Kann mir jemand so ca. 1000 € schenken? Dann würde ich meinen Sommerurlaub mit den vier Jungs von Sunset Sons auf Bali verbringen, gemeinsam mit ihnen surfen (*hust* eher zuschauen vom Strand) und ihnen bei ihren drei Konzerten auf der Insel ordentlich zujubeln und mitsingen und so. Ein Scherz? Mitnichten. Bei Perfect Wave Travel kann man eben einen solchen Trip buchen (hier). Und wieso wir Rob, Jed, Pete und Rory so gerne haben, dass wir sogar mit ihnen verreisen würden, zeigt unser zweites Interview vom vergangenen Herbst (zum ersten Interview hier lang). Geführt kurz vor ihrem Charity Konzert für die britische Organisation Teenage Cancer Trust – natürlich über Charity, ihre Songs „Lost Company“ und „Remember“ aus ihrem Debütalbum „Very Rarely Say Die“, wieso ihr Toningeneur ein starker Chef sein muss und die Magie eines Strandes am Meer.
Ich bin beeindruckt wie schnell das Konzert für den Teenage Cancer Trust ausverkauft war. Habt ihr gefragt, ob ihr für sie spielen würdet oder haben sie euch gefragt?
Rory: Natürlich kann man es offerieren, aber am Ende hängt es von ihnen ab. Sie haben gefragt, ob wir bei einem Event von ihnen mitmachen würden.
Pete: Ich glaube, sie sind ziemlich wählerisch mit wem sie arbeiten. Sie arbeiten nicht mit jedem zusammen.
Jed: Ich habe eben erst darüber geredet. Mein erster Job war als Laufbursche bei Teenage Cancer Trust. Ich habe Paul Weller vom Konzert zu seinem Hotel gebracht. Ich habe für meinen Dad gearbeitet und gerade erst meinen Führerschein bekommen. Mein Dad fragte, ob ich gerade beschäftigt sei und ich verneinte. Mein Dad hatte die Show organisiert und fragte, ob ich Paul zurück zum Hotel bringen könnte und ich nur so OMG. Teenage Cancer Trust war mir schon lange ein Begriff.
Rory: Wenn man in Großbritannien aufwächst, hat man schon mal davon gehört. Ich weiß aber nicht wie global es ist…
Ich habe schon vorher davon gehört, aber ich kenne auch viele britische Bands. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist viel populärer in Großbritannien Charity Sachen zu machen als hier.
Pete: Es ist einfach nett Menschen zu helfen, die eine schwere Zeit haben. Wenn wir da hingehen können, ein paar Songs spielen können und die Kinder sind einfach begeistert…
Da kann man mal kurz alles vergessen.
Rory: Genau. Wenn man zu einem Konzert geht, dann will man seinen doofen Tag auf der Arbeit mal kurz vergessen, gerade für Menschen, die bei Teenage Cancer Trust involviert sind. Darum ging es. Ein schöner Abend und einfach mal alle Sorgen vergessen, die einem in dem Moment quälen.
Und auch etwas Geld sammeln…
Jed: Im Grunde finanziert sich der gesamte Wohltätigkeitsverein durch Spenden. Alles was man machen kann, jedes kleine bisschen Geld, kann helfen.
Rory: Wir haben bisher noch nicht viel für Charity gemacht und wir sind jetzt auf einem Level angekommen, bei dem wir dachten, wir versuchen es. Wir haben schon was für Surfers Against Sewage gemacht, die auch toll sind. Die Umwelt und Strände sauber gemacht. Teenage Cancer Trust ist eine so wichtige Sache. Jeder kennt jemanden, der Krebs hatte.
Pete: Wenn man sich all die gute Arbeit anguckt, die sie für die Kinder machen und was es für einen Unterschied für die Genesung der Kids macht, ist das großartig. Ich glaube, die Chancen zu überleben liegen bei 60 %.
Rory: Es ist eine Ehre für uns Teil davon zu sein. Das ist eine große Sache für uns.
