Husky im Interview

Auf Australien ist Verlass: Mit Husky werden uns erneut verträumte Singer-Songwriter aus dem Land Down-Under geliefert. Husky, das sind Mastermind Husky Gawenda und sein Cousin Gideon Preiss. Aufgewachsen sind Husky mit America-, C, S, N & Y-, George Harrison-, Simon & Garfunkel- und Leonard Cohen-Platten, kein Wunder, dass Gawenda ein deutliches Gespür fürs Songwriting entwickelt hat. Für die Songs des neuen Albums Ruckers Hill ließ sich Husky Gawenda von 2013 bis Mitte 2014 Zeit und suchte an den unterschiedlichsten Orten und in den verschiedensten Dingen Inspiration. Es wird gesagt, dass er jeden Morgen in ein und dasselbe Café ging, um einen Kaffee zu trinken und währenddessen Leonard Cohens Novelle „Beautiful Losers“ aus dem Jahre 1966 zu lesen. Das Buch stand dort im Bücherregal. Er holte es immer wieder heraus, las ein oder zwei Seiten und stellte es zurück für den nächsten Morgen. Aufgenommen in Sydney, Melbourne und in der Yarra Valley sind so 13 Songs entstanden. “It was a simple studio, in a beautiful spot in the hills overlooking the Yarra Valley, with Fella the dog and two goats roaming around the garden. We dreamed the record into life out there’’, so Gawenda. Anspruchsvoll und doch zart, liebenswert einfach und mit einer Portion Spaß versetzt Husky’s Musik einen in genau diese fernen Landschaften. Selbst die Band besteht darauf die Songs unter einem Sternenhimmel zu hören. Mit Rotwein in der Hand. Klingt kitschig? Na und, romantisch schön darf auch mal sein. Vor allem wenn es aus Australien kommt. Im Interview erzählen Husky und Gideon von Ruckers Hill, Träumen und dem Gefühl woanders sein zu wollen.


Das Albumcover von eurem aktuellen, zweiten Album „Ruckers Hill“ ist ein wunderschön gemaltes Bild, zwei ineinander verschmelzende Menschen, die sich aber den Rücken zuwenden. Was ist die Geschichte dahinter? Wer hat es gemalt?

Husky: Der Künstler heißt Tunni Kraus und kommt auch aus Melbourne. Er ist ein guter Freund von uns. Ich habe ihm das fertige Album gegeben und dieses Bild ist seine Visualisierung der Songs. Das ist das, was er vor Augen hatte, als er die Musik gehört hat. Aber ich denke jeder hat sein eigenes Bild vor Augen.

Als ihr das Bild dann das erste Mal gesehen habt, konntet ihr es auch mit eurer Musik verbinden?

Husky: Ich habe mich sofort verliebt und die Verbindung gefühlt. Es sagt so viel über die Musik aus. Es passt einfach.

Ist „Ruckers Hill“ wie ein Snapshot von eurem Leben, genau jetzt in diesem Moment?

Husky: Total. Jedes Album ist irgendwie genau so ein Snapshot. Es sagt aus, wo man sich gerade befindet, musikalisch, emotional, … Es kommt alles irgendwie drin vor, die Leute, die dich umgeben, die Bücher, die du gerade liest. Davon wird quasi ein Snapshot gemacht. Diese Umgebungen verändern sich ja ständig. Und unter neuen Bedingungen mit neuen Umgebungen werden wieder neue Songs geschrieben.

Wie ist es genau diesen Zeitpunkt aber jetzt zu präsentieren? Quasi zeitversetzt. Das Album ist in Australien ja schon seit einer Weile draußen. Ist es merkwürdig, das Gleiche nochmal durchzugehen?

Gideon: Nein, es ist super! Wir hatten in Deutschland so einen guten Start. 2012 waren wir mit BOY auf Tour, später haben wir unsere eigenen Shows gespielt. Wir lieben es hier zu sein. Das Land, die Leute, das Essen, das Bier… Ich liebe es alles.

Husky: Hier Shows zu spielen ist so schön. Die Leute haben eine ganz besondere Einstellung der Musik gegenüber, die sehr speziell nur hier zu finden ist. Enthusiasmus kombiniert mit Wertschätzung.

Das freut mich zu hören. Viele meiner Freunde, die nicht aus Deutschland kommen, beschweren sich über das Publikum auf Konzerten, weil die Leute sich anscheinend zu wenig bewegen und Begeisterung zeigen.

