French Horn Rebellion kommen aus: Brooklyn • Die Band: Robert Perlick-Molinari (Lead-Vocals, Synthies, Französisches Horn) David Perlick-Molinari (Vocals, Programming) • Klingen nach: melodischem Mix aus Neo-Disco und Synthie-Killer-Dance-Pop • Lieblingsphrase: „magical“ • Könnten sein: die Strand-Kumpels von MGMT
Im New Yorker Frühling laufen derzeit die Synthies heiß. Denn die zwei Brüder Robert und David verschmelzen verschiedenste – nicht nur musikalische – Einflüsse zu ihrem frühlingshaften Großstadt-Soundtrack. Der hat in den USA schon so manchen Blogger, Hipster und Kritiker aus den Socken gehauen und avancierte ganz nebenbei zum neusten Schrei. Am 23. April ist in Deutschland ihr erster Langspieler „The Infinite Music Of French Horn Rebellion“ erschienen. Ein grenzenloses Werk.
French Horn Rebellion sind zwei Williamsburg-Hipster, ursprünglich aus Milwaukee. Die beiden geben ein skurriles Pärchen ab. Robert, der jüngere, der allerdings älter aussieht, hat Horn studiert und hielt eins die Position des „Principal Horn Chair“ des Northwestern University Symphony Orchesta inne. Das französische Horn ist der Hauptgrund warum diese Band existiert. Das Duo entstand letztlich aus Roberts Frustration darüber, ein Horn-Spieler zu sein, erzählen die Brüder. „Das ist der Grund warum wir das machen, was wir machen. Du gibst soviel Energie und ich liebe es, Horn zu spielen. Ein Beispiel: ich fuhr mit der U-Bahn und die Leute fragten ‚Hey Kumpel ist das ’ne Tuba?‘ Und ich dachte mir ‚Mann, ich habe die letzten sechs Stunden geübt!‘ Ohne solche Erfahrungen hätte das alles so nicht begonnen, wir würden nicht das spielen was wir spielen.“
Die Lieder des Albums hätten unterschiedlicher nicht werden können, trotzdem klingt das Werk rund, ist eins. „Das Album ist auch insofern schlecht für das Musik-Geschäft, da man es keinem Genre zuordnen kann. Es gibt so viele Bands, da wollen die Leute gerne wissen, was auf sie zukommt. Das geht bei uns nicht. Es ist grenzenlos. Es handelt sich um eine große Reise durch die Musikgeschichte und ihre Genres. Das findet alles auf eine magische Weise zusammen und wird dann noch modern. Diese Lieder wurden nicht zusammengesetzt, damit sie neu oder frisch klingen, das hätten wir gar nicht wissen können. Sie entstammen einfach unserem tiefsten Inneren. Das macht es für uns so groß.“
Man ist nach dieser musikalischen Reise tatsächlich etwas verwirrt, nicht unbedingt eine schlechte Sache. Doch „dann kamen die Kritiken, die waren buntgemischt, da war alles dabei von ganz gut bis richtig Scheiße. Das war nicht gerade ermutigend. Andererseits habe ich mich darin auch total verloren“, berichtet David. „Da hieß es dann, dass die Lieder zu gleich wären, ebenso die Struktur, dass wir es darauf anlegten cool zu wirken und dabei nur blöde Hipster seien. Außerdem haben die Franzosen ja sowieso bekanntlich wenig zu bieten, hat sogar einer geschrieben. Die dachten allen Ernstes, dass wir Franzosen sind!“
80er Jahre Synthies treffen auf den Schnauzbart-tragenden Musikproduzenten der 70er. Coole, trockene Beats verschmelzen mit süßen Melodien. Eingängiger Indie-Pop und dahin gehauchter, hallender Gesang rangelt mit dem auf und ab Gehüpfe der 90er-Jahre-Disco oder klassischen Streichersätzen. Skurril. Live geht es dann in etwa so zu: „Unsere Show ist sehr visuell ausgelegt. Wir mögen es, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Deshalb wollen wir das in Zukunft mit Tanz machen und theatralisch. Drama! Wo etwas passiert, das Publikum eingebunden wird, etwas Interaktives. Mit Schauspielern, fast wie Theater, aber zur gleichen Zeit auch eine crazy Dance-Party“.
So sind French Horn Rebellion – schrullig, sympathisch, schön und schrankenlos.
Vorgestellt von: Sebastian Schelly