Alles andere wäre auch scheiße gewesen. (alle lachen) Hättest du irgendwas anderes gesagt wäre ich aufgestanden und gegangen. Ich hab gesehen, dass ihr im Studio wart.
Rory: Ja, wir hatten eine kleine Session und haben mit einem Song rumgespielt. Wir haben damit angefangen ein paar Demos aufzunehmen. Quiksilver waren so nett und meinten sie hätten ein Studio und wir haben es genommen und ein paar Sachen mit Ken gemacht.
Jed: Alle guten Toningenieure heißen Ken.
Rory: Das ist alles was du wissen musst: Ken ist der Chef. Er ist ein guter Typ. Wir lassen ihn den Chef sein.
Er muss ein starker Chef sein, wenn er sich um euch kümmern muss…
Rory: Ja, man kann uns nicht kontrollieren. Das ist eine aussichtslose Sache.
Pete: Harte Arbeit.
Es wirkt chaotisch…und dann sehe ich Fotos von euch wie ihr in einer Bar probt. Habt ihr euren Probenraum verloren?
Jed & Pete: Wir hatten nie wirklich einen.
Ihr hattet doch das Haus, das am Auseinanderfallen war, wenn ich mich recht erinnere.
Pete: Das erste war ein Ballettstudio, dann das Haus, dann eine Küche, eine alte Großküche, und dann ein Kinderhort, Crash und jetzt eine leere Bar.
Eine leere Bar, in dem der Alkohol noch drin steht?
Pete: Wir kennen den Typen, dem die Bar gehört.
Rory: Und er hat überall Kameras.
Pete: Er kennt Leute, die Leute kennen…
Habt ihr noch nicht gelernt wie man eine Loopsequenz baut?
Pete: Nein, wir wollten einfach ein Polaroid machen und es vor die Kamera halten. (lachen)
Für mich scheint es sehr merkwürdig ein Bar als Probenraum zu nutzen.
Jed: Nein, wir verbringen viel Zeit in Bars. Das ist wie Zuhause.
Es ist auch eine gute Inspiration für Geschichten.
Rory: Genau. Viele Geschichten in Bars. Weniger für mich – ich bleibe nie lange in Bars.
Wieso?
Rory: Wenn wir Konzerte spielen, bin ich immer derjenige, der früh nach Hause geht. Ich bin derjenige, der schläft und sich ausruht. Ich muss meine Stimme ausruhen. Du kannst heute schon hören, dass meine Stimme etwas heiser ist.
Jed (zu den anderen): Erinnert ihr euch als er angefangen hatte über seine Stimme in der dritten Person zu reden?
Rob & Jed: Erwähne nicht die Stimme.
Jed: Oder er fängt an zu ihr zu reden.
Wieso habt ihr „Remember“ nochmal veröffentlicht? Ich weiß, es hat sich verändert, aber ihr habt diese wirklich schöne Video von vor zwei Jahren. Ich liebe es.
Jed: Das ist wirklich einfach. Weil man als Band will, dass so viele Menschen wie möglich deine Musik hören und als wir „Remember“ veröffentlicht haben, spielten wir nur eine Handvoll von Konzerten und keine wusste so wirklich wer wir waren und wir hatten nicht viele Fans. Jetzt haben wir ein viel größeres Publikum, jeder mag diesen Song und es macht einfach Sinn ihn nochmal zu veröffentlichen. Im Musikbusiness ist es üblich. Wir werden das nicht mit all unseren Songs machen, aber es ist Sommer und es schien eine gute Zeit ihn nochmal rauszubringen.
Rob: Du wärst überrascht wie viele Bands, die du kennst, einen Song zwei- oder dreimal raus gebracht haben, bevor sie auf dem Radar erschienen. Du kennst uns schon eine Weile, deswegen siehst du uns anders.
