Pharrell Williams‚ Superduperhit „Happy“ ist für mich ein klassisches Phänomen aus der Kategorie „Leider überstrapaziert.“ Mit dicker Betonung auf „leider“. Der Song ist toll! Er groovt, er fetzt, er macht seinem Namen alle Ehre. Schon als meine Tochter und ich zum ersten mal den Abspann von „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ sahen, juckte es uns in den Beinen sofort aufzuspringen und auf dem Sofa zu hüpfen. Ein paar Monate später hätte ich eines Tages beinah einen Schreianfall bekommen. „Wenn ich das Video noch einmal in meiner Facebook Timeline sehe, raste ich aus!“ „Happy“ entwickelte sich zum allgegenwärtigen, nicht zu entkommenden Gute-Laune-Übel, dem ich am Manchen Tagen am liebsten eins auf die Fresse gegeben hätte. Ich betone noch einmal, der Song selbst kann nichts dafür. Pharrell Williams auch nicht, und ich entschuldige mich bei ihm für meine Wortwahl. Aber bitte, Schluss, es ist zu vieeel!
Und nun also das dazugehörige Album „G I R L“. Ich gebe zu, ich musste erst ein paar mal drum herum schleichen, mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier. Aber zum Glück verhält es sich mit „G I R L“ ähnlich wie mit „Happy“. Dass Pharrell Williams sich und sein Genre nahezu perfekt beherrscht, ist nicht von der Hand zu weisen. Idealer Tageszeitpunkt für dieses Album: acht Uhr morgens. Der Drang zur fröhlichen Morgengymnastik lässt sich schon beim ersten Song „Marilyn Monroe“ schwer unterdrücken. Irgendwie hört sich „G I R L“ an wie das Album, von dem man sich wünschte, Justin Timberlake hätte es gemacht. Und zack, bei der zweiten Nummer „Brand New“ ist er auch prompt dabei und wir haben ein erstes Album Highlight. Auf bestem Arschwackelniveau geht es weiter. In „Hunter“ kiekst und seufzt Pharrell auf einen funky Beat. Sexy! „Gush“ – lahmt ein bisschen, aber schon okay. „Happy“ – überspringen? Ach nö, jetzt bin ich warm, da geht das schon wieder. In „Come Get It Bae“ falsettet er mit Miley Cyrus um die Wette. Hört sich schlimm an, klingt aber tatsächlich ziemlich gut.
Bei „Gust Of Wind“, nach „Get Lucky“ eine weitere Hit Kollaboration mit den Herren Daft Punk treten wir, um im Workout Modus zu bleiben, langsam in die Cool Down Phase ein. Die war mir zwar schon beim Sport immer zuwider, aber man soll ja nicht abrupt aufhören. Trotzdem komme ich nicht umhin, Pharrell in seinen funkigen Nummern am stärksten zu finden, bei den ruhigeren („Lost Queen“, „Know Who You Are“) wird mir das R&B Feeling dann doch zu zuckrig.
Fakten auf den Tisch. Pharrell Williams ist nicht der Meister der tiefsinnigen Texte, und auch sonst darf man von ihm nicht erwarten, allzu emotional abgeholt zu werden. Aber wenn einem danach ist, den Kopf frei zu kriegen und die Gliedmaßen zu funkigen Beats und eingängigen Melodien zu schütteln, liefert er mit „G I R L“ einen ziemlich perfekten Soundtrack. Dem Erfolg der Scheibe steht definitiv nichts im Wege. Und vielleicht macht er ja irgendwann mal wieder sowas wie N.E.R.D. Die waren irgendwie knarziger.
Gehört von: Gabi Rudolph
VÖ: 03.03.2014