Interview mit Tom Grennan: “Mein Traum ist es, so groß wie Michael Jackson zu werden”

Während nicht weit weg auf der Theresienwiese gerade das Münchner Oktoberfest steigt, treibe ich mich lieber Werksviertel herum – voller Vorfreude auf das Konzert des britischen Durchstarters des Jahres, Tom Grennan. Vor seinem Auftritt im Technikum steht er mir im Interview Rede und Antwort. Um das schöne Wetter an diesem sonnigen Herbstnachmittag noch zu genießen, verlegen wir das Interview direkt nach draußen. Tom wirkt ein bisschen hibbelig, aber dennoch aufmerksam und man merkt sofort, dass er die Musik im Blut hat und er seinen Job liebt. Dass er auch in Deutschland spätestens seit seinem Debütalbum „Lighting Matches“ längst kein Geheimtipp mehr ist, merkt man schnell, als er mitten im Interview von Fans angesprochen wird.

Hallo Tom! Herzlichen willkommen in München. Hattest du denn Zeit, dich ein bisschen in der Stadt umzuschauen?

Ja, ich war heute beim Friseur und danach sind wir noch ein bisschen durch die Straßen geschlendert. Hier in der Gegend rund um den Ostbahnhof gefällt es uns sehr gut. Als wir das letzte Mal hier waren, war es Winter. Es hat geschneit und es gab überall Weihnachtsmärkte, das war echt toll! Aber ich stehe nicht nur auf Glühwein. Deutsches Bier mag ich auch. Am allerliebsten trinke ich aber Radler.

Und woran erinnerst du dich besonders gerne, wenn du an deine Besuche in Deutschland denkst?

Ich habe mal in Heidelberg gespielt, daran denke ich gerne zurück. Auch mein letztes München Konzert war großartig. Das deutsche Publikum ist generell immer sehr gut. Die Leute sind wirklich wegen der Musik da und genießen die Show. Ich kann das gar nicht genau an etwas Speziellem festmachen, aber es fühlt sich für mich definitiv anders an, als wenn ich in England spiele.

Vor ein paar Monaten ist dein Debütalbum „Lighting Matches“ herausgekommen. Du hast mal erzählt, dass sich für dich das Songwriting anfühlt wie eine Art Meditation.

An dieser Stelle wird unser Gespräch kurz durch eine Fangruppe unterbrochen, die Tom mit Komplimenten überhäuft.

Wow, du hast echt eingefleischte Fans!

Ja, ich liebe das! Wo war ich stehen geblieben? Die Songs sind einfach so aus mir rausgekommen. Ich habe mich hingesetzt und sie geschrieben. Das war ganz leicht. Ich habe quasi ein ganzes Jahr lang nichts anderes gemacht als Songs zu schreiben, insgesamt wohl circa 200 Stück. Am Ende haben wir uns dann hingesetzt und die besten Songs fürs Album ausgewählt und diese im Studio aufgenommen. Das Ergebnis kann man auf “Lighting Matches” hören.

Ist es euch schwergefallen, diese Auswahl zu treffen?

Bei den meisten Songs, die es aufs Album geschafft haben, waren wir uns zu hundert Prozent sicher. Es gibt natürlich auch eine ganze Reihe weiterer Songs, die wir mit aufs Album hätten packen können, aber irgendwo mussten wir einen Cut machen.

Was ist denn deine allererste musikalische Erinnerung?

Ich glaube, das war die Musik von Queen. Meine Tante hatte eine Jukebox und meine Mutter und sie haben darauf ständig Queen Songs gespielt. Wenn ich heute irgendwo “Bicycle Race” höre, dann kommen viele Erinnerungen an diese Zeit wieder hoch.

Und als du dann etwas älter warst, welche Bands haben dich da begeistert?

Allen voran natürlich die Arctic Monkeys, die Wombats und die Kooks. Aber ich habe auch viel Hip Hop gehört: von Eminem und Dr Dre bis hin zu Snoop Dog, X-Zibit oder DMX. Auch gute Bluesmusik hat mich schon immer begeistert.

Ich habe dich im Sommer eher zufällig auf einem Festival gesehen und war begeistert von deiner Energie. Woher nimmst du diese Power, wenn du auf der Bühne stehst?

Ich bin einfach von Natur aus eine Person, die sehr viel Energie hat. Ich liebe es auf der Bühne zu stehen. Ich mag es im Mittelpunkt zu stehen und zu zeigen, was ich draufhabe. Das tue ich nicht auf eine arrogante Art und Weise, sondern es geht mir darum, zusammen mit dem Publikum etwas Einmaliges zu schaffen. Auch wenn ich dabei vielleicht aussehe wie ein Idiot (lacht).

