Dörte Heilewelt war auf Weltraumfahrt. Inzwischen ist sie, leicht verstrahlt, wieder auf der Erde gelandet und hat uns ihren Bericht vom 30 Seconds to Mars – Konzert mitgebracht.
Fans, die schon um 13 Uhr vor dem Astra warten, eine Einlass-/Konzertverspätung von 30 Minuten und mein gewonnenes Meet & Greet, das plötzlich statt vor erst nach dem Konzert stattfinden soll – willkommen bei einem 30 Seconds To Mars-Konzert. Es ist mein zehntes Konzert dieser Band, und so richtig kann mich in dieser Hinsicht nichts mehr überraschen.
Die Vorband war We Fell To Earth aus London. Wendy Rae Fowler und Richard File, die beiden Masterminds hinter We fall To Earth, machen elektrifizierten, atmosphärischen Rock. Als Vorband für eine Rockband etwas zu atmosphärisch für meinen Geschmack. Die Begeisterung im Publikum hielt sich in Grenzen – nur vereinzelt war ein im Takt mitwippender Kopf zu sehen, und der Applaus ist nur bei einem kleinen Teil des Publikums über ein gewisses Maß an Höflichkeit hinaus gegangen. Die Vorband von 30 Seconds To Mars zu sein, ist noch nie einfach gewesen.
Es gibt viele Dinge, mit denen ich mich abgefunden habe. Die Umbauzeit der Bühne von einer dreiviertel Stunde gehört dazu – dabei habe ich bzw. haben wir eine gefühlte Ewigkeit (bestimmt 15 min) auf eine fertige Bühne gestarrt. Und dass die ersten jungen Damen umkippen, bevor die Band überhaupt die Bühne betritt, ist ebenfalls eines dieser Dinge.
Das Bühnenbild ist simpel – eben wie das Bühnenbild einer Rockband sein sollte. Es gibt diesmal keine Banner, keine Flaggen und auch kein Hintergrundbild.
Gegen 21.30 Uhr ist es endlich soweit. Das sonst üblich gewesene „O Fortuna“ von Carl Orff entfällt diesmal. Stattdessen gibt es ein Drumsolo von Shannon Leto. Währenddessen betreten Jared Leto (Gitarre, Gesang), Tomo Miličević (Gitarre, Keyboards), Tim Kelleher (Tourbassist, Keyboard, Background Gesang) und eine neue unbekannte Tourunterstützung an Computern, Keyboards und Gitarre (Soundeffekten) die Bühne.
Der erste Song ist „A Beautiful Lie“, und spätestens als das gesamte Publikum ab der ersten Silbe geschlossen mitsingt ist klar, dass sich zu 99% Fans in der Halle aufhalten. Immerhin war das Konzert innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Die 1 1/2 Jahre zwischen diesem und dem letzten Konzert sind bei mir wie weggeblasen, und als der zweite Song „Attack“ gespielt wird, springe auch ich (und es sei hier bemerkt, dass ich nie bei Konzerten springe). Es ist unbeschreiblich großartig!
Die Band hat sichtlich Spaß auf der Bühne, und dass Jared Leto ohne Eigenbeteiligung halbe Songs einfach vom Publikum singen lässt, ist in meinen Augen toll. Während des Konzertes bringt er es auf den Punkt: Es geht nicht um eine große und schicke Inszenierung, es geht nur um uns, die Fans, und um sie, die Band. Alles andere ist egal.
Ich habe noch kein Konzert erlebt, bei dem das Publikumslicht so oft und lang an war, auch das Bühnenlicht war allgemein hell oder anhaltendes Strobogewitter. Die Blicke der Jungs gehen immer wieder durch ihr Publikum. Dass sie nicht ins Leere gehen sondern dort auch Leute bemerken, darf ich später beim Meet & Greet erfahren. Jared hat mich wieder erkannt (wobei die im Publikum rare Haarfarbe blond und mein „warpaint“ sicher dabei geholfen haben).
Jareds Begeisterung gipfelt darin, dass er von der Bühne geht, um einmal eine langsame Runde durch sein Publikum zu drehen, während er „The Kill“ singt – ohne einen Sicherheitsmann an seiner Seite.
Trotz seiner Erkältung hat die Stimme von Jared Leto selten besser geklungen (und ich muss das mal erwähnen: auf keinem von mir besuchten Konzert sah er so gesund aus). Das stellt er spätestens bei seinem Akkustikset unter Beweiß. Jedoch sollte er sein Publikum nicht nach Songs fragen, die er spielen soll, und dann einen spielen, bei dem er im Text unsicher ist. Zum Glück hat er Fans, die sämtliche alten Songs auswendig kennen und für ihn weiter singen, bis er sich wieder erinnert.
Tim Kelleher hat seine (neuere) Rolle als Background Sänger sehr gut gemeistert. Und wie soll ich es besser sagen, als dass man Shannon Leto nicht umsonst auch Shannimal nennt. Er ist hinter seinem gigantischen Schlagzeug voll in seiner Spielfreude aufgegangen.
Ich habe nur zwei kleinere Wehmutstropfen. Der erste ist, dass nur wenige Songs vom neuen Album gespielt wurden – „Kings and Queens“ (die aktuelle Single), „This is War“, und den Abschluss der Konzertes bildete das umwerfend schöne „100 Suns“. Der zweite ist, dass das Konzert nur 45 Minuten plus Zugabe gedauert hat. Letzteres ist allerdings nicht ungewöhnlich bei 30 Seconds To Mars-Konzerten und insofern auch keine Überraschung.
Nach dem Konzert hat dann doch endlich das Meet & Greet stattgefunden, gemeinsam mit „nur“ 29 anderen Leuten (trotzdem, o2 sei gedankt). Wer sich wie ich fragt, was der weiße Schimmel im aktuellen „Kings and Queens“ Video zu suchen hat, dem verrate ich hier die Antwort der Meister höchstpersönlich: „Use your imagination.“ Es gab schlicht keine Zeit, um irgendetwas richtig zu fragen.
Im März 2010 sind sie wieder in der Stadt, und ich werde wieder dabei sein. Bleibt mir nur zu sagen: I believe in nothing but the beating of our hearts.
Fotos (c) Dörthe Heilewelt
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