Das siebte Konzert ihrer “Schlaflos“-Tour spielten Jennifer Rostock in der Turbinenhalle Oberhausen. Schon lange vor Konzertbeginn standen die ersten Fans draußen im Regen, um sich ihren Platz direkt vor der Bühne zu sichern. Um 18 Uhr stürmten dann alle in die Halle. Es war zwar voll, aber die Stimmung war sehr gelöst – alle warteten brav und ohne Krawall auf die Band. Gegen 20 Uhr trat die Vorband Marathonmann auf die Bühne. Musikalisch zugegeben etwas härter als Jennifer Rostock, aber sehr passend gewählt. Die Menge war nach ihrem Auftritt jedenfalls gut aufgeheizt.
Um Punkt 21 Uhr wurde die Halle dann schlagartig dunkel – die Achterbahnfahrt der Gefühle durfte also anfangen. Die Bandmitglieder traten einzeln auf die Bühne, zum Schluss Jennifer Weist in glitzerndem Ganzkörperbody und Lederjacke. Der Ausschnitt war nicht nur für die männlichen Besucher echt ansehnlich. Es folgten ein paar schnellere Nummer und der erste Schnaps. Schnaps gab es von dort an nach etwa jedem zweiten Song, eingeleitet mit einem lauten “Zicke Zacke Zicke Zacke!“ – trinkfest ist die Band also auf jeden Fall. Dann folgte bald auch schon der erste Gänsehautmoment, wovon es gleich mehrere während des Konzerts gab. Der erste hat mir quasi das Pipi in die Augen gezaubert – um mich herum etliche lesbische und schwule Pärchen, die lauthals mitsangen, sich in den Arm nahmen oder einfach nur mit geschlossenen Augen dem Gesang folgten, auf der Bühne Jennifer, die zu “Ein Schmerz und eine Kehle“ erst ein Bad in der Menge nahm und anschließend eine riesige Regenbogen-Fahne schwenkte und eine Band, die sich die Fäuste auf die Brust schlug. Ich habe in den letzten 13 Jahren selten erlebt, dass sich Besucher so sehr mit einem Song identifizierten – ein unbezahlbarer und zugleich unglaublich schöner Moment, auf den der wohl lauteste Applaus ever folgte. Zur Halbzeit wurde es zunehmend warm in der Halle und romantisch auf der Bühne – mit “Das Schiff versinkt“ und einem Cover von “Wrecking Ball“ (Weitaus besser als das Original.) leitete die Band einen Heiratsantrag ein, der natürlich mit einem “Ja“ entgegen genommen wurde. Final gab es mit “Schlaflos“ dann nochmal eine dicke Portion Gänsehaut mit auf den Heimweg.
Das ganze Konzert über gab es eine bunte Mischung aus alten und neuen Songs. So wurde die Menge beispielsweise aufgefordert, zu dem Song “Du willst mir an die Wäsche“ ein Kleidungsstück nach Wahl abzulegen und dieses über dem Kopf zu schwingen – manch einer folgte dieser Aufforderung so weit, dass aus einigen Ecken die eine oder andere entblößte Brust zu sehen war. Die Band performte zusammen mit Michi, dem Sänger der Vorband Marathonmann, den Song “Der Kapitän“ und zu dem Song “Feuer“ holte sich Jennifer gleich zwei Fans, aus den ersten Reihen, auf die Bühne, die gegeneinander in einem Gesangsduell antreten durften – das Publikum durfte anschließend entscheiden, wer von beiden besser abgeliefert hatte. Beide bekamen einen dicken Knutscher von ihr und ihre, hart ersungenen, Preise: signierte Drumsticks für beide und einen Merch-Gutschein für den Herren mit dem ersten Platz. Die Kirsche auf der “Retro“-Sahnehaube war “Kopf oder Zahl“ – der Song, mit dem die Band 2008 bekannt wurde. Spätestens ab hier war die Menge gar nicht mehr aufzuhalten. Als letzten Song spielte die Band noch “Es war nicht alles schlecht“ wozu überraschenderweise auch Nico, der Sänger von War From A Harlots Mouth, auf die Bühne kam. Das war definitiv der krönende Abschluss!
Mein Fazit: “Schlaflos“ war ich nach diesem Konzert allemal. Diese Welle an Eindrücken musste natürlich erst einmal verarbeitet werden. Jennifer Rostock betiteln sich zu Recht als Live-Band, denn das sind sie – sehr, sehr gut sogar. Eine solche Show sollte sich niemand entgehen lassen. Ich für meinen Teil komme jederzeit und mit Sicherheit wieder!
War dabei: Bella Lacroix