So lange kenne ich euch auch nicht. Erst seit unserem Interview letzten März. Dann habe ich neulich zum ersten Mal den Text für „Watch Your Back“ verstanden und dachte, es sei eine echt schlechte Idee ein Interview mit einer Band zu machen, die so einen unheimlichen Text verfasst hat. Vier Typen, die ich nicht kenne, in einer mir unbekannten Stadt zu treffen, die einen Song darüber geschrieben haben jemanden verschwinden zu lassen.
Rory: Ich wollte, dass jemand um die Ecke gebracht wird.
Jed: Er lebt aber noch.
Rory: Ich hab keinen guten Job gemacht. Das war einfach eine düstere Zeit… Es ist ziemlich düster, aber ich mag es, auch den Beat.
Jed: Es ist wie ein Clown.
Rory: Es ist unheimlich und er hat recht: Ich hasse Clowns – das geht zwar nicht gegen Clowns, aber erinnerst du dich an Stephen Kings „Es“?
Ja, aber ich hab es nie gelesen oder gesehen.
Rory: Ich hab es nie gesehen, aber sie veröffentlichen es erneut. Sie machen eine neue Version.
Das machen sie doch mittlerweile mit allem, weil ihnen die Ideen ausgehen, es gibt ständig Remakes.
Jed (zu Pete): Weißt du noch wer gesagt hat, dass es nur sieben Themen gibt von denen Geschichten handeln können? Es ist wohl so, dass jede Geschichte, die du je gehört hast, von einem dieser sieben Themen handelt.
Rory: Ich weigere mich das zu glauben.
Jed: Ich hab es versucht, aber ich kann mich nicht erinnern welche Themen es waren.
Der Inhalt ändert sich nicht. Es ist Liebe und so. Wir hätten mit Shakespeare aufhören können, aber der Kontext ändert sich.
Pete: Es wird wieder relevant in einem anderen Set von Umständen.
Jetzt hat man andere Ablenkungen wie zum Beispiel das Internet, Smartphones und so weiter…
Rory: Ich habe eine Regel: In einem Song erwähne ich nie Dinge aus dem 21. Jahrhundert. (Pete singt „You can call me on my cellphone, cellphone“) wie Handy oder Computer und all diese Sachen. Ich mochte es nie wirklich darüber zu reden. Ich erinnere mich als ich mit der Idee für „On The Road“ rumgespielt habe… Telefon ist ok.
Jed: Einige Kids kennen den Unterschied nicht. Man versucht mit ihnen zu reden und sie wissen nicht worüber du redest.
Rory: Ich erinnere mich, dass ich bei „On The Road“ nicht die Worte „Auto“ oder „Van“ oder ähnliches verwenden wollte. Ich hab versucht über etwas anderes nachzudenken und bin so auf „four wheeled motor“ gekommen. Ich habe mich geweigert zu sagen, was es eigentlich war.
Ihr schreibt eure Songs ja gemeinsam. Nach unserem ersten Interview und nachdem ich euch live gesehen habe, bin ich tiefer in eure Musik eingetaucht. Ich habe mich dann bei „Lost Company“, in dem du deinen Dad erwähnst, Rory, gewundert, ob du den alleine geschrieben hast oder auch alle vier.
Rory: Das war eigentlich sehr interessant. Wir hatten diesen Song und in unseren Köpfen hatte er immer etwas Episches an sich. Ich meinte dann wie wäre es, wenn wir in einer Bar wären und da ist dieser alte Typ mit einer alten Dame am Ende der Bar. Eine Geschichte darüber. Ich fand es wäre eine wirklich gute Idee für einen Song und es wurde ganz ruhig im Raum und Rob meinte: „Wieso machst du ihn nicht über deinen Dad?“. Es wurde still und ich meinte: „Was?“ Ich habe nie drüber nachgedacht. Normalerweise wird alles was ich über die Seite meines Leben mache sehr düster und sehr depressiv aber dieser Song hatte etwas erbauliches an sich. Am Anfang waren alle etwas scheu wenn es darum ging Ideen zu teilen. Es war einfach sehr persönlich. Ich: „Jungs?“ Und alle so: „Ja, das ist toll.“ Ich wusste, dass wie so nicht weiterkommen würden. Als wir dann endlich angefangen haben dran zu arbeiten, war es gut. Ich liebe es wie der Song ausgefallen ist.
