Interview mit George Ezra

Foto: Christoph Meyer https://www.pixelquest.deBevor wir den wahnsinnig symphatischen Shootingstar des letzten Jahres, den Briten George Ezra auf der Green Stage bejubeln durften, hat er sich noch für ein Interview zu uns gesellt. Mit stolz geschwellter Brust hat er uns von seinem neuen Tourbus erzählt und warum es ganz gut ist, wenn man erst einmal klein anfängt.

Wo kommst Du gerade her?

Wir sind gerade aus Kopenhagen angekommen, dort haben wir gestern gespielt. Es war total nett, da unser Gitarist aus Kopenhagen ist. Besonders schön war, dass er seine Familie sehen konnte. Und da wir dieses Jahr einen Tourbus haben, sind wir über Nacht hier runter gefahren.

Wow, Du hast jetzt einen Nightliner?

Ja, das ist fantastisch, man schläft Abends ein und wacht am nächsten Tag an einem anderen Ort auf (lacht).

Bands erzählen immer wieder, wie toll das ist und wie viel angenehmer eine Tour wird, wenn man endlich einen Nightliner hat.

Wenn du in einer Band bist, dann verbringst Du den ganzen Tag auf Reisen, spielst den Gig und schläfst danach. Dann musst du wieder total früh raus um weiter zu fahren. Wenn man, wie jetzt, während der Fahrt schlafen kann, hat man so viel mehr Energie und man bekommt viel mehr mit. Das viele Reisen ist einfach nach einer gewissen Zeit echt anstrengend.

Das glauben wir gerne. Du warst letztes Jahr ja auch wahnsinnig beschäftigt. Erinnerst Du Dich überhaupt noch an alles was passiert ist?

Na ja, es macht total Spaß aber leider kann ich gar nicht alles so richtig genießen. Es ist so wahnsinnig viel passiert, dass ich gar nicht alles verarbeiten kann. Hoffentlich kann ich mich in ein paar Jahren zurück lehnen und in Ruhe an all das zurück denken, was ich erlebt habe.

Kannst Du denn überhaupt sagen, was für Dich die Highlights waren oder ist so viel geschehen, dass Du gar nichts raus picken kannst?

(überlegt) Ich hatte im letzten Jahr so wenig freie Zeit dazwischen und haben so viel gearbeitet, dass es mir echt schwer fällt eine spezielles Ereignis zu nennen. Ich habe wirklich total Glück mit meiner Situation und ich liebe eigentlich alles was ich mache, da kann ich gar nicht nur eine Sache nennen.

Du bist erst 22, da denken die Leute oft, dass der Erfolg quasi über Nacht gekommen ist. Das ist gar nicht so, oder? Immerhin hast Du mit 18 Jahren schon angefangen, ernsthaft Musik zu machen.

Aus meiner Sicht ist das die einzige Möglichkeit, wie es funktionieren kann: wenn du dich hoch arbeitest. Die Erfahrung ist unschätzbar, wenn man Gigs spielt, wo fast niemand da ist, über Shows in kleineren Clubs bis hin zu den großen Bühnen. Ich habe das Gefühl, dass ich auf der Leiter nach oben alles mitgemacht habe. Und alles ist auf seine Art toll.

Du hast ja ganz früh mit Open Mike Sessions angefangen.

Ja, das stimmt, vor vier, fünf Jahren habe ich in Bristol fast jeden Abend so was gemacht. Das war fantastisch.

Wie fühlt sich das an, wenn man von einem Open Mike Gig irgendwann auf der der Bühne beim legendären Glastonbury Festival landet?

Das ist das Gute daran, dass ich zwischendurch so viel gemacht habe, da war der Schock nicht zu groß. Ich bin nicht plötzlich aufgewacht und stand auf der großen Bühne. Ich habe mir den Weg dort hin verdient.

Als Du Glastonbury zum ersten Mal gespielt hattest, war noch nicht einmal Deine erste EP veröffentlicht. Welche Songs hast Du damals gespielt?

Das war das erste Mal überhaupt, dass ich „Budapest“ live gespielt habe, das war vor zwei Jahren. Als ich letztes Jahr dort gespielt habe, kam mein Album einen Tag später raus, nachdem ich auf der Pyramid Stage gespielt habe.

Wahnsinn! Gibt es denn seitdem noch irgendwas, das Dir Angst machen kann oder was Dich total nervös macht?