Husky: Aber die Leute hier haben ihre eigene Art ihre Begeisterung zu zeigen. Sie sind ruhiger und einfach sehr aufmerksam.

Gideon: Was bei unserer Musik sehr gut passt. Unsere allererste Show hier werde ich nie vergessen. Wir waren 30 Stunden unterwegs, gerade aus Australien angekommen und kaum waren wir hier, standen wir auf der Bühne. Wir spielten den ersten Song und nach dessen Ende gab es einen Moment Stille. Ich hab sofort gedacht, Shit, die finden uns furchtbar. Aber dann kam ein riesiger Applaus, der diesem kurzen Moment Stille folgte. Ich habe das Gefühl, dass die Leute hier einfach richtig aufmerksam zuhören.

In Australien aufzutreten muss gerade deswegen sehr anders sein, weil ihr dort drüben ja schon viel größer seid und ein großes Publikum anzieht.

Husky: Australien ist unsere Base. Dort hat alles begonnen. Allgemein ist es ein sehr spezieller Ort zum Touren, wieder ganz anders als hier. Es ist ein riesiges Land, in dem es nicht viele Leute gibt. Man fliegt von jeder großen Stadt in die nächste, du kannst nicht einfach fahren. Man ist irgendwie limitiert, dadurch dass man immer die gleichen Orte anpeilt und es einfach nicht so viele Menschen gibt. Hier gibt es so viele verschiedene Städte, so viele Leute, so viel zu entdecken.

Gideon: Mit BOY haben wir in 18 deutschen Städten gespielt. Deswegen haben wir das Gefühl Deutschland ein bisschen zu kennen.

Euer Album habt ihr an drei verschiedenen Orten aufgenommen. Zwei Metropolen: Melbourne, Sydney und dann in der Yarra Valley, mitten auf dem Land.

Gideon: Die meisten Songs haben wir tatsächlich auf dem Land geschrieben. Die ersten Aufnahmen fanden auch dort statt.

Husky: Dieser physische Platz gibt dir gleichzeitig so viel Raum für deine Gedanken. Diese friedvolle Atmosphäre in der Natur, weg von der Stadt, das ist unbezahlbar und unglaublich wichtig um der Kreativität freien Lauf zu lassen.

Australien ist was das angeht wirklich einzigartig. Habt ihr das Gefühl, dass eure Musik es schafft diese Atmosphäre weiter zu transportieren?

Husky: Das hoffe ich doch! Ich glaube der Inhalt unserer Songs, was die Musik und auch die Texte angeht, ist schon irgendwie abhängig von den Orten, an denen sie geschrieben wurde. Davon wurden wir inspiriert. Alleine schon der Name des Albums, Ruckers Hill, bezieht sich auf einen Ort in Melbourne. Jeder Künstler lässt sich doch irgendwie von seiner Umgebung inspirieren. Allerdings glaube ich nicht, dass man diese Orte gesehen haben muss, um als Zuhörer dann die Musik richtig zu verstehen. Die Dinge, von denen man singt, sind letztendlich universell.

Könntet ihr euch auch vorstellen in einer Stadt wie Berlin ein Album aufzunehmen und euch von der urbanen Umgebung inspirieren zu lassen?

Husky: Oh ja. Wir haben sogar schon genau darüber geredet. Wir überlegen für eine Weile hierher zu ziehen. So viele Australier sind in dieser Stadt! Leute aus aller Welt.

So viele fühlen sich von der Stadt angezogen. Da fällt mir ein, dass ich mal einem Freund von mir, der aus Südamerika kommt und nach Berlin ausgewandert ist, eure Songs vorgespielt habe. „I’m Not Coming Back“. Er war total begeistert und fand, dass ihr ihm aus seiner Auswandererseele spracht. Ein neues zu Hause finden, diese Sehnsucht nach Anderem.

Husky: Die Idee zu flüchten, wegzugehen, alles hinter sich zu lassen… Dieses Gefühl teilen wir alle. Das ist die Schönheit an so einer einzigen Songzeile, die einfach so treffend für dieses Gefühl ist und die Leute sich darin wiederfinden.

„I’m Not Coming Back“ heißt es in dem einen Song, in einem anderen „I’m leaving, I’m leaving…“. Ich sehe da ein wiederkehrendes Fluchtbedürfnis bei euch. (Alle lachen)

Husky: Manchmal muss man einfach raus.

