Gehört: Mumford & Sons „Babel“

Die vier Jungs von Mumford & Sons haben sich 2007 zusammengetan und verunsichern seitdem die Bühnen der Welt. Das Debütalbum „Sigh No More“ erschien 2009 und jetzt ist endlich das zweite Album „Babel“ in den Läden erhältlich. Wie schon beim ersten Album hat Markus Draws das Album mitproduziert. „Babel“ erfindet den Folk Rock nicht neu, aber die Musik fühlt sich unheimlich behaglich an. Es ist ein wenig so als ob man in einem Pub irgendwo im nirgendwo in England sitzt und der dort heimischen Folkband zuhört.
Das Album hat etwas sehr christliches an sich. Sie benutzen viele biblische Bilder und auch gerne Worte wie „Holy“, „Sin“, Ark“, Lord“, „Devil“, „Jesus“ und nicht zuletzt der Titel des Albums. „Babel“ – in der Bibel die Stadt und der Turm von Babel, der Versuch Gott gleichzukommen. In den meisten Songs scheinen diese Bilder für Beziehungen zu stehen, die Probleme, die Sünden, das Verzeihen und die Rettung. „Below My Feet“ scheint vom Verlust eines geliebten Menschen zu handeln und der anschließenden Trauer und gar Hoffnung, nicht den Boden unter den Füssen zu verlieren, sondern weiterzumachen. Mitunter wirkt „Babel“ auch lebensbejahend – egal was passiert, mach weiter, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels. Ein anderes immer wiederkehrendes Thema dieses Albums, sind seine eigenen Schutzmauern, z.B. in „Lovers of the Light“ und natürlich „Babel“. Es wirkt fast so als ob der Icherzähler aus einer sehr dunklen Phase seines Lebens gerettet wurde.
Marcus Mumford, Ben Lovett, Winston Marchall und Ted Dwane verpacken diese Themen in harmonischen, teilweise mehrstimmigen Gesang. Ansonsten unterstreicht Mumfords angenehm rohe Stimme die Songs. Die Instrumentierung reicht vom intimen Banjo bis zur aufbrausenden Mischung aus allen Vier mit Keyboard, Gitarre, Akkordeon, Schlagzeug und Kontrabass. Und eines können sie ausgesprochen gut: Ohrwürmer schreiben. Die Texte sind mitunter so eingängig, dass sie teilweise schon nach dem ersten Hören zum Mitsingen einladen. Für eine Band, die Konzerte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählt, ist das wohl selbstverständlich. Ein Großteil der Songs wurde vor dem Gang ins Studio ausgiebig live getestet und verfeinert und entspricht eher der Dynamik der Band in Konzerten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Mumford & Sons zwar das Folk-Rock Genre nicht gerade revolutionieren, aber die vier sind sehr gut in dem was sie machen. Es ist ein schönes Album für den Herbst. Manchmal ein bisschen melancholisch und manchmal recht spaßig. Mumford & Sons werden voraussichtlich Anfang nächsten Jahres auch durch Deutschland touren. Wem das zu lang ist, kann sich mit dem Video zu „I Will Wait“ die Zeit etwas verkürzen. Es lässt einen ohne Probleme erahnen, wie energiegeladen ihre Konzerte sein müssen und wieso sie einen Ruf als hervorragende Liveband genießen.

Gehört von: Dörte Heilewelt

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