Satellite Stories, 26.03.2017, Nochtspeicher Hamburg
Die finnische Band Satellite Stories hat sich in der europäischen Indieszene bereits einen Namen gemacht. Da Indie nach wie vor in aller Munde ist und die Musik der Band sich vor allem durch Blogger im Netz rumgesprochen hat, könnte es mit dem großen Durchbruch vielleicht noch etwas werden. Mit neuen Songs, zu denen das passende, vierte Album demnächst erscheinen soll, touren die Vier aktuell durch Europa und spielen dabei auch in einigen ausverkauften Clubs. Obwohl der Sonntagabend nicht der ideale Tag für ein Konzert ist, haben sich im Hamburger Nochtspeicher ziemlich viele Besucher eingefunden und bereits bei der Vorband The Holy, die aus Finnland mit angereist ist, ist die Stimmung sehr gut. Satellite Stories haben jede Menge Spielfreude im Gepäck und zeigen deutlich, dass sie Lust auf das Konzert und großen Spaß an der Tour haben, was das Publikum mit ausgelassener Stimmung zu würdigen weiß. Stimmungstechnisch ist somit auf beiden Seiten alles gut, doch irgendwie will der Funke an diesem Abend nicht so richtig überspringen. Durch den Effekt / Hall, der auf Sänger Esa Mankinens Mikrofon liegt, wirkt seine Stimme etwas gekünstelt und erzeugt eingangs tatsächlich den kurzen Verdacht eines Halbplaybacks. Natürlich performt die Band an diesen Abend live, doch nicht nur der Stimmen-Effekt, sondern auch der Einsatz eines MacBooks, das Drummer Olli-Pekka Ervasti nebenbei bedient und das einige Soundtiefen, Backing Vocals und Melodien ergänzt, irritiert zunächst. Vielleicht sollte die Band sich für Konzerte einfach einen fünften Mann dazu holen, der an Synthies diese Computereffekte live einspielt und die Performance somit rund macht. Obwohl das Publikum sich an dieser Technik nicht zu stören scheint und auch ich mich irgendwann damit abgefunden habe, dominiert noch ein weiterer Fakt das Konzert. Natürlich haben Satellite Stories mit ihren Songs den Indie nicht neu erfunden, sie haben sich in dem Genre gut eingefunden und beherrschen dessen Regeln gut, doch leider sind nicht nur ihre eigenen Songs sich insgesamt sehr ähnlich, der Name einer Band will mir an diesem Abend einfach nicht aus dem Kopf: Two Door Cinema Club. Schon beim Hören der Alben von Satellite Stories war mir klar, dass diese eine Band als Hauptreferenz zu nennen ist, doch live wird es noch einmal mehr deutlich: haben Satellite Stories vielleicht ein wenig zu sehr bei den großen Vorbildern aus UK abgeguckt? Viele Melodien wirken sehr ähnlich, natürlich will ich hier nicht davon reden, dass sie etwas kopiert hätten, doch eins ist klar, wenn Two Door Cinema Club einmal keine Lust mehr auf Indie haben sollten, gibt es mit Satellite Stories bereits eine Band, die nur darauf wartet die Nachfolge anzutreten. Fazit: Es war ein kurzweiliger Abend mit Gute-Laune-Songs am laufenden Band von einer Band, die nichts falsch macht, doch am nächsten Tag bereits wieder in Vergessenheit geraten ist.
Disco Ensemble, 29.03.2016, Knust Hamburg
Über fünf Jahre waren die Finnen von Disco Ensemble von der Bildfläche verschwunden und müssen sich zunächst wieder ins Touren einfinden. Sänger Miikka Koivisto verkündet zwischen zwei Songs bei dem Konzert im Hamburger Knust, dass er es erst einmal wieder üben müsse, Englisch auf der Bühne zu sprechen, da er das schon sehr lange nicht mehr gemacht habe. Ziemlich genau fünf Jahre sind seit der letzten Platte „Warriors“ vergangen und auch die letzte Tour fand zu diesem Album statt. Im Dezember 2012 habe ich die Band zuletzt in Hamburg im Logo zum Interview getroffen, jetzt finde ich mich nach der langen Absenz wieder vor der Bühne ein. Mit dem aktuellen sechsten Album „Afterlife“, das deutlich poppiger daher kommt als die alten, tourt die Band aktuell durch Deutschland, um die Fans neuerlich von ihrem Livequalitäten zu überzeugen.
Trotz langer Pause ist der Club gut gefüllt und das Publikum scheint heiß zu sein auf die neuen Songs. Erfreulicherweise muss an diesem Abend auch niemand lange warten, da Disco Ensemble um 21 Uhr direkt selbst die Bühne betreten und sich die Vorband gespart zu haben scheinen. Voller Energie, die sie in den letzen Jahren gesammelt haben dürften, erobert die Band die Bühne und gibt sich gewohnt stürmisch. Mit hohem Tempo und einer sehr akzentuierten Lichtshow spielen die Vier sich durch alle Lieblingssongs der alten Alben. Natürlich haben sie auch Songs vom neuen Album mitgebracht, doch erstaunlicherweise halten sie mit diesen eher hinterm Berg, um die alten Sachen zu zelebrieren. Songs der aktuellen Platte wie „Afterlife“ und „Fight Forever“, die es ins Set geschafft haben, zeigen live nochmal eine andere Seite als auf dem Album, wobei die älteren Songs doch mehr zünden. Es ist ja eher selten, dass das aktuell zu betourende Album in den Hintergrund rückt, aber Disco Ensemble haben sich eindeutig für einen anderen Fokus entschieden und damit offensichtlich den Nerv des Publikums getroffen. Kaum jemand scheint nur auf Grund von „Afterlife“ gekommen zu sein, es sind vielmehr die Fans von früher, worüber die Band sehr dankbar ist, wie sie häufiger betonen. An diesem Abend lag eindeutig ein Hauch von Nostalgie in der Luft und ich hoffe sehr, dass Disco Ensemble sich wieder auf ihre Stärken besinnen werden und dass sie in Zukunft wieder häufiger von sich hören lassen.
Fotos und Bericht: Samira Szago