Was früher die Berlin Music Week war, ist heute die Pop Kultur. Mit „Let’s Do This Again“ wurde am 28. August der dreitägige Event beendet. Besser gesagt in den frühen samstäglichen Morgenstunden mit den letzten Klängen des Englischen Künstlers und DJ Will Bankhead. Das klingt durchaus nach einer Erfolgsbilanz, des in dieser Art neu ins Leben gerufenen Festivals.
Das Berghain war mit sechs unterschiedlichen Spielstädten die perfekte Location für ein extrem vielseitiges und internationales Programm inklusive Biergarten zum Chillen und Talken. Wenn man die in verschiedene Module aufgeteilten Veranstaltungen erst mal durchgeblickt hatte, konnte man sich kaum entscheiden wo man zuerst hingehen sollte. Man hatte die Wahl zwischen Lesungen, Konzerten, Diskussionen, Workshops, Performances und DJ-Sets. Die illustren Gäste aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie Bundesjustizminister Heiko Maas, Labelmanagerin Anne Haffmans, der Maler Norbert Bisky oder der Neurologe Dr. Tom Fritz haben das Programm extrem abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet.
Die Darbietung der Künstler fand meist in neuen, zum Teil sogar noch nie dagewesenen Kombis statt. Neneh Cherry, die sicherlich eines der Highlights des Events war, wurde von den Synthi-Klängen von RocketNumberNine begleitet. Manch einen ihrer Song erkannte man dadurch erst beim zweiten Hinhören. Der wunderbar launische Sven Regener stand mit Andreas Dorau (ja, der „Fred-vom-Jupiter-Andreas-Dorau“) auf der Bühne und las aus dessen Buch. Begleitet wurde diese Lesung von skurril lustigen Videos und Anekdoten.
Ein weiteres Highlight war sicherlich die von Regisseur Sebastian Schipper selbst live kommentierte und mit alternativer Filmmusik unterlegte Fassung seines Berliner Erfolgsfilm »Victoria«. Außerdem hat man nicht alle Tage Gelegenheit, sich von Bernard Sumner von New Order und Joy Division – in einer Garderobe sitzend- von seinem persönliches Verhältnis zu Ian Curtis und der verloren gegangenen Originalversion des Welthits »Blue Monday« erzählen zu lassen, um dann später neben ihm im Biergarten ein Gläschen zu trinken.
Auch die Erläuterungen von Sample Mastermind Matthew Herbert gaben den ein oder anderen tiefen Einblick in seine Kunst. So hätte man vielleicht lieber nicht gewusst, dass einer seiner krachender Sample-Sounds einer Aufnahme aus einer Zahn-OP entstammt. Natürlich durfte man sich auch nicht Owen Pallett zusammen mit dem in Berlin hinlänglich bekannten Stargaze Ensemble entgehen lassen. Letzteres hat schon vor einem Jahr mit Arcade Fire Kollegen Richard Reed Parry eine beindruckende Performance abgeliefert.
„Let’s Do this Again!“ Auch wir sind bestimmt nächstes Jahr wieder dabei und hoffen höchstens auf ein bisschen mehr Übersicht in den Modulen, damit wir noch weniger spannende und überraschende Events verpassen.
Fotos (c) Ronald Owsnitzki