Habt ihr gerade das Gefühl, ihr wärt lieber woanders?

Gideon: Eigentlich gerade nicht. Wir machen das, was wir wollen. Wir reisen durch die Welt und präsentieren unsere Musik.

Husky: Ich habe genau davon geträumt seit ich ein kleiner Junge war. Ich weiß den Punkt, an dem wir uns gerade befinden, darum sehr zu schätzen. Aber irgendwie ist doch immer diese kleine Unzufriedenheit mit dem Leben vorhanden. Man will mehr, etwas anderes, noch etwas. Dieses grundlegende Mehrwollen verschwindet ja doch nie. Ich fühle also irgendwie beides gleichzeitig. Ich bin absolut glücklich mit dem, was ich gerade habe. Trotzdem bin ich ein kleines bisschen unzufrieden, was mich dazu anstiftet Neues auszuprobieren.

Die perfekte Balance.

Husky: Naja, ich wär schon lieber einfach nur 100 Prozent zufrieden. Aber ich glaube das geht gar nicht.

Ihr seid mittlerweile über 30, macht aber schon seit Ewigkeiten Musik. Was verändert sich dabei, wenn man älter wird? Wenn ihr vergleicht wie es damals war.

Gideon: Als ich jünger war, habe ich gedacht, dass ich Musik nur machen kann, wenn ich jung und frei bin. Da dachte ich noch, dass ich irgendwann mal einen „richtigen Job“ machen müsste.

Husky: Was wir zum Glück nie machen mussten.

Gideon: Zu realisieren, dass man so weitermachen kann, ist schön. Dass man sich weiterentwickelt, und die Musik mit dir wächst. Hoffentlich können wir das für immer machen.

Husky: Ich habe nicht das Gefühl, dass das Alter einen großen Unterschied macht. Meine Gefühle sind die gleichen wie damals. Ich habe immer noch Zweifel, Unsicherheiten, in meinem Leben allgemein und auch in der Musik. Es ist nicht so, dass ich etwas Anderes machen möchte. Aber irgendwie verschwinden diese negativen Gefühle doch niemals, egal wie alt man ist.
Ich glaube ich bin ein bisschen von der Vergangenheit besessen. Ich habe kürzlich angefangen meine Träume zu beobachten und jeden Morgen aufzuschreiben was passiert. Jedes Mal geht es um etwas, was mir mal passiert ist. Leute, denen ich mal begegnet bin. Es scheint so eine grundlegende Nostalgie in meinem Kopf zu geben.

Aus den Traumnotizen könnte ja vielleicht auch mal ein Song entstehen.

Husky: Ich habe sogar schon mal eine Melodie geträumt! Beim Aufwachen habe ich sie direkt aufgenommen. Leider klang es scheiße. Next time.

Eine Sache müsst ihr mir noch erzählen. Um die Atmosphäre eurer Musik richtig rüberzubringen, was ist die perfekte Situation, um sich euer Album anzuhören?

Gideon: Also erstmal braucht man eine super Anlage. Die sollte man dann ins Auto packen. Damit an einen wunderschönen Ort fahren. Irgendwo weit draußen. Dabei ist dein Liebhaber oder ein guter Freund. Man braucht eine Decke. Und die Sterne müssen dabei leuchten.

Husky: Ohne Sterne geht’s nicht. Es muss auch eine warme Nacht sein. Auf jeden Fall nachts. Und der Mond darf nicht zu sehen sein, sonst ist es zu hell für die Sterne. Rotwein. Ohne Begleitung. Vielleicht am Meer. Auf einem kleinen Boot.
Weißt du, was Neill Young angeblich gemacht hat, als er „Harvest“ das erste Mal vorgespielt hat? Er hat in einer Lagune vier Lautsprecher aufgestellt. Mitten in der Lagune saßen sie dann im Boot und haben sich das Lied so angehört. Vielleicht sollten wir sowas auch mal machen.

Interview: Christina Heckmann

Akustikvideo zu „Heartbeat“:

HUSKY Live: 

23.05.2015 Beverungen, OBS
24.05.2015 Mannheim, Maifeld Derby Festival
26.05.2015 Köln, Studio 672
27.05.2015 Hamburg, Prinzenbar
30.05.2015 München, Strom
31.05.2015 Berlin, Privatclub

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