„You Can Be All Kinds Of Emotional“ singen The Lone Bellow auf ihrem Debütalbum und bringen damit die Essenz ihrer Songs direkt auf den Punkt. An Emotionalität in all ihren Formen mangelt es dem New Yorker Trio gewiss nicht. Sei es die hymnenartige Begeisterung, mit der es im Opener „Green Eyes And A Heart Of Gold“ zur Sache geht oder die folkige Zurückhaltung, mit der manche Stücke einem ins Ohr tröpfeln – Zurückhaltung ist bei The Lone Bellow nicht angesagt. Da werden die Lungen aller drei Mitglieder zum Zerbersten gefüllt und raus gesungen was das Zeug hält. Das mag manchmal etwas ungewohnt klingen, vom weit verbreiteten Hipstertum der heutigen Musikszene sind The Lone Bellow weit entfernt. Und gleichzeitig kommen sie mit ihrem Album genau zur rechten Zeit. Der Erfolg von Newcomern wie The Lumineers oder dauerhaften Größen wie Mumford & Sons beweist, dass das Bedürfnis nach handgemachter, gefühlter Musik nach wie vor da ist, wahrscheinlich sogar steigt.
The Lone Bellow gehen in ihrem Sound noch einen Schritt weiter, mutig noch etwas weiter weg von der modernen Coolness. Folk mischt sich mit pop-rockigen Arrangements und Country („Brooklyn Country“, wie die Band es selbst nennt). Das mag manchem auf die Dauer etwas zu viel werden, aber die Süße, die Schwere und die Leichtigkeit zugleich, die The Lone Bellow besingen, entwickelt aufgrund ihrer Ehrlichkeit eine Anziehungskraft, der man sich insgesamt doch schwer entziehen kann. Attitüde und Künstlichkeit sucht man bei The Lone Bellow zumindest vergeblich. Das mag vielleicht mit daran liegen, dass Gründerkopf Zack Williams mit dem Songschreiben nach einem schweren Reitunfall seiner Frau begann.
Das Live Video zu „Two Sides Of Lonely“ zeigt recht anschaulich, wie man sich das vorzustellen hat. Wer so herzzerreißend gegen Schnee und Kälte ansingt, den muss man zwangsläufig gern haben. Man darf sich nur nicht zu cool dafür sein.
Gehört von: Gabi Rudolph
VÖ: 23.08.2013