Wer die Französin Mina Tindle mit ihrem Debütalbum „Taranta“ vor zwei Jahren noch nicht kennen gelernt hat, sollte es spätestens jetzt tun. Jetzt ist die gebürtige Pariserin, die mit bürgerlichen Namen Pauline de Lassus heißt, mit ihrem zweiten Studioalbum „Parades“ zurück. Trotz mädchenhafter Ausstrahlung produzierte die junge Dame mit diesem Album eine talentierte Indie-Pop Platte, die fasziniert und auch weiterhin im Kopf bleibt, wenn die Scheibe durch ist.
Diese produktionstechnisch perfektionierte Platte verdankt sie vor allem den beiden Hochkarätern Olivier Marguerit und Craig Silvey. Letzterer war bei der Entstehung von Portisheads „Third“ als auch Arcade Fires „The Suburbs“ mit verantwortlich. Weitere Einflüsse kommen auch aus ihrer Lebensphase in New York, die ihr den Weg zur Musik geradezu geebnet hat. In dieser Zeit war sie mit Musikern wie der Band Grizzly Bear und The National im Kontakt, die sie bis heute musikalische beeinflussen.
Die ersten drei Songs der Platte lassen bereits Großes erahnen. Vom Opener „Pas Les Saisons“ und „Seaside“ mit hervorragend arrangierten Popmelodien und flotten Beats zu „Taranta“, eine dezent instrumentierte, wunderschöne Ballade, gibt das Album eine breite Palette an facettenreichen Stilmitteln her. Die Songs sind wunderbar aufeinander abgestimmt mit tollen Refrains, die gerne im Ohr hängen bleiben dürfen.
Während Tindle auf ihrem letzten Album in erster Linie auf English gesungen hat, bleibt sie jetzt überwiegend ihrer Muttersprache treu, was bei den Songs auch irgendwie Sinn ergibt. Ihre Stimme ist klar und zart, dennoch tief und wiederum zurückhaltend. Unter anderem „L’Astrakan“ und „Plain Nord“ entfalten sich dabei in voller Kraft und man bleibt an ihrer Stimme regelrecht hängen. Die Stücke sind leichte und gleichsam kraftvolle Balladen, liebevoll abgerundet. In „I Command“ und „Dehors“ verbindet sie ebenfalls gekonnt beide Sprachen miteinander und zeigt detailreiche und komplexe Lieder, die man sich anders gar nicht vorstellen möchte. Vor allem ersteres besticht mit tollem Refrain.
Mit „The Curse“ kommen dann wieder die lauteren Töne und Tindle überzeugt mit flotten Indie-Pop Einflüssen, die zum Mitwippen anregen. Im Prinzip kreiert sie durchweg detailreiche und verspielte Arrangements die aufhorchen lassen. Hier gibt es eigentlich kaum zu kritisieren und dieses Album verdient durchaus Respekt.
Wer also der französischen Sprache verfallen ist und einen klaren und frischen Mix aus Folk, Indie und Pop bevorzugt, der macht bei dem Kauf dieser Platte keinen Fehler. Von sensibel intonierten Melodien zu schwungvollen und schnellen Beats ist einfach alles dabei.
VÖ: 10.10.2014
Gehört von: Anne Schubert