Gesehen auf dem Berlin Festival: Zola Jesus

Am Freitag gab es auf der City Slang Bühne im gut gefüllten Hangar 5 eine Deutschland-Premiere die für einiges Aufsehen sorgte.

ZolaJesusDüster und voller Schmerz klingt Zola Jesus‚ sogenannter Goth-Pop, der von zwei eher farblosen Kollegen an Synthesizern den entsprechenden Soundteppich geliefert bekommt. Die Hauptperson ist hier eindeutig Nika Roza Danilova. Den Kopf gesenkt, mit ungelenken Bewegungen, den Rücken meist tief gebeugt, steht sie auf der Bühne. Im nächsten Augenblick zieht sie wiederum Kreise auf der Bühne. Manchmal scheint es, als würde die Frontfrau eher für sich selbst singen als für die Zuhörer. Sie singt laut und klar, wie man es von der CD kennt, aber das alles leider ohne gesanglich Akzente zu setzen und wirkliche Emotionen zu vermitteln. Dabei geht es doch um die großen Gefühle, die der russischen Seele bekanntlich inne wohnen. Vielleicht ist auch einfach der Rahmen mit den bunt gemischten feierfreudigen Festival-Besuchern nicht ganz glücklich gewählt gewesen für diese schwermütige Musik, die eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Zum Schluss versucht sie doch noch Kontakt herzustellen, steigt von der Bühne und beendet den Auftritt inmitten der Zuschauer, ohne sich ihren Applaus abzuholen. Es bleibt ungewiss, ob sie zu schüchtern für eine Verbeugung ist oder schlichtweg den Rückweg nicht geschafft hat. Brav wird applaudiert.

Doch wer steckt eigentlich hinter Zola Jesus? Die russisch-stämmige, in Madison (Wisconsin)Artistpicture aufgewachsene Nika Roza hat sich ganz der Musik verschrieben und das schon seitdem sie 10 Jahre alt war. Sie ließ sich in Operngesang ausbilden. Kein Wunder also, dass ihre Stimme so hervor sticht. Mit 16 nahm sie die ersten Songs auf und hat es inzwischen mit Ihrem Projekt Zola Jesus über den Status eines neu entdeckten Talents hinaus geschafft. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihr Debüt-Album „The Spoils“ und die EP „Stridulum“. Beides fand großes Interesse beim NME und Pitchfork, und Fever Ray buchten sie als Support. Großzügig wurden Vergleiche mit Siouxie & The Banshees gezogen. Auf „Stridulum II“ wurden drei bis dahin unveröffentlichte Songs hinzugefügt und am 20. August 2010 erschien das Album auf dem Label Souterrain Transmissions auch bei uns.

Wer Lust hat Zola Jesus live zu sehen und sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen, hat im November die Möglichkeit dazu. Dann ist sie nämlich mit Xiu Xiu auf Tour:

04.11. Hamburg, Kampnagel

09.11. Berlin, Festsaal Kreuzberg

11.11. Muenchen, Rote Sonne

14.11. Schorndorf, Manufaktur



www.myspace.com/zolajesus

Foto oben: Lynn Lauterbach