Ich bin wirklich froh, dass ich mein Profil bei einer einschlägig bekannten Singlebörse noch nicht gelöscht hatte! Klar, das überquellende Postfach zu sichten hat schon ein bisschen Zeit in Anspruch genommen, hat sich aber gelohnt. Zumindest für den Moment, denn langfristig kann ich natürlich noch nix dazu sagen. Zwischen lauter nichtssagenden Mails à la „Na du, alles klar?“ oder „Hey Unbekannte“ verbirgt sich die echt schön geschriebene Mail von Karsten. Interessant, wohldurchdacht und weit entfernt vom nervigen „Copy & Paste“-Standard. An dieser Stelle noch mal für alle ganz langsam und zum mitschreiben: Jungs, ehrlich, so was kommt bei keiner Frau an. Wirklich nicht! Bitte seid doch mal ein wenig kreativer. Wenigstens ein klitzekleines bisschen, dann kriegt ihr auch eine Antwort. Versprochen.
Also auch ohne näheren Blick ins Profil ist Karstens Nachricht eine Antwort wert. Na gut, vielleicht schau ich doch mal genauer hin, bevor ich zurück schreibe. Hm, er kommt aus Hamburg, aber das soll nicht gleich ein Ausschlusskriterium sein. Siehe da, der Mann scheint nicht nur was im Kopf zu haben sondern sieht auch noch lecker aus. Ähm, ich meine, attraktiv. Die wichtigsten der 100 Fragen hat er beantwortet und zwar mit Witz und Charme, ohne übertrieben lustig sein zu wollen. Ja, Karsten bekommt definitiv eine zauberhafte Antwort von mir. Aber ganz entspannt. Ich stürze mich doch nicht gleich wieder Hals- über Kopf in mein Unglück! Flops hatte ich in letzter Zeit wahrlich genug. Ich bin einfach mal offen, aber dennoch auf der Hut. Einverstanden?
Zwei Nachrichten später weiß ich, dass sich hinter der weitläufigen Berufsbezeichnung Medien „was im Musik-Business“ verbirgt. Das nenn ich ja mal konkret, aber gut, das reicht ja schon mal für den Anfang. Hätte ja auch schlimmer sein können. Zum Beispiel ein Webdesigner in einer IT-Firma oder so was. Ganz nebenbei erfahre ich, dass er zwar in Hamburg wohnt, aber auch öfter mal in Berlin zu tun hat. Jetzt wird die Sache doch gleich noch ein wenig interessanter. Ich meine, Hamburg ist zwar quasi der Vorort von Berlin, aber auf Pendelei habe ich ehrlich gesagt keinen Bock. Huch, Moment mal, fange ich etwa schon wieder an, weiter zu planen? Nein, ich höre nicht schon vor dem ersten Date die Hochzeitsglocken läuten und Namen für unsere Kinder habe ich mir auch noch nicht überlegt. Ich bin ja nicht komplett durchgeknallt. Höchstens ein bisschen. Trotzdem kann es doch nicht schaden, einen Kerl vorab schon mal auf Beziehungspotential abzuchecken. Wir haben ja alle keine Zeit…zu verschwenden.
Wie auch immer, jedenfalls ist Karsten zur Popkomm in der Stadt. Klar, macht ja irgendwie Sinn, wenn er was mit der Musik-Industrie zu tun hat. Und weil ich da natürlich auch verstärkt unterwegs sein werde, könnte man sich doch vielleicht mal ganz unverbindlich bei einer der Partys oder Showcases „beschnuppern“. Das ist doch mal ein guter Plan!
…Fortsetzung folgt.