Der Neo Soul Dandy der 10er Jahre heißt Othello Woolf! Die an diesem Pop-Stereotyp reichen 80er, in denen sich Samtstimmen wie Bryan Ferry oder das androgyne David Bowie in der Glam-Disco tummelten, hat einen Abkömmling in diesem Briten gefunden, der vor dem Plattenvertrag den Deal mit dem Herrenausstatter (Casely-Hayford) aufweisen kann. Aus Not oder strategischem Marketing – Konzept heraus (ich unterstelle letzteres und nehme Wetten an, bei welchem Label er morgen unterschreibt – XXL? Domino?) bietet Othello sein Debütalbum ab dem 05.09. umsonst, gratis und total legal zum Download auf seiner Homepage an:
Laden Sie unter www.othellowoolf.com!
Das Ergebnis klingt keinesfalls so glattpoliert wie manches altbekannte Vorbild, sondern droht mit Woolfs brüchiger Stimme, die an David Byrne erinnert, bisweilen auseinanderzubrechen. Es tun sich mitten in den Songs Lücken auf – der Song „Stand“ morpht beispielsweise für wenige Takte plötzlich in einen komplett anderen Song. Altbekannte Licks wie das Fake-„1999“-Riff auf „Orion“ führen auf falsche Fährten – nach dem berühmten Linn-Drumcomputer Break will der Song einfach nicht so in Fahrt kommen, wie man es als Prince Hörer erwartet. Auf seiner letzten EP „Cold In Flesh“, die er ebenfalls umsonst zum Download über seine Homepage anbietet, kam das teilweise sogar schon recht nah an zeitgenössische R&B Produktionen heran – inklusive Autotune / Vocoder Sperenzchen, die er aber selbstbewusst z.B als Soloinstrument einsetzt. Blue eyed Soul für genau JETZT – mitmachen, bevor der Hype es einem vergällt: Armani ist auch schon an ihm dran.
Gehört von: Rafael Mans