Luzi der Schrecken der Straße – Heute: Bei netto

LuziEs ist wieder so weit. Der Hunger ist groß. Der Kühlschrank ist leer. Ich muss runter zu plus. Ähhh, netto. Netto in der Torstraße zwischen Straßburger Straße und Prenzlauer Allee. Ich nehme mir vor, bei netto mal wieder richtig was zu erleben. Es ist proppevoll, es herrscht diese angespannte „Rempel-mich-bloß-nicht-an-sonst- schmeiß-ich-mit-Kellogs –Stimmung“. Seit plus zu netto wurde, gibt es ja sowieso keinen Platz mehr für Kunden.

Mein erster Halt ist vor dem Gemüseregal, da fängt es auch schon an. Ich stehe anscheinend falsch. „Kann ich mal an die Radieschen, menschmaier“, werde ich angepöbelt. Typisch. Ansonsten passiert nichts weiter. Also stelle ich mich an. Die Schlange ist circa 20 Meter lang. Ich nehme mir die Gala aus dem Regal und lese. Mann, sonst passiert doch immer was im Torstraßen-netto. Hier sind noch richtige Urberliner Originale unterwegs. Hier kriegt man immer was zum Staunen. Ich gebe auf. Da passiert’s.

Drei Reihen weiter macht eine Frau ihre Ware aufs Band und dem Mann vor ihr fällt eine Flasche um.

Er: „Oh, enschuldijung junge Frau… oder sind se‘n junger Herr…?“

Seine Begleitung: Mensch sach mal, kannste nich kieken, dit sieht man doch dass dit ne Frau is“.

Er: „Ja, dit kann man doch nich erkennen mit den kurzen Haaren, woher soll ick dit denn wissen“.

Die Begleitung:„Mann, dit is ja richte peinlich mit dir“.

Er zu der Frau: „Dit tut ma jetz leid, dit hab ich echt nicht erkannt“.

Alle drumherum in der Schlange tun so als würden sie nichts hören und verziehen keine Miene. Außer ich. Ich grinse. Er entschuldigt sich noch ungefähr dreizehn Mal. Sie tut so als wär‘s nicht schlimm, ist völlig eingeschüchtert und wünscht sich nichts mehr, als dass er endlich seine Klappe hält.

„Dit tut mir so leid, dit war nicht persönlich jemeint. Dit is mir jetzt selbst janz peinlich. Da werd ick ja selbst janz rot.“

Zufrieden geh ich nachhause mit Porree und Schmand.