Packen wir doch gleich zu Anfang die Fakten auf den Tisch: die eigentlichen Sieger des letztjährigen Bundesvision Song Contest waren Laing, die für das Bundesland Sachsen antraten und mal flux den zweiten Platz einheimsten. Der erste Platz für die Formation Xavas wunderte aufgrund der etablierten Berühmtheit der Herren Naidoo und Savas schließlich niemanden. Laing hingegen kamen damals für die breite Masse quasi aus dem Nichts und überzeugten schlichtweg mit dem ohrwurmträchtigsten Hit und nicht zuletzt auch mit der besten Live-Performance.
Damit wäre die Essenz der Formation schon auf den Punkt gebracht. Laing stehen für eingängige Elektropopsongs und ein auf der Bühne und in Videos ausgeklügeltes optisches Konzept. Aber Laing sind (zum Glück) auch immer ein bisschen mehr als das. Musikalisch könnte man sagen, machen Laing dort weiter wo 2raumwohnung und co. aufhören. Die Beats sind ein bisschen vertrackter, die Texte eine Spur gewitzter. Und zu alledem tragen Laing den Stempel eines absoluten Originals. Ob Komposition, Text, Kostümdesign oder Choreografie, Mastermind Nicola Rost hat die Fäden in der Hand und ihre Mitstreiterinnen fest im Griff. Diese Mischung aus Radiotauglichkeit und Selbstbestimmtheit machen den besonderen Reiz von Laing aus, den man nun auch auf dem Album „Paradies Naiv“ hören kann.
Dabei haben nicht alle Songs beim ersten Hinhören das gleiche Ohrwurmpotential wie der BuViSoCo-Hit „Morgens immer Müde“. Ein gewisses Maß an Verschrobenheit leisten die Damen sich auf „Paradies Naiv“ durchaus, auch eine rechnerische Kühle, der Zugang fällt mal mehr, mal weniger leicht. Aber alles in allem macht sich beim Hören des Albums ein Gefühl breit, das man heutzutage nicht allzu oft genießen darf: dass man so etwas in der Form noch nicht gehört hat. Mit harmonisch arrangiertem, mehrstimmigem Gesang auf knarzigen Beats schaffen Laing es zwar die Massen zu erfreuen, schrammen aber immer ein ideales Quäntchen am Mainstream vorbei. Im Paradies Naiv geht es ganz schön clever zu. Der letzte macht das Licht aus!
Gehört von: Gabi Rudolph
VÖ: 01.03.2013