Von der jungen, zierlichen Engländerin I Blame Coco (Eliot Pauline Sumner) kannte ich bis zu diesem Abend nur das Video zu „Self Machine“. Und nun ein Konzert in Berlin, verlegt vom Roten Salon ins Berghain. Gerade deswegen machte ich mich auf den Weg.
Im Eingangsbereich vertrieb ich mir 1 ½ Stunden lang die Zeit, beobachtete das etwas andere, gemischte Publikum, welches den Weg in den Techno Tempel für ein Popkonzert gefunden hatte. Endlich war es so weit, die Türen zu meinem Lieblingsclub wurden geöffnet. Die Bar zur linken im unteren Bereich war gesperrt und abgehängt. Dann ging es die Treppen hinauf zur ersten Ebene. Die Bühne befand sich in der Mitte des hinteren Raumes. Einige schauten sich neugierig um, vielleicht war das hier für den einen oder anderen endlich mal die Gelegenheit, einen Blick auf das Innere des Berghains zu erhaschen. So hell hatte ich diesen Raum bislang noch nicht gesehen.
Eh ich mich versah, kam I Blame Coco auf die Bühne. Rockig, schlicht im Blazer und mit langen, offenen Haaren. Eine zierlich, blasse und schöne junge Frau, wie für die Bühne geboren. Während des Konzerts trug sie ein weißes Handtuch über den Schultern, mit dem sie sich wie eine Boxerin im Ring abtrocknete, dem Publikum einheizte und das sie später in die jubelnde, tanzende Menge warf. Zwischendurch fragte sie immer wieder, wie wir uns fühlen. Und spielte sich mit ihren Songs auch in die letzten noch nicht eroberten Herzen. Mir persönlich haben „Self Machine“, „Quicker“ und „Caesar“ am besten gefallen.
Da sie die Tochter von Sting ist, konnte ich nicht anders und habe nach musikalischen Spuren ihres Vaters gesucht. Auch wenn I Blame Coco stets betont, dass sie ihr musikalisches Schaffen getrennt von dem ihres Vaters sieht, fühlte ich mich fündig und an mancher Stelle an Stücke von Sting erinnert. Dennoch ist ihr mit „The Constant“ ein eigenständiges, elektro-poppiges Debütalbum mit einem Hauch Achtziger gelungen. Von ihr wird man noch einiges hören.
Nach gut einer halben Stunde war das Konzert aber leider schon vorbei. Das Licht ging wieder an und trotz eifrigem Klatschen war nichts mehr zu machen – eine Zugabe blieb aus. Zwar hat sie noch nicht viel eigenes Material, aber gern hätte ich zum Beispiel „Self Machine“ ein zweites Mal gehört. Ob der Rest des Publikums noch länger im Raum blieb und sich ein drittes Bier gönnte weiß ich nicht, denn es zog mich schnell wieder hinaus in den Regen, auf die fast leeren Straßen von Berlin.
War dabei: Sophie Staȧr