Noel Gallagher’s High Flying Birds: „Chasing Yesterday“
Mitte der 90er war es die Battle mit Blur, aktuell schießt er scharf gegen Ed Sheeran und Alex Turner von den Arctic Monkeys – Noel Gallagher scheint immer einen Gegenspieler zu brauchen. Das gehört scheinbar zum Image des bissig, grummeligen Rockstars dazu, der in Interviews doch oft so witzig rüber kommt.
„Chasing Yesterday“ wurde dieses Mal komplett von Gallagher geschrieben und produziert. Das DIY-Prinzip liegt dem ganzen Album zugrunde, denn neben akustischer und elektrischer Gitarre spielte er Bass, Klavier und Keyboards selbst ein. Obwohl das Album komplexer instrumentiert ist und vielschichtiger von den Einflüssen als das erste Album, klingt es nicht unbedingt neu. Man kann auch sagen, Gallagher bleibt sich treu.
Gleich der erste Song „Riverman“ ist sein Lieblings-Song, nach seiner Ansicht einer der besten Songs, die er je geschrieben hat. Er vergleicht ihn selbst mit Werken von Queens Of The Stone Age, The Rolling Stones und T. Rex. Für mich nicht ganz nachvollziehbar. Meine Assoziationen gehen eher in Richtung „What Happens Tomorrow“ von Duran Duran. Vielleicht liegt es aber auch am Saxophon-Solo, dass Erinnerungen an die 90er wach werden. Beim zweiten Song „The Heat Of The Moment“, der auch die erste Singleauskopplung des Albums ist, kommen ähnliche Assoziationen. Diese Aussage wird wohl zur öffentlichen Steinigung durch Noel Gallagher persönlich führen, auch wenn dieser Vergleich nicht unbedingt negativ zu verstehen ist.
Bei „Heat Of The Moment“ lohnt es sich, etwas genauer hin zu hören. Das Stück wurde von einer Dokumentation inspiriert, in der ein Astronaut sagt, dass die erste Reise ins Weltall sich anfühle, als berühre man das Gesicht Gottes.
Ist der erste Teil des Albums eher ruhiger und epischer, nimmt es im zweiten Drittel dann Fahrt auf. Die Songs werden rockig, dynamischer mit treibenden Melodien und soliden Gitarren-Riffs. Ein bisschen wünscht man sich allerding die grandiosen Melodien und prägnanten Sounds von Oasis zurück. An mancher Stelle blitzen sie auf. Man möchte sie festhalten, aber dann bleibt es doch bei gut gemachtem Gitarrenpop, der das Britpop Herz nicht so richtig zum Pochen bringt.
Genauso wie die Feindseligkeiten gegen so manchen Kollegen, werden die Diskussionen um eine Wiedervereinigung von Oasis nie verebben. In der Zwischenzeit kann man getrost mit „Chasing Yesterday“ Vorlieb nehmen und Noel im März live erleben.
VÖ: 27.02.2015
Gehört von: Kate Rock
Sizarr: „Nurture“
Sizarr – ein Bandname ohne tiefere Bedeutung, der Musik verbirgt, die umso bedeutungsvoller ist. Dahinter stehen die Pfälzer- Buben Fabian Altstötter, Philipp Hülsenbeck und Marc Übel. Die Jungs bastelten während ihres Abiturs an ihrem Debütalbum „Psycho Boy Happy“, das sie prompt in die deutschen Charts katapultierte. Schon vor Veröffentlichung lud man Sizarr zu den Festivals der Welt ein. Sie spielten auf dem Melt!, als Vorgruppe in ganz Europa bei Woodkid, Vampire Weekend und den Editors, in den USA und bald folgte die erste eigene Headlinertour. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Sizarr schlug ein. Jetzt, über zwei Jahre später, bringen sie ihr zweites Album auf den Markt. „Nurture“ ist der Name des Werks, auf dem durchaus neue Klänge angestimmt werden.
Der Sound der Band ist gewachsen. Das ist das erste was auffällt. Trotzdem ist Vieles auch beim Alten geblieben: Altstötters Stimme ist allgegenwärtig und nach wie vor nur schwer mit anderen zu vergleichen. Tiefgang darf man auch auf diesem Album erwarten. „Nurture“ erinnert an die Klänge der 70er und strotzt vor New-Wave-Elementen. Im Gegensatz zum Debüt „Psycho Boy Happy“ wirkt „Nurture“ sehr durchdacht und harmonisch. Einigen mag das Unvorhersehbare fehlen, das Songs wie „Bording Time“ 2012 lieferten, aber auch der neue Sound ist definitiv einer, den man lieben kann, darf und muss. Trotzdem lassen die Jungs es sich nicht nehmen: „Scooter Accident“, die erste Veröffentlichung dieses Albums, haut wieder einmal von einer Sekunde auf die andere den Boden unter den Füßen weg. Nur wenige schaffen es, Musik so zu vereinnahmen und den Hörer mitzureißen. Und das auf eine sehr ehrliche Art und Weise. Da bleibt es auch nicht aus, dass eine Ballade auf dem Album gelandet ist – in „Untitled“ gesteht man sich ein, dass man auch mit über 20 nicht frei von den Ängsten der Jugend ist. Das macht Sizarr so echt und zu einer Band, von der man auch live hoffentlich großes ab März erwarten kann!
VÖ: 27.02.2015
Gehört von: Bella Lacroix
Gang Of Four: „What Happens Next“
Der Titel des neuen Albums der Post Punk Koryphäen Gang of Four ist durchaus angebracht. Denn wer hätte gedacht, dass die vier Engländer als Nächstes Gastsänger wie Herbert Grönemeyer auf ihrem Album featuren? Und wer hätte gedacht, dass diese Kombi auch noch richtig gut ist? „The Dying Rays“/„Staubkorn“ ist wohl eines der gekonntesten Beispiele dafür, dass verschiedene Musikgenres sehr wohl mit einander vermischt werden können. Ansonsten ist das neue Album „What Happens Next“ wohl nicht viel anders als die ehemaligen. Die Jungs bleiben ihrem Genre treu und halten sich weiterhin an den düsteren Part des Post-Punk-Zeitalters.
„Stranded“ kommt mit ominösen Klängen und noch ominöseren, düsteren Texten daher. Auch die anderen Songs sind nicht arg viel fröhlicher. „First World Citizen“ klingt zwar noch etwas rockiger als „Stranded“ aber man hört doch immernoch den Sound des letzten Jahrhunderts durchdringen. Der Rock der 70er/80er ist wohl noch nicht ganz tot.
Einen weiteren Gast begrüßen die Vier dann auch noch bei dem Song „England’s In My Bones“. Alison Mosshart ist zwar US-Amerikanerin aber trotzdem bringt sie das Gefühl, dass man von diesem Song erwartet perfekt rüber. Die düsteren Zeiten, die England besonders Ende der 80er überstehen musste, sind deutlich in dem Song zu hören.
„Obey The Ghost“ hört sich im ersten Moment dann mehr nach Heavy Metal an aber bleibt man dran, kommen auch hier wieder die typischen Post-Punk-Klänge zum Vorschein.
Was dem Album auf jeden Fall nicht fehlt ist der Zynismus und die kritischen Texte der Band. Diese machen wohl „What Happens Next“ auch am meisten aus. Wer sich große Abwechslung bei den einzelnen Songs erhofft wird zwar enttäuscht, aber trotzdem lohnt sich das Album musikalisch und vor allem lyrisch.
VÖ: 27.02.2015
Gehört von: Jara Dressler