Man hat fast vergessen wie schön der melancholisch düstere Trip-Hop geprägte Bristol-Sound von Massive Attack klingt. Mit der aktuellen Tour und dem damit verbundenen Konzert im Berliner Tempodrom ruft sich die Band wieder in beste Erinnerung zurück. Sowohl alte Songs aus den Anfängen der Band, als auch neueres Material klingen extrem zeitlos. Aktualität bekommen die Songs auch durch die Botschaften, die zu brisanten Themen immer wieder über die Video-Leinwand flimmern. Massive Attack hat die Musik schon immer als Sprachrohr genutzt, um zu politischen Themen Stellung zu nehmen. So sind die Statements zu Flüchtlingen, Putin und der allgemeinen Lage der Welt eine passende Untermalung der elegischen Songs. Viele im Publikum dürften allerdings von so mancher Projektion nicht viel mitbekommen haben. In sich versunken tanzte so mancher Fan mit geschlossenen Augen und gab sich ganz der Musik hin. So herrschte im Tempodrom stellenweise auch eher Club-Atmosphäre, untermalt mit viel Nebel und Laser. Auch das eine Reminiszenz an die 90er, die in diesem Fall erstaunlich zeitgemäß wirkt.
Die Band ist auf der Bühne durch die Projektionen oft nur schemenhaft wahrzunehmen. So ist es lediglich für den Hardocore-Fan auszumachen wer von den teilweise bis zu acht Musikern auf der Bühne die Gründungsmitglieder Robert „3D“ Del Nanja und Grant „Daddy G“ Marshall sind und wer gerade als Gast-Musiker fungiert. Auch dies entspricht der Band, die sich ursprünglich aus einem Künstler-Kollektiv gegründet hat und auch immer noch so versteht. Zudem ist es nebensächlich, da bei Massive Attack die Musik einzig und alleine im Vordergrund steht und die war an diesem Abend grandios.
Fotos: Markus Werner