Die Pyramid Stage macht mich definitv noch nervös! Eigentlich werde ich aber nicht mehr so schnell nervös. Nur wenn ich mir etwas ganz bewußt mache. Ich bin damit aufgewachsen Glastonbury im Fernsehen zu sehen. Daher weiss ich auch ganz genau, was es bedeutet dort zu spielen. Das macht mich dann schon echt nervös. Es ist aber auch ein positives Gefühl und pusht Dich. Es ist wahrscheinlich aber mehr Aufregung als Nervosität.

Wenn Du auf Festival spielst, hast Du da überhaupt noch die Chance auch ein bisschen was davon mit zu bekommen oder gehst Du auf die Bühne und musst dann gleich wieder los?

Ich bin schon auf Festivals gegangen als ich sechzehn war. Daher habe ich nicht mehr das Gefühl, ich muss das ganze Party Ding mitmachen. Meistens ist es wirklich nur rein und wieder raus. Heute Abend fahren wir um zehn Uhr schon wieder weiter zum Southside Festival. Dort fahren wir dann auch wieder um zehn los, weiter nach Zürich. In Glastonbury habe ich allerdings richtig gefeiert nach meinem Auftritt auf der Pyramid Stage.

Oft sieht man auf Festivals, dass Musiker Gastauftritte bei anderen Bands machen. Wen würdest Du Dir mit auf die Bühne nehmen, wenn Du einen Wunsch frei hättest?

Ich glaube, das muss nicht unbedingt sein, da habe ich niemanden bestimmten im Kopf. Neulich hatte ich das totale Glück und konnte mir Seasick Steve anschauen. Seit ich sechzehn bin, habe ich ihn auf fast jedem Festival gesehen. Ich fand ihn schon immer großartig und habe all seine Alben. Da dachte ich mir, das wäre eine ganz große Ehre, einmal mit ihm zu spielen. Aber um ehrlich zu sein, ich bin glücklich mit dem was ich mache und muss nicht unbedingt mit jemanden zusammen auftreten.

Arbeitest Du gerade schon an einem neuen Album?

(lacht) Ich habe angefangen zu schreiben, aber es ist noch so früh im Prozess. Ich habe einfach keine Zeit mich in Ruhe hin zu setzen und Songs aufzunehmen. Da wir so viele Fesitvals spielen, haben wir auch keinen Soundcheck, wo ich mit der Band ein bisschen rum probieren könnte. Ich habe schon ein paar Ideen aufgeschrieben, aber bis jetzt ist es nur meine Gitarre und ich und sehr sehr rudimentäre Ideen. Daher wird es das zweite Album nicht ganz so bald geben.

Kannst Du auf Tour Songs schreiben? Zum Beispiel wenn Du in Deinem Nightliner sitzt?

Ich habe damit angefangen, allerdings ist das Schreiben nichts was ich unter Druck machen kann oder möchte. Eine Zeitlang war ich auch einfach noch nicht inspiriert, da so viel passiert ist und ich immer noch so stark in meine aktuelle Platte „Wanted On Voyage“ involviert bin. Ich merke aber, dass die Kreativität langsam wieder kommt.

Als wir Dich in Berlin live gesehen haben, hast Du eine Coverversion von Cindy Laupers „Girls Just Wanna Have Fun“ gespielt. Wie bist Du auf die Idee gekommen, ausgerechnet diesen Song zu covern?

Oh ja, das hat so viel Spaß gemacht! Ich stand auf der Bühne und konnte in die Gesichter sehen, das war total super, wie alle getanzt und sich gefreut haben. Besonders die Mädels hatten viel Spaß (lacht). Das war im Prinzip die einzige Idee dahinter, dass die Leute Spaß haben.

Änderst Du Deine Setlist je nach Auftritt?

Ja, das mache ich ab und zu. Wir beginnen immer noch mit „Cassy O“ und wir hören auf mit „Can You Hear The Rain“ – das ist mein Lieblings-Song um ein Konzert zu beenden. Dazwischen wechseln wir immer mal ein bisschen.

Mit all der Erfahrung die Du bis jetzt gemacht hast, gibt es einen speziellen Wunsch den Du hast?

Oh, ich wünsche mir, dass ich mich besser an Dinge erinnern kann. Ich vergesse immer alles, dann muss mich meine Schwester immer wieder erinnern. Dann denke ich: „Oh ja stimmt, das war cool“.

Schreibst Du deshalb in Deinen Songs auf, was Dir passiert ist, damit Du Dich besser erinnern kanns?. Wie „Budapest“, wo Du nicht warst, weil Du den Zug verpasst hast und dafür warst Du dann in „Barcelona“?

(lacht) Ja genau. Das ist doch ein guter Trick.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genoommen hast und viel Spaß bei Deiner Show!

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Foto (c) Christoph Meyer

www.georgeezra.com