Als ich Kitty, Daisy & Lewis damals kurz vor Release ihres zweiten Albums „Smoking In Heaven“ gemeinsam zum Interview getroffen habe, saßen mir drei gutlaunige Geschwister gegenüber, die sich während unseres Gespräches immer wieder in gegenseitige, scherzhafte Hänseleien verstrickten. Ziemlich genau drei Jahre später sitze ich zusammen mit Daisy und es stellt sich heraus: Fokussierter spricht es sich tatsächlich mit nur einem der drei. Daisy ist wahnsinnig hübsch (diese silbernen Sandalen…), wahnsinnig klein (…an diesen winzigen Füßen!) und überhaupt mit ihrem gepflegten Englisch so putzig, dass man sie am liebsten mit nach Hause nehmen möchte. Zu erzählen hat sie natürlich auch allerhand, und so unterhalten wir uns munter über das neue Album „Kitty Daisy & Lewis The Third“ auf das die drei Geschwister, zu Recht, außerordentlich stolz sind.
Wenn man euch von außen beobachtet, könnte man den Eindruck bekommen, dass ihr nie aufhört zu arbeiten. Ihr wart wahnsinnig lange auf Tour und jetzt gibt es ein drittes Album.
Mit dem Touren haben wir eine Weile aufgehört, um uns auf die Aufnahmen zu konzentrieren. Aber ja, das nächste Jahr werden wir wahrscheinlich wieder komplett unterwegs sein. Als wir mit den Aufnahmen fertig waren haben wir tatsächlich eine Weile rum gesessen und gar nichts gemacht. Aber selbst in der Zeit schreibt man eigentlich ständig E-Mails und all sowas. Wir haben ein großartiges Team um uns herum, aber das Meiste kommt am Ende wieder zurück zu uns, damit wir es abnicken.
Das letzte Mal haben wir uns getroffen kurz bevor „Smoking In Heaven“ raus kam. Da wart ihr voller Neugierde und freudiger Erwartung. Seid ihr damit zufrieden, wie es mit dem Album gelaufen ist?
Insgesamt ja. Es ist ja immer alles ein großer Lernprozess. Wenn wir es uns heute anhören, würden wir manche Sachen so nicht mehr machen, was die Aufnahmen angeht zum Beispiel. Aber wenn wir es damals so nicht gemacht hätten, hätten wir dieses Album niemals machen können. Für mich ist „The Third“ das beste Album, das wir je gemacht haben, sowohl was die Aufnahmen als auch das Songwriting angeht, die Produktion, alles. Bei „Smoking In Heaven“ hatten wir keinen wirklichen Plan, wir haben einfach unsere Songs aufgenommen. Diesmal wussten wir, dass wir eine große Produktion wollen, der Sound sollte klar sein, wir wollten Geigen und gute Background Vocals. Wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Deshalb haben wir uns diesmal auch viel Zeit genommen. Beim letzten Mal hatten wir mehr Druck, diesmal haben wir gesagt es dauert so lang wie es dauert. Drei Jahre haben wir allein an unserem Studio gebaut. Früher haben wir Zuhause bei unserer Mutter aufgenommen, jetzt haben wir unser eigenes Studio. Zeitgleich haben wir fünf Monate lang mit unserem Produzenten Mick James die Songs geübt.
Es ist das erste Mal, dass ihr mit einem Produzenten gearbeitet habt.
Genau. Es war ihm wichtig, dass er die Songs so gut wie möglich kennt. Und er dachte, dass es ihm hilft, wenn er lernt sie gemeinsam mit uns zu spielen. Ein paar der Songs haben wir vor den Aufnahmen auch schon live ausprobiert. Das ist eigentlich die effektivste Vorbereitung.
