To Kill A King machten auf ihrer ersten Headlinertour in Europa auch im Berliner Bi Nuu halt. Die britische Folkband wurde mir schon vor Monaten als sehr gute Liveband empfohlen, es war also nur eine Frage der Zeit, bis es endlich so weit war. Seit 2009 treibt die Band ihr Unwesen in Grossbritannien und gewinnt auch immer mehr Fans hierzulande. Aber es ist ja so eine Sache mit den Empfehlungen, das kann auch schnell daneben gehen – mal ist sie zu subjektiv, weil es von Freunden kommt, mal ist der Empfehler auf einen Hype aufgesprungen ohne Nachzudenken. Bei To Kill A King lag derjenige allerdings völlig richtig. Sie sprühen auf der Bühne nur so vor Energie und auch wenn sie das Rad nicht neu erfinden, es ist schon ein hochklassiges Modell mit großartigen Texten. Da gibt es so wunderbaren Zeilen wie „A cannibal with cutlery is a cannibal still/ though you choose to forget that“ aus den Titelsong des aktuellen Albums – nicht traumhaft schön, aber ich mag die Zeile sehr. Sie passt auf so viele Situationen. Es kommt halt auf das hinter der Maske an.
Zunächst betrat Sänger Ralph Pelleymounter die Bühne alleine, um „Family“ vom aktuellen Album „Cannibal with Cutlery“ zu performen. Mich überraschte seine Stimme sehr – irgendwie hatte ich sie nicht so Country-mäßig erwartet, so ein wenig nach Nashville klang er im ersten Moment. Das kommt auf dem Album gar nicht so rüber. Anschließend gesellten sich immerhin drei der vier Bandmitglieder zu Pelleymounter. Der Grund: Ihr Schlagzeuger hat sich die Hand gebrochen als er heldenhaft geholfen hat, einen Kühlschrank zu tragen. Als Ersatz übernahm Spring Offensives Pelham den Platz hinter den Trommeln. Für die paar Songs, die er in den sechs Stunden Vorbereitung noch nicht gelernt hat, ließen die restlichen Bandmitglieder ihre Instrumente stehen, um als dreiköpfiger Männerchor um ein Mikrophon versammelt Pellermounter zu unterstützen. Von dort verwöhnten sie das Publikum mit wunderbaren Gesangsharmonien.
Es dauerte ein paar Songs, bis jeder bei seinem Instrument angekommen war. So übernahm Pelleymounter für einen Song Keyboard und Synthesizer von Bandkollege Ben Jackson. Ein wenig Verwirrung für einen To Kill A King-Neuling wie mich. Das Publikum jubelte, tanzte, wenn es die Musik erlaubte und wenn es zu ruhig war, dann wippte es bedächtig mit. Wir sangen, klatschen und machten all das, was ein enthusiastisches Publikum bei einem Folk-Rock-Konzert so macht. Müdigkeit, Kälte und alle anderen Probleme fegten die Herren ohne weiteres weg. Gut eine Stunde dauerte das Konzert inklusive Zugabe.
Übrigens kam der Tipp mir To Kill A King mal anzuhören aus dem Umfeld ihrer Vorband Spring Offensive. Die fünf Briten zählen ja bereits seit einer gefühlten Ewigkeit zu einer meiner liebsten britischen Livebands und verzückten mich schon bei zahlreichen Konzerten. Auch diesmal war es keine Ausnahme von der Regel. Im Bi Nuu brachte die Band das Publikum erstmal auf die richtige Betriebstemperatur – das war auch nötig bei dem eiskalten Wetter. Ein Höhepunkt war die akustische Performance von „Carrier“ – komplett ohne Verstäkung sangen sie darüber, dass nicht jeder mit einem 9-to-5 Job glücklich ist. Ihre Gesangsharmonien und der fast hymnische Pop sind einfach nur beeindruckend. Im Gepäck haben sie ihr kommendes, über die Crowdfoundingplattform Pledge Music finanziertes Album „Young Animal Hearts“ – im Moment nur direkt von der Band nach ihren Konzerten zu erwerben oder live zu erleben. Das bisher gehörte läßt die Neugier wachsen. Veröffentlicht wird es allerdings erst im März.
Wer sich von den Livequalitäten selber überzeugen will, sollte sich Ende März freihalten:
19.3. Dresden, Ostpol
20.3. Hamburg, Molotow
21.3. Münster, AMP
22.3. Lörrach, Between The Beats Festival
23.3. Darmstadt, Bedroom Disco
24.3. Berlin, Privat Club
25.3. Erlangen, E-Werk
Zum Abschluss noch ein Video von To Kill A King zu ihrem Song „Wolves“, das man wohl am Besten als „Spaß mit Büchern mal anders“ bezeichnen könnte:
https://www.tokillaking.co.uk/
https://springoffensive.co.uk/
Fotos und Bericht: Dörte Heilewelt