Biffy Clyro gibt es nicht erst seit gestern, sondern weit länger als ein Jahrzehnt. Simon Neil (Gesang, Gitarre) und die Zwillinge James Johnston (Bass, Gesang) und Ben Johnston (Schlagzeug) sind sich 1995 in der Schule begegnet. Bevor sie ihren Durchbruch mit ihrem vierte Album „Puzzles“ (2007) hatten, veröffentlichten sie drei Studioalben:“Blackened Sky“ (2002), „The Vertigo of Bliss“ (2003) und „Infinity Land“ (2004). Die DVD/CD „Revolutions//Live At Wembley“ folgt dem letzten gleichnamigen Studioalbum aus 2009. Ihr Sound ist Rock – nicht mehr und nicht weniger.
Ich hatte das Glück, vor kurzem beim Screening der DVD in Berlin dabei zu sein, inklusive einem recht kurzen Akustikauftritt von Biffy Clyro selbst. Von dem Auftritt selber war ich etwas enttäuscht – mir fehlte das Herz. Sie wirkten auf mich, als wären sie nicht richtig bei der Sache. Es war insofern Glück, als dass ich sehen konnte, wie sehr den Fans dieser Konzertfilm gefallen hat. Die Fans haben während des Films applaudiert und gejubelt und die Dame neben mir hat es kaum auf ihrem Sitz gehalten. Es ist wohl eher ein Film für die Fans als für Menschen, die vorher nicht so vertraut waren mit Biffy Clyro.
Mein erster Gedanke war damals, dass es zu viele Momente in Zeitlupe gibt – oder bewegen sie sich tatsächlich so langsam auf der Bühne? Das passt nicht zusammen mit der Energie, die diese Band und ihre Songs besitzen. Die Bilder, der Schnitt und die Musik wirken mitunter einfach nicht harmonisch.
Der zweite Gedanke war, dass es sich um eine Band der Art „Simon Neil + die anderen“ handelt. Der Grund ist, dass Simon Neil sehr in den Vordergrund gestellt wird. Ein Eindruck, der durch das etwas lieblos gestaltete Booklet noch bestärkt wird. Erst wenn man liest, dass diese Band schon so lange existiert und nie einen Wechsel in der Besetzung hatte, lockert sich der Eindruck ein wenig.
Die Setlist aus Wembley umfasst Songs aus allen Alben: „57“ aus „Blackened Sky“. „Diary of Always“ aus dem zweiten Album „The Vertigo of Bliss“, „Glitter and Trauma“ aus „Invinity Land“, aber überwiegend stammen sie aus den letzten beiden Alben. Insgesamt 19 Songs, gute 90 Minuten ist das Konzert lang. Aufgenommen wurde es während der Tournee im letzten Winter.
Es gibt neben dem Konzert in Wembley noch einen Audiokommentar der Band und den Kurzfilm „Only Reflections (Live At T In The Park)“. Ich hätte mir für die deutsche Version Untertitel gewünscht – mein Englisch ist nicht schlecht und trotzdem fiel es mir schwer, die drei Herren am Anfang zu verstehen. Erst nach einer langen Eingewöhnungszeit und nach 2-3 mal hören, ging es einigermaßen.
Aber wie heißt es am Anfang des Audiokommentars so schön: „It’s a concert movie, not a concert documentary“. Der Sound ist super, die Lichtshow muss beeindruckend gewesen sein wenn man dort war, und als ich die CD in den Player geschoben habe, waren fast alle Bedenken und alle Kritik weg. Ich konnte das erste Mal erahnen, wieso Biffy Clyro Stadien wie die Wembley Arena füllen. Sie bewegen sich zwischen nicht zu hartem Hardrock und Folkballaden und ab und zu sind sie auch das, was man im allgemeinen als Mainstream Rock bezeichnet. Das ist allerdings auch der Grund, wieso man zwischendurch denken könnte, dass man es mit zwei verschiedenen Bands zu tun hat. Einige ihrer Texte treffen ins Herz und einige Melodien treffen das Tanzbein. Und dann gibt es noch Songs wie „Mountain“, die absolute Ohrwürmer sind.
„Revolutions//Live At Wembley“ ist bereits bei uns erschienen und kann überall käuflich erworben werden.
Dörte Heilewelt