Welchen Song singst du denn am liebsten live? Gibt es einen Song, wo du das Publikum sofort “hast”?

Oh ja, bei “Little By Little Love” spüre ich diese Verbindung zum Publikum. Das ist immer sehr besonders. Davon könnt ihr euch heute Abend selbst ein Bild machen.

Du hast vor ein paar Monaten einen neuen Guinness World Record aufgestellt und bist nun der Musiker, der innerhalb von 12 Stunden die meisten Konzerte (10 Stück) gespielt hat. Das klingt wahnsinnig aufregend. Wie ist es denn dazu gekommen?

Oh ja, das war echt ein langer, anstrengender Tag. Aber es hat auch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Wir hatten diese Idee im Zuge der Planungen für die Album Promo und haben das dann wirklich durchgezogen.

Bevor du deinen Durchbruch als Sänger hattest, hast du eine Zeit lang Schauspielerei studiert. Was wäre denn deine Paraderolle?

Ich würde gerne was im Stil von Tom Hardy spielen. Kämpfen und töten, aber aus guten Beweggründen.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

Ich hoffe, ich stehe dann noch auf der Bühne. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass ich hoffe, dass ich dann so bekannt geworden bin, dass ich ganze Stadien fülle. Mein Traum ist es, so groß wie Michael Jackson zu werden. Es würde mich nicht stören, wenn ich ständig erkannt werde. Ganz im Gegenteil, das fände ich toll!

In England spielst du ja jetzt schon in ziemlich großen Hallen…

Ja, genau. Das wächst bei mir sehr organisch. Mit meiner Art von Musik wird es nicht möglich sein, sofort ganz oben anzukommen, aber ich arbeite stetig darauf hin. Das ist wie bei einem Hausbau, das braucht seine Zeit und es braucht viel Hingabe und Aufopferung. Ich bin aber wirklich sehr dankbar und glücklich, wie es bei mir bisher gelaufen ist. Ich lebe ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich das alles erleben darf.

Hast du denn während du auf Tour bist zwischendurch auch mal Zeit, an neuen Songs zu arbeiten?

Ich schreibe gar nicht, wenn ich unterwegs bin, sondern nehme mir dafür wirklich Zeit, um mich voll darauf fokussieren zu können.

Hast du denn damit schon angefangen?

Ein kleines bisschen habe ich tatsächlich schon angefangen, aber der Großteil kommt erst noch.

Was läuft bei dir denn gerade rauf und runter?

Um ehrlich zu sein höre ich gerade sehr viel ältere Sachen. Ray Charles zum Beispiel, oder Howlin’ Wolf, Robert Johnson und Tom Petty. Von den neuen Sachen gefällt mir das Album von Travis Scott. Wenn wir gemeinsam im Tourbus unterwegs sind, hören wir alles mögliche, gestern lief zum Beispiel die ganze Zeit Countrymusik.

Ich nehme an, die typische deutsche Oktoberfest Musik hört ihr eher weniger?

Nicht wirklich, da muss ich mal reinhören! Dazu kann man bestimmt gut tanzen. (lacht)

Und was machst du auf Tour in deiner Freizeit?

Dann spiele ich meistens Fußball oder relaxe einfach nur. Oder ich schaue mir die Orte an, an denen ich gerade bin und laufe durch die Straßen, um die Kultur zu erleben.

Zum Abschluss noch ein paar schnelle Fragen: Lieblingsfilm?

Forrest Gump

Der beste Song, der jemals geschrieben wurde?

Amy Winehouse „Back To Black“. Die hätte ich wahnsinnig gerne mal live erlebt.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit, dead or alive, würdest du dich gerne mal unterhalten?

Mit William Shakespeare. Ich habe versucht, seine Stücke zu lesen, aber es ist mir nicht ganz gelungen. Ich würde ihn daher fragen, wie er das geschafft hat, diese bedeutsamen Werke zu verfassen. Er hat die englische Sprache maßgeblich geprägt und seine Stücke sind nach wie vor relevant.

Wenn du die Wahl hättest, würdest du lieber deine Vergangenheit ändern oder deine Zukunft kennen?

Ich würde wahrscheinlich lieber meine Vergangenheit ändern, das wäre die bessere Option.

Freust du dich auf die Show heute Abend?

Oh Ja! Ich glaube, sie ist beinahe komplett ausverkauft. Das wird toll!

Vielen Dank für das Interview und für den tollen Auftritt!

Interview: Marion Weber
Foto: Olivia Rose

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