Könnt ihr nicht genug bekommen von melancholischen Pianoballaden? Dann seid ihr bei dem neusten Singer-Songwriter-Export aus Großbritannien, Tom Odell, genau an der richtigen Adresse. Seit heute ist das Debütalbum „Long Way Down“ des 22-jährigen Musikers im Handel erhältlich. In der Tat hat der junge Brite in den letzten Monaten musikalisch schon viel erreicht: Im Januar 2013 bekam er bei den Brit Awards den begehrten „Critics Choice Award“ verliehen, was seiner Karriere weiteren Auftrieb gegeben hat: Er ging mit seiner E.P. „Songs From Another Love“, welche im Oktober letzten Jahren als Vorbote auf das Album veröffentlicht wurde, auf Tour und trat dabei erstmals auch in Deutschland auf. Nun folgt das Album mit zehn musikalischen Perlen rund ums Thema Liebe und Herzschmerz, die sich in Toms virtuosem Pianospiel und seiner zerbrechlichen, aber gleichzeitig kräftigen Stimme entfalten. Die Songs kommen als Einheit daher und wirken allesamt sehr ausgereift. Mit seiner besonderen Stimme gelingt es Tom Odell den Zuhörer „mitzunehmen“ und die große Emotionalität und Melancholie der Songs eindrücklich zu vermitteln.
„Grow Old With Me“, der Opener, ist ein gelungener Einstieg ins Album. Der Song steigert sich zum Ende hin und gipfelt in beeindruckendem Chorgesang. Thematisch geht es um eine Liebe, die alles überdauert. Die Liebenden altern, doch die Liebe bleibt. Wer Tom noch nicht kennt, ist nach diesem Track auf jeden Fall neugierig auf die weiteren Songs, die dieses Album birgt. Ein Higlight des Erstlings ist Song Nummer 3, die Vorab-Single „Another Love“, welche Tom zum internationalen Durchbruch verholfen hat. Die musikalische Untermalung der aktuellen Werbekampagne der Deutschen Telekom hat absolutes Ohrwurmpotenzial und weiß durch ihre eindringliche Gefühlsseligkeit zu überzeugen. In dieser emotionalen Leere nach einer in die Brüche gegangenen Beziehung kann sich ein jeder wiederfinden und verlieren („I wanna cry and I wanna love. But all my tears have been used up on another love“). Songs wie “I Know” oder “Sense” gehen fast ein wenig ins Jazzige, wobei die zerbrechliche Stimme erahnen lässt, warum oftmals Parallelen zu Jeff Buckley, der Songwriter-Ikone schlechthin, gezogen werden. Dies trifft auch auf „Supposed To Be“ und „Can’t Pretend“ zu, beides ruhige, chillige Songs. Etwas rockiger wird es bei „Hold Me“, was ebenso wie „Long Way Down“, der Titeltrack des Albums, Toms außergewöhnlich kräftige uns ausdrucksstarke Stimme zeigen. Auch die hohen Töne sitzen perfekt. Mein zweites persönliches Highlight auf der LP ist die Pianoballade „Till I Lost“, welches in besonderem Maße Toms Talent als Songwriter aufzeigt und es daher direkt in die Playlist meiner aktuellen Lieblingssongs geschafft hat. „Sirens“ schließlich rundet ein insgesamt vielversprechendes Debütalbum ab.
Einziger Kritikpunkt: Ich hätte mir gewünscht, dass der Song “Stay Tonight”, auf seinen Konzerten ein absoluter Höhepunkt, bei dem Tom auch mal zur Gitarre greift, ebenfalls auf dem Album zu finden sein würde.
Fazit: „Long way down“ ist ein Muss für Fans von Coldplay, Jamie Cullum, Starsailor, Roman Fischer oder Keane und ein chilliger Sommersoundtrack für all jene, die Spaß an handgemachter Piano-Popmusik mit Tiefgang haben.
Im November ist Tom Odell für vier Konzerte zu Besuch in Deutschland:
06.11.13 Berlin, Kesselhaus in der Kulturbrauerei
12.11.13 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.11.13 München, Theaterfabrik
26.11.13 Köln, Essigfabrik
Gehört von: Marion Weber