Erzähl mir von eurem Studio. Was für ein Equipment benutzt ihr? Ich könnte mir vorstellen, dass vieles davon Vintage ist…
Ja, wir nutzen nur analoges Equipment, nichts digitales. Alte Tonbandgeräte, riesigie Equalizer. „Smoking In Heaven“ haben wir einen 8-Spurrekorder benutzt. Da ist man ja von den Möglichkeiten her eher limitiert. Was damals gut funktioniert hat, für das was wir machen wollten. Diesmal hatten wir 16 Spuren. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, mehr zu experimentieren. Irgendwann dachten wir, okay, wenn wir schon versuchen, es diesmal richtig zu machen, können wir uns auch einen Produzenten suchen. Wie normale Leute es tun (lacht). Es war gut, jemand Außenstehenden dabei zu haben, ein weiteres paar Ohren. Wir machen so viel als Familie und wissen so genau, wie der Andere funktioniert, da kann es hilfreich sein, jemanden dabei zu haben, der frischen Wind rein bringt. Wir hätten es auch dieses Mal bestimmt wieder allein geschafft, aber es hat uns wirklich bereichert. Als Familie verliert man sich manchmal in dämlichen Diskussionen, ein Außenstehender nimmt da ein bisschen den Wind raus.
Ich finde es immer spannend, wie man als Band die Gratwanderung schafft, sich bei einer ausgefeilten Produktion trotzdem den Band eigenen Sound zu erhalten. Das ist euch auf „The Third“ gut gelungen, finde ich.
Ich glaube das liegt an der Art wie wir spielen, wir haben einfach immer gejammt. Das kommt einfach immer wieder durch. Und die Einflüsse an denen wir uns orientieren,
Die bei diesem Album auch vielfältiger sind als früher. Ich höre da auch 70er Disco und eine Portion Funk raus.
Uns haben schon immer viele verschiedene Musikstile beeinflusst. Viele Leute hören nur die 50er raus, weil unser erstes Album hauptsächlich Blues und Country ist. Aber die Zeit vergeht, wir entwickeln uns weiter und es kommen verschiedene Einflüsse hinzu. Wir verbessern uns ja auch als Musiker, schließlich wollen wir nicht immer nur die selben drei Akkorde spielen. Hip Hop und Pop beeinflussen uns heute genauso wie der 50er, 60er und 70er. Das kommt auch daher, dass wir vorher nie einen Plan haben, was genau wir machen wollen. Einer gibt etwas vor und wenn der Vibe stimmt, bleibt man dabei.
Ich erinnere mich, dass ich euch beim letzten Mal gefragt habe, ob ihr auch von zeitgenössischen Künstlern beeinflusst seid. Das habt ihr damals sehr bestimmt verneint.
Nun ja, wir sind auch älter geworden (lacht).
Glaubt ihr noch an das Gesamtkonzept eines Albums? Heutzutage laden sich die Leute ja oft nur noch einzelne Songs runter und kennen so manchmal nur die Singles.
Grundsätzlich ist es schwer für uns, ein funktionierendes Konzept für ein Album zu finden, weil wir alle unterschiedliche Schreiber sind. Auch wenn über allem der Kitty, Daisy & Lewis Vibe schwebt, ist jeder Song doch sehr unterschiedlich. Nachdem wir mit dem Album fertig waren, haben uns viele gefragt, was denn nun das Konzept unseres Albums ist. Da muss man sich schnell irgendwas ausdenken. Es gibt nämlich keins (lacht). Nein, es gibt wahrscheinlich schon eins. Es ist nur sehr schwer es zu beschreiben.
Ihr habt so früh mit dem Musikmachen angefangen. Und wie du selber sagst, man verändert sich auch als Person, in so frühen Jahren ja noch schneller und oft auch gravierender. Ist es manchmal schwer für euch, dabei zu bleiben?
Wir werden auf jeden Fall immer Musik machen, irgendwie. Zumindest solang es noch Spaß macht. Mit Musik kann man so viel machen, das kann nicht wirklich langweilig werden. Es ist nicht wie Haare schneiden (lacht).
Interview: Gabi Rudolph
„Kitty Daisy & Lewis The Third“ erscheint am 23. Januar auf Pias.