Gelesen: Tobias Geigenmüller „Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis“

Am 16. August 1977 starb Elvis Presley. Der Tod des größten Entertainers aller Zeiten löste auf der ganzen Welt eine Welle des Entsetzens aus. Elvis wurde im Garten seines Wohnsitzes Graceland in Memphis, Tennessee beigesetzt, jedes Jahr pilgern Menschen an sein Grab und gedenken dem King of Rock’n Roll. Aber liegt er da auch wirklich drin, in seinem Grab?
Schon kurz nach seinem Tod entwickelte sich unter Fans die Theorie, Elvis Presley sei gar nicht wirklich tot. Er habe nur nach einer Möglichkeit gesucht, dem Rummel um seiner Person zu entgehen. Die Medien schürten den Verdacht, indem sie immer wieder Berichte über angebliche Elvis-Sichtungen brachten. Elvis soll mit 61 Jahren noch ein Interview gegeben haben, mit 57 Jahren hat er in Mississippi eine Kellnerin geheiratet und ein Jahr zuvor hat ihn eine Hausfrau ihn in St. Louis beim Einkaufen gesichtet. Und darüber, dass seine Tochter Lisa Marie 1994 Michael Jackson ehelichte, soll der King alles andere als erfreut gewesen sein. Der Weekly World News lag damals sogar exklusiv ein Brief an seine Tochter vor, in dem er seinem Unmut Luft machte.
Der Berliner Autor Tobias Geigenmüller ist genau einen Tag nach Elvis’ angeblichem Tod auf die Welt gekommen. In seinem Roman „Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis“, der rechtzeitig zum 40. Todestag von Elvis Presley im Rowohlt Verlag erschienen ist, spinnt er die Geschichte von Elvis’ angeblichen Tod munter weiter. Dafür bedient er sich bekannter Mythen, wie zum Beispiel, dass Elvis sich nach seiner offiziellen Verabschiedung von der Welt eine Zeitlang als Elvis-Double verdingte oder dass er die Hochzeit zwischen Lisa Marie und Michael Jackson verhindern wollte und ergänzt sie um wilde Geschichten, die wir so zum ersten Mal hören. Zum Beispiel, dass Elvis maßgeblich für den Fall der Berliner Mauer mit verantwortlich zeichnet. Dass er dabei einen schweren Hahnenkampf mit David Hasselhoff auszufechten hatte. Dass er beinahe das Drehbuch zu „Pretty Woman“ geschrieben hätte, das er mit Priscilla in der Hauptrolle verfilmen wollte, diese ihn aber zugunsten von „Die nackte Kanone“ einen Korb gab. Und vielleicht sind ja noch viele andere berühmte Persönlichkeiten gar nicht wirklich gestorben? Vielleicht hat Elvis eine Agentur für fingierte Todesfälle gegründet und so auch anderen Stars zu einem ruhigeren Leben verholfen? Wer weiß, wer weiß.
Dass Tobias Geigenmüller passionierter Elvis Fan ist zeigt sich allein darin, wie er geschickt minutiös recherchierte Fakten über dessen Leben mit skurriler Fiktion vermischt. Auf diese Weise lässt er vergnüglich ein Bild des alternden Elvis entstehen, der zwar endlich in Frieden leben darf, aber plötzlich auf der Suche nach einer Aufgabe ist, die ihm ähnliche Erfüllung bietet wie seine ehemalige Karriere. Entlang der Timeline zeitgeschichtlicher und gesellschaftlicher Fakten lässt er den King staunen über die Entwicklung der Dinge – wie die Welt und ihr Empfinden für Popkultur sich immer mehr verändert, das entlockt ihm mehr als einmal ein Kopfschütteln. Geigenmüller entwickelt seinen Elvis so pointiert und liebevoll, dass man sich bei vielen Begebenheiten mühelos vorstellen kann, es habe sich genauso zugetragen. Manche der ihn umgebenen ebenfalls realen Figuren geraten dagegen nicht ganz so glaubwürdig. Es ist eindeutig Elvis, dem Geigenmüllers Leidenschaft gehört.
Dem Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch. „Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis“ ist ein unterhaltsamer, wenn auch etwas harmloser Spaß. Elvis Fans dürften sich an der fundierten Recherche erfreuen, die auf eine rasant komische, gut erzählte Geschichte trifft.

Info: Über Tobias Geigenmüller weiß man nicht viel mehr, als dass er Texter und Autor aus Berlin ist. Angeblich steckt er auch hinter dem Erfolg von Modern Talking. Sein Roman „Das ziemlich lebendige Leben des vermeintlich toten Elvis“ ist im Rowohlt Verlag erschienen und kann hier käuflich erworben werden. Eine Leseprobe gibt es hier.

Gelesen von: Gabi Rudolph

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