Gehört: „The Places We Ran From“ von Tired Pony

„You are the drug I can’t quit“ – Heute erscheint das Debütalbum vom Tired Pony, der neuesten nicht imaginären Band von Gary Lightbody.

TiredPonyEs gibt Stimmen, die sind einfach unverwechselbar. Unter 1000 Stimmen würde man diese eine heraushören, weil sie einfach einen ganz eigenen Charakter hat. Die Stimme von Tired Pony Gründer und Snow Patrol Frontman Gary Lightbody ist genau so eine unvergleichliche Stimme. Für mich persönlich ist diese Stimme wie eine warme Umarmung, die einen zu Tränen rühren kann. Allerdings birgt diese Einzigartigkeit einen Nachteil in sich: man könnte kurzzeitig denken, man hätte eine neue Snow Patrol Platte vor sich, wenn nicht der Sound anders wäre.

„The Places We Ran From“, das Debütalbum von Tired Pony, besteht aus 10 mehr oder weniger countrylastigen Songs, die überwiegen von Lightbody während der letzten Snow Patrol Tour geschrieben wurden. Lightbody wollte eine sehr amerikanische Platte aufnehmen wie er selber sagt. Inspiriert wurde das Album von Lightbodys Liebe zu Bands wie Wilco, Calexico, Lampchop, Palace und Smog.

Die Liste der Mitwirkenden dieses Albums liest sich ein wenig anders als die Namen der Mitglieder von Snow Patrol. Lightbody hat noch ein paar Freunde eingeladen: Troy Stewart (Tourmitglied bei Snow Patrol), Iain Archer (langjähriger Kollaborateur von Snow Patrol), Richard Colburn (Belle & Sebastian Schlagzeuger), und außerdem machen noch Peter Buck (R.E.M.) und Scott McCaughry (langjähriges Aushilfsmitglied bei R.E.M.) mit. Die letzten beiden wurden von Produzent Garret „Jacknife“ Lee dazugeholt.

Das Album fängt mit einem sekundenlangen Aufbäumen sämtlicher Instrumente an, die in „North Western Skies“ verwendet werden. Anschließend hört man nur noch Lightbodys Stimme und leise eine Gitarre spielen, langsam nehmen die Instrument dann wieder zu. „It’s not like it was before. There’s a beauty in slamming doors. […] But in the cyclone I love you more […]“, singt der gute Herr Lightbody dazu. Es ist wie eine Liebeserklärung an einen leidenschaftlichen Streit und die Person, mit der man sich gestritten hat.

Bei „Get On The Road“ wird er von der wunderbaren Zooey Deschanel (eine Hälfte von She & Him) begleitet. Ihre Stimmen harmonieren wunderbar – eben so wie es sich für ein Lied über Liebe gehört. Zooey Deschanel begleitet Lightbody des öfteren auf dem Album, und ihr Partner bei She & Him, M. Ward, wirkt auch noch bei einigen Songs mit seiner Gitarre als Gast mit. Ein weiterer Gast ist Tom Smith von den Editors, der „The Good Book“ komplett alleine singt. Seine Stimme passt so schön zu dem Inhalt des Songs. Smiths Stimme trägt eine Melancholie in sich wie kaum eine andere. Es geht um die verlorene Liebe, den Schmerz danach und dass man ihn manchmal selbst nach 10 Jahren nicht richtig verwunden hat. Ich liebe diesen Song.

So leise wie das Album anfängt, so laut hört es mit „Pieces“ auf. Die letzten 4 Minuten des fast 7 Minuten langen Stückes bestehen aus einer geballten Ladung aller Instrumente oder was ich als eine wohldefinierte „Wall of Sound“ bezeichnen würde. Wenn man das Album hört, scheint es fast unglaublich zu sein, dass es in circa einer Woche aufgenommen wurde und die meisten Songs der erste bzw. zweite Take sind. Beim ersten Hören schien es ein sehr einfach gehaltenes Album zu sein und je öfter ich es gehört habe, desto ungezwungener wirkt es. Es ist ein bisschen so als ob sie sich alle ewig kennen würden und sich nicht gerade erst zu einer Band zusammen gefunden hätten. Ich hoffe, Peter Buck meinte es so als er sagte, dass es verrückt wäre es nicht zu versuchen. Eine Tour wäre schön. Allerdings muß man Lightbodys Stimme wirklich mögen und auch Folk/Countrymusik, um das Album zu mögen.

Zu guter Letzt noch das Video zu „Dead American Writers“, der ersten Single von Tired Pony. Es zeigt Schauspieler Joseph Gilgun in Großaufnahme und liefert einen Einblick in seine emotionalen Gesichtsausdrücke. Es ist faszinierend, wie nur Kleinigkeiten im Ausdruck einen verloren oder fast schon wütend zeigen können:

https://www.tiredpony.com/