Dürfen wir vorstellen: Luis Laserpower. Das ist keine Comicfigur, sondern eine vierköpfige Band, bestehend aus Namensgeber Luis, Bassistin Judith und Sebastian und Sebastian an Gitarre und Schlagzeug.
Auf solche Fakten stößt man ziemlich schnell, wenn man versucht, etwas über diese „Neo-Pop“-Band herauszufinden, die gerade ihr erstes Album veröffentlicht hat und schon als Support von Deichkind, MIA. und Turboostaat unterwegs war. Was man auch immer wieder zu lesen bekommt ist, dass sie ihre Vielschichtige musikalische Mixtur aus Pop, Rock, Rap und Electro tatsächlich für die Zukunft der deutschen Popmusik halten. Das klingt nach Superhelden und Pionieren und muss natürlich überprüft werden! Was kriegt man also auf die Ohren, wenn man sich das Album, das passender und unbescheidener Weise „Futura“ heißt, zu Gemüte führt? Die Mixtur hat nicht nur Elemente von fast allen dominanten Musikstilen, sondern klingt obendrein auch noch ein bisschen nach NDW.
Thematisch bewegen wir uns häufig zwischen Liebe und Herzschmerz, da geht es um die Ex, die Liebe, die man nicht erreichen kann oder diejenige, die man nicht abwenden kann. Aber auch die Londoner Riots, die Bankenkriese oder die Tristesse vom grauen Alltag werden aufgegriffen. Erstaunlich ist, dass, auch wenn die Themen an sich nicht immer die erfreulichsten sind, nach Songs von Luis Laserpower nie ein ungutes, zweifelndes, negatives Gefühl zurück bleibt. Im Gegenteil: Bereits der erste Track des Albums lässt vermuten, dass Musik hier nichts anderes als purer Spaß und Lebensfreude ist, Medizin und Heilmittel für alles: „Wir sind an diesem Ort um uns selbst zu vergessen, der Beat ist unser Gott und kann uns alle retten. Alles was zählt ist der Wille zur Bewegung…Lass los, Schweiß tropft von der Decke, doch er kühlt dich ab“, wird da getextet.
Auch Kindheit und Jugend werden immer wieder thematisiert und ziehen sich in den Songs durch die Welt des Erwachsenen wie der sprichwörtliche rote Faden. In seiner euphorischen Art und Weise klingt das Album passend zum Superheldennamen immer wieder sehr nach Spieltrieb. Aber auch kindliche Ängste dienen als Metapher für Zweifel und Unsicherheiten, die an möglichst perfekten, heuchlerischen Fassaden nagen, mit denen wir versuchen der Welt furchtlos entgegen zu treten: „Hinter meinen perfekten Gardienen sehe ich ein riesiges Monster spielen“. Bildlich erinnert das natürlich direkt an das Monster unterm Bett oder im Schrank, das aus dem Kinderzimmer vertrieben wurde von den Eltern, die man im Idealfall ängstlich herbeirufen konnte. Oder zumindest doch von Nachtlichtern, die das Zimmer in weiches Licht tauchten und die Schatten erhellten. Und was tut man gegen solche Monster, wenn man erwachsen oder zumindest auf dem Weg dahin ist? Man wandelt auf Trampelpfaden und versucht auszuloten, wo es hin gehen soll und wo man steht. Und klar, auch diese Verortung seiner selbst irgendwo zwischen Erwachsensein und jugendlichem Spieltrieb ist schwierig und kann traurig machen. Positiv ist manchmal einzig, dass die ganz eigene Position auch Koordinaten hat, an denen man sich selbst dann orientieren kann, „wenn das Navi nicht mehr kann, wenn kein anderer mehr weiß wo lang“. Und was sollte ein verspielter, jugendlicher Superheld anderes tun, als genau diesen Aspekt eines sonst oft verwirrenden Themas aufzugreifen?
Ich muss gestehen, ich hatte anfänglich so meine Probleme damit, aber wenn man sich beim Hören nicht nur auf euphorische Nachdenklichkeit (was ja in der Regel nicht schwierig ist), sondern auch darauf einlassen kann, die Beschäftigung mit Träumen, Ängsten und kindlichen Sehnsüchten in all ihrer simplen Schönheit und Ehrichkeit nicht als peinlich zu empfinden, kann man sich von Texten und Musik auf „Futura“ wirklich eine ganze Menge Schwung und gute Laune mitgeben lassen. Und das muss ein Album erstmal schaffen. Bei der Digitalisierung der physischen CD gibt’s übrigens noch eine kleine Überraschung, auf die sich der geneigte Hörer freuen darf.
Gehört von: Lena Krüger