Am Samstag machen wir uns, dank Hotelzimmer trocken, aufgewärmt und sogar einigermaßen ausgeschlafen, erneut auf den Weg. Das ist auch gut so, denn heute warten vier Interviews und eines unserer persönlichen musikalischen Highlights auf uns. Wir beginnen den Tag mit Kodaline, die uns in gesamter Besetzung gut gelaunt in der Interview Lounge gegenüber sitzen. Die vier Iren schaffen es auch kurz darauf, das Publikum auf der Green Stage zu begeistern. Trotz früher Nachmittagsstunde merkt man den zahlreich erschienenen Fans die Blessuren der verregneten Nacht nicht an, Kodalines melodiöser Folk Pop funktioniert einwandfrei und wird begeistert aufgenommen. Die sympathischen Jungs freuen sich auch sichtlich über den Erfolg.
In der Zwischenzeit haben wir die nächste Interviewrunde mit George Ezra verplaudert. Der 22 jährige kann seinen Erfolg noch gar nicht so recht fassen, innerhalb eines Jahres hat ihn sein Debütalbum von der White auf die Green Stage katapultiert. Ihm fehle noch die Ruhe und Zeit alles zu verarbeiten, aber seine Schwester würde ihn immer an alles erinnern, erzählt er uns lachend. Später verzückt er im Ringelpulli mit seiner charmant zurückhaltenden Art und seiner großartigen Stimme die Massen.
Der Nachmittag führt uns dann noch einmal zur White Stage, wo Public Service Broadcasting einen aufwändigen Auftritt hinlegen. Das britische Duo bezieht seine Inspiration aus Lehrfilmen aus den 60ern und 70ern und strickt seine tanzbare Mischung aus Indierock und Electrosounds um entsprechende Samples herum. Dazu gibt es live auf der Bühne gemixte Visuals und Unterstützung von Bläsern und tanzenden Astronauten. Im anschließenden Interview lässt uns Frontmann J. Willgoose, Esqu. ein wenig hinter die Kulissen gucken. Das Tolle an Public Service Broadcasting ist, dass der Unterhaltungsgedanke nicht zu kurz kommt. Die Sounds sind tanzbar, die Idee mit den Samples wird so konsequent durchgesetzt, dass selbst Begrüßungen und Zwischenansagen aus dem Computer stammen. „Cheeky“ nennen wir das Ganze und Willgoose gibt uns recht.
Unser letztes Interview des Tages führen wir mit den Noise Rockern Metz. Die vier Herren aus Toronto, Kanada, steigen extra noch einmal aus ihrem bereits abfahrbereiten Van aus, um sich mit uns zu unterhalten. Und sie nehmen es uns nicht übel, dass wir uns nach ihrem mittäglichen Auftritt auf der Green Stage mütterlich um Sänger Alex Adkins‚ Stimmbänder und Schlagzeuger Hayden Menzies‚ Nackenmuskulatur gesorgt haben. Metz machen ihren modernen Hardcore Punk Rock mit Leib und Seele und vermitteln in Wirklichkeit nicht den Eindruck, als müsse man sich um sie Sorgen machen. Kleiner Fun Fact am Rande: während wir George Ezra interviewen, spielen Metz auf der Green Stage, während unseres Gespräch mit Metz hören wir George Ezra im Hintergrund sein Set beginnen. Und im Anschluss bleibt uns immer noch Zeit mitzuerleben, wie George sein Publikum bei gerade einsetzendem Sonnenschein um den Finger wickelt.
Und dann ist es auch schon so weit, ein heiß erwartetes musikalisches Highlight steht an. Wir stellen uns an, um in den vorderen Bereich vor der Bühne zu gelangen (was dank gut organisierter und freundlicher Security übrigens auch bei den Headlinern prima funktioniert), um die musikalische Naturgewalt namens Die Antwoord zu erleben. Wir sind gespannt. Die Wahnsinns-Show der südafrikanischen Rap-Electro-Techno-Durchdreh-Formation hat uns dieses Jahr bereits in der Berliner Columbiahalle nachhaltig beeindruckt. Wird sie auch unter freiem Himmel, bei Tageslicht und sogar etwas Sonnenschein funktionieren? Unsere (wenn auch minimalen) Zweifel erweisen sich als unbegründet. Zwar wird man nicht ganz so hypnotisch in das Antwoord-Universum gesaugt, da Videos und Lichtshow natürlich an Wirkung einbüßen. Aber Ninja und Yolandi legen an diesem Abend so viel Energie und Spaß an der Performance an den Tag, dass alles weitere unwesentlich erscheint. Tierkostüme, Hotpants-Wechsel nach jedem Song (sowohl bei Yolandi als auch bei Ninja), professionellst twerkende Go-Go Girls, Stagediving ohne Rücksicht auf Verluste und wohl die krachigsten Beats des Wochenenendes machen den knapp einstündigen Gig zu einer begeisternden Grenzerfahrung. Und als Ninja und Yolandi am Ende Händchen haltend auf der Bühne stehen, wird einem glatt ein bisschen warm ums Herz.
Eigentlich schon ziemlich durchgerockt, joggen wir direkt im Anschluss hinüber zur Red Stage, um den Auftritt von Future Islands nicht zu verpassen. Als wir ankommen, sehen wir Frontmann Sam Herring schon aus der Ferne in gewohnt exzessiver Tanzaction über die Bühne fegen. Aber leider sieht man von ihm mehr als man hört, seine Stimme ist zum Anfang der Show kaum zu hören, was natürlich immer doof, in seinem Fall aber besonders schade ist. Es schmerzt einen regelrecht zu sehen, wie er sich mit all seinem Herzblut abmüht, am Ende aber kaum mehr als ein Krächzen aus den Boxen tönt. Wir halten trotzdem durch und werden gen Ende mit etwas besserem Sound und – plötzlich fällt es uns auf – extrem schmerzenden Füßen belohnt. Wie verkatert von all der guten Musik beschließen wir, heute etwas früher in unsere Betten zu kriechen. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag!
Waren dabei: Gabi Rudolph & Kate Rock
Atmo-Foto: Kate Rock