Hast du extra Wert darauf gelegt, dass es deinem Dad auch wirklich gerecht wird?
Ja, der ganze Song passt zu meinem Dad und meiner Familie. Ich will nicht zu sehr darauf eingehen, aber das 10 jährige Jubiläum war gerade. Es war im August, aber im Song sage ich es war ein kalter Dezembertag, weil es ein kalter Tag war. Es ist ein Wortspiel. Davon abgesehen zeigt es auf Familienmitglieder, wenn man den Text liest. Das coole ist, dass wir alle auf diesen Song stolz sind. Nur weil er von meinem Dad handelt heißt es nicht, dass sie nicht Teil davon sind. Wir sind jetzt schon sehr lange Freunde. Es ist ein Teil von mir, aber auch von ihnen.
Einige Musiker schreiben ja nicht über ihre Familie, weil es zu persönlich ist.
Rory: Ja, ich auch, aber die Jungs meinten das sei Blödsinn. Es war sehr durchdacht und aufmerksam. Es ist ein emotionales Stück, mit einem erbaulichen Gefühl. Das war ein guter Moment. Ich erinnere mich wie wir ihn aufgenommen haben, wie wir ihn geschrieben haben und wir haben noch das Sprachmemo von der ursprünglichen Idee, als ich es am Piano gespielt habe und Jed auf der Toilette war.
Jed: Ich war nicht auf der Toilette, ich habe gegen einen Baum gepinkelt.
Rory: Er war nicht mal auf der Toilette. In meinem Kopf sehe ich noch wie er rein gerannt kam und seinen Reißverschluss noch schloss und fragte: „Was ist das? Was ist das?“ Es waren nur die ersten drei Akkorde. Vom ersten Tag an bis jetzt fühlt es sich besonderes an.
Was ich besonders an dem Song mag, ist dass er einen auch daran erinnert, nicht sein ganzes Leben zu arbeiten um zu arbeiten und immer zu sagen: „das kann ich später noch machen“…
Rory: Das coole daran ist – ohne zu sehr darauf einzugehen: Mein alter Herr hat das getan und als das alles passiert ist, bin ich in die komplett andere Richtung gegangen. Ich bin nach Frankreich gezogen. Ohne das wäre ich nicht nach Frankreich gezogen, hätte die Jungs nicht getroffen und den Song nicht geschrieben. Das ist ein netter Dominoeffekt wie alles passiert ist. Und jetzt haben wir alle Arbeit.
Alles hat einen Grund. Mal schauen, ob ich noch eine vernünftige Frage in meinem Notizbuch habe…
Jed: Ich denke, du solltest die beschissenste Frage stellen. Die Frage, die du am ehesten nicht Fragen würdest.
Ok…Wieso fühlt es sich am Strand so magisch an? Das ist die blödeste Frage, die ich aufgeschrieben habe.
Rory: Das ist eine Scheißfrage. Nein, ich mache nur einen Scherz.
Doch, ist sie.
Rory: Mir hat mal jemand erzählt dass wenn man ins Meer geht, ich weiß nicht genau was, aber es hat was mit den Mineralien und all dem Zeug zu tun, dass alle Sorgen weggehen, die Seele gereinigt wird.
Rob: Dein Geist, Körper und Seele?
Rory: So etwas in der Richtung. Und es ist wahr. Es hat mit all diesen Mineralien zu tun.
Jed: Eigentlich ist es das Bauen von Sandburgen.
Das war die schlimmste Frage in meinen Notizen. Danke für das Interview!
P.S. Schon das Video zu ihrer letzten Single „VROL“ gesehen?
Interview & Fotos (oben: PBHFCLUB, mitte: Ramones Museum, unten: Kulturarena Jena): Dörte Heilewelt