Neue Musik aus Deutschland: Honig, Niels Frevert, Trümmer

Honig „It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost“

Mit einem fröhlichen Touch Folklore macht das neue Album von Honig auf jeden Fall richtig Spaß. Die Songs, egal ob etwas langsamer („Leave Me Now“) oder doch lieber schneller („Golden Circle“) fesseln und überzeugen einen als Hörer schnell.
Das als Pop getarnte, aber eher nach Folk klingende Album ist ein Mix aus Leichtigkeit und stillen Momenten und birgt zugleich eine tiefe Sehnsucht. „Overboard“ löst ein kaum greifbares Gefühl in seinen Hörern aus. Eine Mischung aus „Ich will hier weg“ und gleichzeitig Hoffnung und Zuversicht. In „Red Stain“ werden uns gut die Probleme einer multimedialen Welt aufgezeigt, die gleichzeitig so klein und doch riesengroß ist.
Insgesamt hat das Album zwar mehr ruhigere, zurückhaltende Songs aber trotzdem sind die wenigen schnellen Lieder nicht zu unterschätzen. Jedoch meint die Band es mit machen Songs einfach etwas zu gut. So dauert der Song „We Are Alone In This Together“ beinahe 10 Minuten. Auch wenn ein erschreckendes, aber leider wahres Bild unserer heutigen Gesellschaft darin portraitiert wird, ändert sich der Song nach der Hälfte dann doch zu krass und lässt einen als Hörer etwas ratlos zurück. „Dear Liar“ setzt sich auf nette Art mit weniger netten Themen auseinander und hört man genau auf den Text, lässt sich beim Zuhörer ein Lächeln nicht vermeiden, denn die Melodie unterscheidet sich ganz dezent vom Text.
Insgesamt ist „It’s Not a Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost“ ein überzeugendes, manchmal etwas überambitioniertes Album, das seine glücklichen Hörer aber auf jeden Fall finden wird.

VÖ: 22.08.2014

Niels Frevert „Paradies der gefälschten Dinge“

Pop mit dezenten Jazz-Einflüssen und jede Menge Schnulz, das scheint das Motte von „Paradies der gefälschten Dinge“, dem neuen Album von Niels Frevert zu sein.
Songs über die einfachen Dinge des Lebens und natürlich über die Liebe, geschmückt mit Geigen und Trompeten und sehr vielen gut gemeinten Ratschlägen, damit versucht Niels Frevert uns in seinen Bann zu ziehen. Unter anderem erklärt er uns in „Loch in der Atomsphäre“, dass es Menschen gibt, die zu streng mit sich selbst sind.
Was leider dem Ganzen etwas seine Würze nimmt ist, dass sich die Songs alle sehr ähneln. Passt man nicht auf, merkt man es kaum, dass man schon ein Lied weiter ist. So fallen auch die großen, mitreißenden Momente recht spärlich aus. „Alles muss raus“ versucht einer dieser Momente zu sein mit seinem einschlägigen, pompösen Refrain. Doch leider klappt es nicht ganz.
„Das mit dem Glücklichsein ist relativ“ bietet eine nette Abwechslung zu den sonst sehr melancholisch angehauchten Songs des Hamburgers. Aber selbst in diesem Song gibt es Momente, in denen die Melancholie doch etwas durchzuschimmern scheint.
„Paradies der gefälschten Dinge“ ist gewiss kein Party Album, muss es ja auch nicht sein. Doch auch auf der nachdenklichen Ebene funktioniert es nicht ganz. Insgesamt ist es ganz nett zum chillen und ein bisschen mitwippen.

VÖ: 22.08.2014

Trümmer „Trümmer“

Trümmer sind wohl die Überreste eines von politischen Ambitionen geteilten Deutschlands. Denn der Sound scheint direkt aus den 70er Jahren entnommen. Wütende, rockige Klänge wie in „Der Saboteur“ lassen uns als Hörer doch kurz darüber nachdenken, wie sehr wir alle beeinflusst und vielleicht sogar sabotiert werden.
Da ist es wirklich Ironie, dass der Song „Revolte“ doch etwas lieber und niedlicher klingt als andere Lieder des Albums. Was uns die Hamburger Jungs jedoch, trotz all der Ideen von Aufstand und der Kritik am Ganzen nicht verraten ist, gegen was wir eigentlich revoltieren sollen, beziehungsweise warum sie denn so wütend sind.
Was auf jeden Fall eine Abwechslung bietet ist, dass es den Jungs weniger um die altbekannten Love Songs geht. Obwohl diese ja heutzutage auf so ziemlich jedem Album vorhanden sind. Nein! Hier geht es noch um die Idee des Aufbruchs in eine bessere Zukunft.
Mit ihrer Zeile „Ich dachte In sein heißt dagegen sein“ weisen uns Trümmer dann endlich in „Straßen Voller Schmutz“ darauf hin, wie sie das Ganze sehen. Lyrisches Geschick beweisen die Hamburger Jungs definitiv in ihren Songs und überzeugen den Hörer dann am Schluss nicht nur damit sondern auch mit ihrer etwas schrulligen, nostalgischen Art.

VÖ: 29.08.2014

Gehört von: Jara Dressler