Psychedelic Supergroup
Erland & The Carnival. Das sind: Namensgeber und Sänger Erland Cooper; Simon Tong, Multiinstrumentalist und ehemaliges Bandmitglied bei The Verve sowie The Good, The Bad & The Queen und David Nock Drummer von Paul McCartney’s The Firemann. So etwas wie eine Supergroup also. Da kann man ja mal gespannt sein.
Und Überraschungen gibt es en masse. Denn was einem da zu Ohren kommt, mutet wie eine musikhistorische Vollversammlung an. Frei nach dem Motto „einmal von allem ein wenig, bitte!“ gibt es von Indie-Gitarren über psychedelischenVintage-Klänge und mittelalterliche Traumweltenpoesie bis zu elektropoppigen Elementen gepaart mit Folk, alles. So befindet sich der Synthi in den ersten zwei Tracks in einer steten Weiterentwicklung, die dann bei „Emmeline“ in orgelähnlichen Tönen gipfelt. Dazu noch ein treibender Off-Beat und hingehauchter Gesang. Fertig ist die musikalische Wundertüte.
Ungekanntes Terrain
Das zweite Album des Trios ist eine poppige, düstere und elektronische, manchmal etwas folkloristische Platte, wenn man das überhaupt in Wörtern zu beschreiben vermag. Als eingängig ist die Musik der drei Engländer bei Leibe nicht zu bezeichnen. Es ist eine gnaden- und gefühllose Entdeckungsreise in neue Terrains. Das kann Spaß machen und Langeweile kommt garantiert nicht auf. „Dream Of The Road“ ist schwermütiger als die anderen Lieder, „I’m Not Really Here“ entblößt wiederum eine ansteckende Fröhlichkeit und „Map Of An Englishman“ demonstriert eindrucksvoll, was ein Synthesizer alles kann. Die elektronische Soundwunderkiste ist das komplette Album am Heißlaufen, gönnt sich keine Verschnaufpause und erzeugt einen ungekannten Klangteppich. Der Gesang von Herrn Cooper ist bei „I Wish, I Wish“ gepflegt britisch melancholisch und schwermütig, bevor „This Night“ zum Tanzen auffordert.
Stellenweise erhaben und großartig, oftmals so unkonventionell und aufmerksamkeitsheischend, dass man trotz höchster Konzentration nicht weiß, was man da jetzt genau zu hören bekommt, ist „Nightingale“ auf seine Art und Weise eines der sensationellesten Alben diesen Jahres. „The Trees They Grow So High“ gibt auf der psychedelischen Zielgeraden nochmal alles, da breitet sich das Gefühl aus, als schwebte der Geist von The Doors mit durchs Studio.
In seinen besten Momente ist es ein verblüffendes und fesselndes Album, das kreuz und quer musikalische Einflüsse verarbeitet. Das Ergebnis mag nicht immer funktionieren, denn „Nightingale“ bedarf Aufmerksamkeit und den Willen fremde Gebiete zu betreten, lässt man sich aber darauf ein, kann es einem ungekanntes Vergnügen bereiten.
Gehört von: Sebastian Schelly
„Nightingale“ erscheint am 11. März