Erst letztes Jahr erschien ihr Album „Glück und Benzin“, und schon wieder steht Miss Platnum kurz davor, ein neues Album zu vollenden. Überraschend veröffentlichte sie vor einem Monat ihre neue Single „MDCHN (sind die besseren Jungs)“ und ließ die Welt ganz knackig wissen: es geht blitzschnell weiter im Leben der Miss Platnum! Uns hat sie im Interview schon ein bisschen verraten, was uns in nächster Zeit erwarten wird und wann in etwa wir mit der neuen Scheibe rechnen können.
Du bist ja gerade mittendrin in der Arbeit an deinem neuen Album.
Genau. Gerade ist „MDCHN“ raus gekommen, die erste Single aus dem Album. Ich bin noch mittendrin, aber es geht in Richtung Endspurt. Diesmal ging es irgendwie ziemlich schnell. Zwischen meinem vorletzten Album und dem letzten, „Glück und Benzin“, lagen fünf Jahre dazwischen. Das war mir zu lang. Klar, dazwischen gab es noch die „Lila Wolken“ EP, die darf man auch nicht außer Acht lassen. Aber irgendwie war es mir diesmal wichtig gleich weiter zu machen.
Und wann war Dir klar, dass „MDCHN“ der erste Song sein wird, den du vorausschickst?
Ziemlich früh. Für mich war es wichtig, diese ohnehin schon kurze Pause noch mehr zu verkürzen und möglichst schnell schon einen Song zu veröffentlichen. Ich finde, es ist einfach zeitgemäß, Musik so zu machen. Und ich kann mir vorstellen, dass es in Zukunft immer mehr um Songs gehen wird, um Singles oder EPs, dass man Sachen macht und sie sofort raus bringt. Durch die vielen Vorläufe, die man aufgrund von Presse und Abgabeterminen hat, dauert es noch mal bis zu drei Monate, bis man das fertige Album raus bringen kann. Man sitzt in den Startlöchern und will los legen, ist bereit und voller Energie. Das wollte ich diesmal anders machen.
Aber wäre es nicht auch eine traurige Entwicklung, wenn das Konstrukt „Album“ sich irgendwann komplett erledigt haben sollte?
Das glaube ich nicht. Das ist ein bisschen so wie mit Vinyl. Das galt ja auch schon als ausgestorben und seit ein paar Jahren legen die Leute wieder mehr Wert drauf, das Ganze noch als Vinyl raus zu bringen, auch wenn es eine kleine Auflage ist. Alben werden immer für die wahren Fans, die langen Wegbegleiter wichtig sein. Die erzählen einfach eine Geschichte. Unser Ziel ist es als Künstler, dass es einen roten Faden gibt. Ich finde im Moment beides wichtig, dass man immer wieder Songs raus bringt und trotzdem Alben macht. Man muss einfach nur schnell veröffentlichen, nicht mehr so lange warten. Das ist für den Künstler gut und für die Fans genauso. Man macht ja auch Musik weil man gerade in einer Situation ist, weil man von etwas inspiriert ist. Dass dann erst ein halbes Jahr später raus zu bringen macht einfach keinen Sinn.
Wenn du zurück blickst, bist du zufrieden damit, wie das letzte Jahr mit „Glück und Benzin“ gelaufen ist?
Ja. Es war eine große Umstellung, weil es mein erstes deutsches Album war. Und auch die visuellen Änderungen, wie ich alles mit meiner Band umgestellt habe, das ist alles mega gut gelaufen. Natürlich ist mir klar, dass beim Übergang von der alten Miss Platnum zur neuen sich viele Sachen verändert haben. Und es ist gut so.
Es war ja auch rein kommerziell gesehen dein erfolgreichstes Album bisher – Platz 27 in den deutschen Albumcharts!
Siehste! (lacht) Es war ja auch so dass ich gemerkt habe, egal wie international ich vorher veröffentlicht und getourt habe, in Deutschland ist einfach meine größte Fanbase. Durch die ganzen Kollaborationen die ich gemacht habe, hat es sich irgendwann auch nicht mehr unnatürlich angefühlt auf Deutsch zu singen. Ein paar alte Fans sind vielleicht nicht mehr so beglückt, wenn ich jetzt auch nicht mehr dieses Balkan Ding mache. Für mich ist das aber eine ganz natürliche künstlerische Weiterentwicklung und ich möchte immer die Freiheit haben, das machen zu können was sich gerade richtig anfühlt. Für mich ist diese Freiheit ganz wichtig. Nur so habe ich Bock auch in die Zukunft zu gucken. Alles andere würde sich wie ein Korsett anfühlen. Ich brauche das Gefühl, theoretisch jeden Tag alles anders machen zu können. Wenn ich damit Leute erreichen kann und mir dabei auch noch selber gefalle, dann ist es gut.
Wieviel verrät „MDCHN“ denn nun über das neue Album? Wird es genau in die Richtung gehen?
Das Album ist Urban Pop. Und „MDCHN“ ist eine Facette davon.
Hast du auf den Song bisher auch negative Reaktionen bekommen? Man könnte die Aussage „Mädchen sind die besseren Jungs“ ja auch als Provokation verstehen.
Verstehe ich überhaupt nicht.
Ich auch nicht. Aber die Menschen sind ja manchmal komisch.
Der Song macht genau das, was mir wichtig war: er vermittelt mit Leichtigkeit, dass ich zurück bin. Da braucht sich keiner provoziert fühlen. Die paar Jungs, die auf Facebook rumheulen sind genau die, wegen denen ich sage MDCHN sind die besseren Jungs.
Meine Tochter ist ja auch so ein cooles Mädchen. Allerdings schätzen Leute sie öfter mal falsch ein. Sie tanzt leidenschaftlich Ballett, ist optisch aber eher der coole, sportliche Typ. Das verwirrt manche Leute. Siehst du das als Problem, dass man als Mädchen schon früh gerne mal in eine Schublade steckt, wie man zu sein hat?
Ja, aber das ist ja nicht nur bei Mädchen so, bei Jungs ist es genau das Gleiche. Oder bei Männern und Frauen. Ich halte nichts von klassischen Rollenverteilungen, Gender Talk interessiert mich nicht. Ich finde es super, dass wir in einer Zeit leben, wo jeder eigentlich alles machen kann. Natürlich mussten wir uns vieles erkämpfen, aber wir sind jetzt an einem Punkt, wo nahezu alles möglich ist. Wenn jemand ein guter Chirurg ist, kann er meinetwegen 800 Piercings haben. Das ist mir doch egal! Ich würde mir einfach wünschen, dass Schubladen immer unwichtiger werden.
Hast du schon einen zeitlichen Fahrplan wie es mit dem Album weitergehen wird? Gibt es schon ein Veröffentlichungsdatum?
Ja, im Herbst geht es los.
Und gibt es schon einen Titel?
Ne, noch nicht! Aber das kenne ich schon von mir, Albumtitel kommt immer zum Schluss. (lacht)
Interview: Gabi Rudolph