Ostfriesland hat außer plattem Land, jeder Menge Kühen und unterkühlten Norddeutschen nichts zu bieten? Falsch gedacht, im schönen Großefehn findet alljährlich das kleine, beschauliche, aber sehr charmante Omas Teich Festival statt. In diesem Jahr kamen rund 5.600 Besucher zur Oma an den Teich, den es vor Ort tatsächlich gibt. Die volle Kapazität des Festivals war zwar nicht voll ausgereizt, denn im vergangenen Jahr waren fast doppelt so viele Besucher vor Ort, aber dafür ging es Freitag und Samstag angenehm entspannt vor beiden Bühnen zu. Omas Teich geht im Vergleich zu so manch anderen Festivals nämlich nur zweiTage, so dass man am Sonntag ganz entspannt abreisen und sogar schon wieder etwas Schlaf nachholen kann.
Mit einem Weg von 5 Minuten vom Zelt in die vorderen Reihen der Bühnen hat das Omas Teich Festival in Großefehn im schönen Ostfriesland gegenüber den großen Festivals einen besonderen Vorteil. Keine langen Wege, dafür hingegen ein generelles Getränkeverbot auf dem Festivalgelände. Nicht einmal die obligatorischen Tetrapacks waren erlaubt, was bei Temperaturen von bis zu 30 Grad am Freitag nicht so gut durchdacht war. Auch eine Abkühlung mit dem Feuerwehrschlauch, wie man es anderenorts gewohnt ist, gab es leider nicht. Dafür haben die von Oma geladenen Bands für ein buntes musikalisches Programm gesorgt, bei dem wirklich jeder auf seine Kosten gekommen sein dürfte. Mit einer Haupt- und einer Zeltbühne die abwechselnd bespielt werden, gibt es bei Omas Teich den klaren Vorteil anderen Festivals gegenüber, dass man sich nicht über nervige Überschneidungen im Timetable ärgern und so für oder gegen bestimmte Bands entscheiden muss. Bei Oma hört die eine Band auf der Zeltbühne auf und sogleich beginnt die nächste Band auf der Hauptbühne. Natürlich kam es im Spielbetrieb auch hier und da immer wieder zu kleinen Überschneidungen, aber höchstens von 5-10 Minuten. Am zweiten Festivaltag, dem Samstag, kam die Oma dann, erstmalig, noch mit einer dritten Bühne um die Ecke. Diese lag etwas weiter ab von den beiden anderen und war auf der Transportfläche eines Lastwagens angesiedelt. Hier bekamen junge, vor allem regionale Bands aus Deutschland, die einmalige Chance sich vor einem Festivalpublikum zu präsentieren. Den ganzen Tag standen hier junge Bands von Indie bis Hardcore auf der Bühne und zogen zu jeder Tageszeit ein beträchtliches Publikum an.
Leider kam die Stimmung bei der Oma nicht ein einziges Mal zum Überkochen. Dadurch, dass nur etwa halb so viele Zuschauer gekommen waren wie im Jahr zuvor, ging es vor den Bühnen leider recht verhalten zu. Ob dies nun auf die Natur der vermeintlich kühlen Friesen und Norddeutschen zu schieben ist, soll an dieser Stelle jedoch bezweifelt werden. Zu Überflieger Cro hatte ich mit einem hysterischen Ausflippen des Publikums gerechnet, doch bis auf vermehrt kreischende Mädchen in den ersten Reihen unterschied sich dieser Auftritt nicht allzu sehr von den restlichen Bands. Bei den Wombats wurde hier und da ausgelassen getanzt und gehüpft, bei Maximo Park gab es die meisten Stagediver, doch auch hier war die Stimmung nur in den ersten Reihen frenetisch. Egal bei welcher Band, extatische Szenen waren das gesamte Wochenende nicht auszumachen.
Mein persönliches Highlight fand am späten Freitagabend auf der Zeltbühne statt. Hier war es wieder längst nicht so voll wie es hätte sein können, sodass ich zu Beginn des Sets gemütlich in die zweite Reihe schlendern konnte. Überhaupt war es am gesamten Wochenende nicht weiter schwer die Bands auch aus der Nähe zu betrachten, denn Leinwände brauchte hier, auch aus den letzten Reihen, wirklich niemand. Against Me! haben also am Freitag zu später Stunde ein perfektes Konzert mit alten und neuen Hits hingelegt und Frontfrau Laura Jane Grace hat die Bühne ordentlich gerockt und eine Veränderung zu den Zeiten mit Tom Gabel war absolut nicht festzustellen. Unglaublich, was für eine Energie diese Band versprüht und wie gerne ich mich doch von ihr anschreien lasse.
Überhaupt waren bei Omas Teich erstaunlich viele Bands der etwas härteren Gangart vertreten. Von den Punks von Anti-Flag, die gar nicht punk-like mit ihren kabellosen High-Tech Gitarren über die Bühne wirbelten, über Frau Potz, Kmpfsprt oder Marathonmann kamen bei der Oma Fans der handgemachten ‚Schrammelmusik‘ besonders auf ihre Kosten. Die weiteren Headliner Kaiser Chiefs haben wie immer zum Mitgröhlen eingeladen, Veto konnten höchsten mit einer schönen Lichtshow beeindrucken und das etwas herzlose Set von Digitalism beendete das Festival Samstag Nacht.
Die Oma am Teich in Großefehn wurde zwar nicht gesichtet, aber sie weiß wirklich, wie man ein schönes Festival veranstaltet. Auch das drohende Unwetter hat sie einfach abgewandt und insgesamt für fantastisches Festivalwetter gesorgt. Organisatorisch muss sie an einigen Ecken noch etwas verbessern, für eine kalte Dusche 2€ hinzublättern, macht nämlich keinen Spaß, aber alles in allem hat sie da vor 15 Jahren ein tolles Festival ins Leben gerufen.
Mehr Infos zum Omas Teich Festival gibt es hier: www.omas-teich.de
War dabei: Samira Szago