Dan Sartain ist so ein eigener Fall bei uns: wir haben ihn noch nie persönlich getroffen, unterhalten uns aber immer wieder gerne mit ihm. Auch zu seinem neuen Album „Century Plaza“ hat der Musiker, der sich nach wie vor einer stringenten stilistischen Zuordnung entzieht, unsere Fragen aus der Ferne per E-Mail beantwortet. Auf „Century Plaza“ passieren auch wieder interessante Dinge: die Gitarre, die Sartain selbst als seine zweite Muttersprache bezeichnet, weicht diesmal komplett Synthesizern und elektronischen Soundspielereien. Lest hier, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist.
Dein neues Album „Century Plaza“ erinnert zum Teil an den Sound der 80er Jahre. Hattest Du diesmal keine Lust, ein reines Rock’n Roll Album zu machen?
Ich wollte eigentlich mehr dass es futuristisch klingt als nach den 80ern. Ich hatte jetzt nicht wirklich die Wahl, ob ich dieses Album mache oder ein Rock’n Roll Album. Es war mehr so: Entweder mache ich diese Platte oder gar keine. Heutzutage höre ich selber hauptsächlich elektronische Musik. Es macht daher total Sinn für mich, selber ein Electro Album zu machen.
Die Gitarre ist auf dem Album ja komplett in den Hintergrund getreten. Wie kam es dazu?
Die Gitarre ist meine zweite Muttersprache. Ich liebe sie. Aber ich bin damit in letzter Zeit irgendwie nicht weiter gekommen, habe nichts Neues dazu gelernt oder mir irgendwelche Tricks angeeignet. Mein Vokabular in dieser Sprache hat sich sozusagen nicht erweitert. An diesem Punkt auf ein anderes Hauptinstrument umzusteigen war befreiend. Es ist mir sehr leicht gefallen, mich mit Arpeggiatoren auszudrücken. Plötzlich hat Musik machen wieder Spaß gemacht.
Wusstest Du schon, dass die Songs anders klingen würden als Du sie geschrieben hast oder kam das erst beim Aufnahmeprozess raus?
Das ist alles zur gleichen Zeit passiert. Ich habe das komplette Album in ungefähr einer Woche geschrieben und aufgenommen. Das ist die kürzeste Zeit, die ich jemals für ein Album gebraucht habe. Im Schnitt ist ungefähr eine Woche lang ein Song am Tag entstanden.
Wie kann man sich diesen Prozess genauer vorstellen?
Ich habe die Aufnahmen Zuhause gemacht, ohne dass jemand mir dabei geholfen hat. Ich habe noch nicht einmal vielen Leuten erzählt, dass ich dabei bin ein Album aufzunehmen. Es ging alles viel zu schnell, um es überhaupt jemandem zu erzählen. Noch nicht einmal mein Label wusste davon. Ich wusste erst auch gar nicht, ob ich es überhaupt unter meinem eigenen Namen rausbringen würde. Es waren alles sehr schnelle, spontane Entscheidungen.
Was für Schwierigkeiten hattest Du während der Entstehung von „Century Plaza“? Und was ist Dir diesmal leichter als sonst gefallen?
Ich erzähle Dir erst den Teil der leicht ging: das Mischen. Elektronische Musik ist so einfach zu mischen. Es gibt so viele neue Töne mit denen man spielen kann. Wenn ich ein Rockalbum mixe ist es ein einziger Kampf mit den Frequenzen. Frequenzen neutralisieren sich gegenseitig und man verbringt Ewigkeiten damit, das auszubügeln. Die einzelnen elektronischen Sounds sind viel betonter, man muss einfach alles vernünftig aussteuern. Dadurch bleibt einem am Ende Zeit sich um so viele andere Dinge zu kümmern. Der schwierige Part war, Zeit und einen Ort zu finden um meine Gesangsspuren aufzunehmen. Ich habe ja alles Zuhause gemacht, habe aber mit Leuten zusammen gewohnt. Ich wollte niemanden stören oder mich vor jemandem zum Narren machen.
Würdest Du sagen, dass Rock’n Roll tot ist?
Rock’n Roll ist ein Viervierteltakt. Er ist niemals tot oder lebendig.
Interview: Dörte Heilewelt & Gabi Rudolph