Die Smashing Pumpkins sind unterwegs auf exklusiver Clubshow um ihr neues Album „Monuments To An Elegy“ zu promoten. Dabei spielten sie ihr einziges Deutschland-Konzert im Berliner Kesselhaus, kuschelig vor knapp 1.000 Fans. Nach Billy Corgans Aussagen könnte es auch das letzte gewesen sein.
Gleich nach dem Konzert wurde ich von meinem Haus und Hof Radiosender gefragt, ob das Konzert für mich so etwas wie eine nostalgische Reise war. Klar ist eine Band, die in den 90ern die Alternative-Rock-Szene wie kaum eine andere beherrschte, so etwas wie Nostalgie. Aber ist Musik nicht zeitlos? Warum sollen Songs, die man vor 20 Jahren gut fand heute keine Daseinsberechtigung mehr haben? 30 Millionen verkaufte Tonträger sprechen ja auch irgendwie für sich. Gibt es nicht mittlerweile genug Bands, um die einen riesen Hype gemacht wird, die sich aber alle ähnlich anhören und an die man sich nach einem, spätestens nach zwei Jahren kaum noch erinnert?
Das Konzert beginnt etwas verhalten, was wohl an den ersten beiden Songs „One And All“ und „Being Beige“ liegt, die von der neuen Platte stammen. Und da diese bisher nur vereinzelt gestreamt wurde, hielt sich der Mitsing-Effekt in Grenzen, das Publikum beschränkte sich eher auf andächtiges Lauschen. Auch Billy Corgan wirkte noch etwas verhalten, vielleicht unsicher, wie die neuen Songs bei den Fans ankommen. Beim nächsten Song „Hummer“ von der Platte „Siamese Dream“ wurde sowohl Corgan als auch das Publikum schon wesentlich lebhafter. Ein Mann der großen Ansprachen war er ja noch nie. Erwartet man von einem Frontmann wie ihm, der eher durch seine einzigartige Stimme besticht, auch nicht unbedingt. Voll und ganz war dann der Bann beim fünften Song gebrochen: „Tonight,Tonight“ aus dem großartigen und legendären Album „Mellon Collie And The Infinite Sadness“. Billy Corgan bewegte sich für seine Verhältnisse fast schon heftig, reckte sogar die Faust in die Höhe. Viele Hände des euphorischen Publikums reckten sich dann auch zurück Richtung Bühne, es wurde lauthals mitgesungen und gelächelt was das Zeug hält. Pärchen schauten sich verschwörerisch an und flüsterten sich etwas ins Ohr, Freunde nahmen sich in die Arme. Wahrscheinlich erinnerte man sich gemeinsam daran, was man damals erlebt hat, 1995. Das erste Mal Knutschen, mit dem Mofa ohne Führerschein fahren, heimlich Zigaretten rauchen… Das ist das wunderbare an Musik, die Erinnerungen sind sofort wieder da und man fühlt sich ein bisschen wie damals.
Ähnlich lebhaft ging es dann auch weiter, Corgan spielte mit seiner Band eine Mischung aus alten und neuen Songs. Auf einer Bühne die nur mit schwarzem Vorhang, ganz ohne Schnick Schnack auskam. Einfach nur Corgan und seine Band, ganz pur. Apropos Band, diese gleicht mittlerweile einem Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel, bei dem Corgan der einzig konstante Kopf ist. Mit Matt Stoermer (The Killers) am Bass und Brad Wilk (Rage Against The Machine) am Schlagzeug hat er sich renommierten Support geholt. Eingefleischte Fans dürften trotzdem die legendäre Bassistin D’Arcy vermissen. Die lebt mittlerweile in einer Kleinstadt in Michigan als Pferdezüchterin und Besitzerin einiger Antiquitätenläden.
Weitere Highlights waren dann ohne Zweifel „Disarm“ und „Bullet With The Butterfly Wings“. Ob das David Bowie Cover von „Fame“ hätte sein müssen, darüber kann man sicherlich streiten. Stattdessen hätte die Band vielleicht doch lieber „Ava Adore“ spielen sollen, was auf der Setlist stand jedoch nicht zum Besten gegeben wurde. Beendet wurde das über 90 Minütige Konzert dann unter lautem Jubel mit „Burnt Orange-Black“.
An diesem Abend hat sich, sicher nicht nur bei mir, einige Male Gänsehaut eingestellt – ob es aus Nostalgie war oder einfach nur wegen der Musik, kann ich nicht sagen.