswegs ein böses Wort für mich. Es ist einfach populäre Musik. Man konzentriert sich einfach auf eingängige und schöne Melodien.
Eine Sache, die du alle Deutschen wissen lassen möchtest:
V: Ohh eine große Frage (lacht)… Die Leute sollten aufhören Salat zu essen. Und nachdem sie nicht Salat gegessen haben, sollten sie sich mein Album anhören.
Wenn du König von Dänemark wärst, was würdest du ändern?
V: Also ich interessiere mich nicht sonderlich für Politik, aber ich würde das Rauchverbot in Bars aufheben und dann würde ich den Leuten, die Kunst oder Musik machen Geld geben. Denn es ist schwer davon zu leben.
Kannst du bereits davon leben?
V: Es ist zwar immer ein wenig schwierig, aber es klappt. Momentan (lacht). Ich hab mal als Teenager an einer Tankstelle gearbeitet. Das war eine Qual, ich war echt richtig schlecht, obwohl ich eigentlich nur Regale eingeräumt habe. Sehr langweilig, das hat mir gar nichts gebracht. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich jetzt von der Musik leben kann.
Letzte Frage: Hättest du lieber Hände, die Haken sind wie bei einem Piraten oder einen riesengroßen Holz-Fuß?
V: Ich nehme die Haken-Hände, mir ist ein normaler Gang wichtig. Instrumente spielen wird dann allerdings etwas schwierig (lacht).
Interview: Jonas Zeller & Sebastian Schelly.