Mit „Mechanical Bull“ haben die Kings Of Leon nach dreijähriger Pause wieder ein Album am Start. Dass es ganze 3 Jahre gedauert hat und die Band tatsächlich so lange von der Bildfläche verschwunden war, fiel dabei eigentlich gar nicht weiter auf, waren sie doch vorher umso omnipräsenter. Die Gebrüder Followill mussten sich nach ihrem vermeintlichen Überhit „Sex On Fire“ wohl erst einmal wieder ihrer Selbst besinnen. Wie in der Dokumentation „Talihina Sky“ bereits gut zu beobachten ist, hat sich vor allem Sänger Caleb Followill etwas zu sehr von dem Ruhm tragen lassen, sich in den Alkohol geflüchtet und die Rolle als unsympathischen Arschloch-Bandleader zu sehr ausgefüllt. Auch ihm scheint irgendwann aufgefallen zu sein, dass er es sich mit seiner Familie verscherzt hat, sodass er sich erfolgreich in den Entzug begeben und sein Leben wieder auf die Reihe bekommen hat. Alle Bandmitglieder sind inzwischen verheiratet und dürften auch dank ihrer Kinder wieder etwas geerdet sein.
Die Freue über ein neues Album der Südstaaten Band blieb also erst einmal eher verhalten.
Nach dem sich die Band dem Stadionrock verschrieben und mit „Sex On Fire“ eigentlich alles kaputt gemacht hatte, waren die grandiosen ersten beiden Alben „Youth & Young Manhhod“ und „Aha Shake Heartbrake“ doch schon lange in Vergessenheit geraten. Auf „Mechanical Bull“ scheinen sich die Kings Of Leon nun zumindest stellenweise wieder ihrer Wurzeln im Southern Rock zu besinnen.
Die erste Single „Supersoacker“ lässt einen wehmütig zurück an die Anfangstage der Band denken, wo sie noch dreckigen, ungestümen Rock gespielt haben, der das Stadion nicht einmal erahnen ließ. Der Rest des Albums kann sich dann nicht so richtig entscheiden, besinnt man sich komplett seines alten Sounds oder bleibt man dabei, die Stadien dieser Welt zu bedienen. Wo man doch erst einmal so erfolgreich geworden ist mit eben jenen Stadionhymnen, kann man von diesen natürlich nicht einfach so komplett abrücken. Thematisch geht’s auf „Mechanical Bull“ um die Verarbeitung der Zeit nach dem plötzlichen Ruhm: Drogen und Liebschaften, Sex, Drugs & Rock’n’Roll eben.
Dass die Brüder Followill, Caleb, Nathan, Jared und ihr Cousin Matthew aus Tennessee kommen und Kinder eines Predigers sind, hört man hierbei noch immer raus. Vor allem Calebs Stimme, die mit Sicherheit von dem ganzen Whiskey Konsum gezeichnet wurde, klingt noch immer so schön schrammelig und heiser wie zu Beginn. Meiner Meinung nach können wenige Sänger so schön jaulen und Wörter in die Länge ziehen und dabei so sexy klingen wie Caleb, wenn diese Stimme nicht purer Sex ist weiß ich auch nicht.
Was soll man also von der Rückkehr der halten? Ich freue mich, die jungen, ungestümen Followills auf dieser Platte endlich wieder rauszuhören, der Song „Family Tree“ sticht hierbei besonders raus und gibt Hoffnung, dass sie eigentlich noch wissen wie es geht. Insgesamt versetzt mich „Mechanical Bull“ zwar nicht in Begeisterungsstürme, doch positiv überrascht bin ich in jedem Fall. Die ganz großen, übertriebenen Hymnen sind verschwunden und die überlagerten Gitarren klingen wieder mehr nach den Kings Of Leon, die ich zu Beginn so mochte. Natürlich ist alles wesentlich glatter produziert als früher und es wird größer aufgefahren, letztlich muss ja auch der letzte Radiohörer erreicht werden, damit dieser zu den Konzerten pilgern kann, denn so ein Stadion will ja weiterhin gefüllt werden. Es könnte aber durchaus sein, dass sich so langsam auch der ein oder andere Fan von früher wieder vor die Bühne traut, denn wenn die Kings Of Leon den Weg, den sie mit diesem Album eingeschlagen haben, konsequent weitergehen, könnte das nächste Album richtig gut werden. Schlussendlich waren mir diese langhaarigen Südstaaten Rednecks von damals allerdings irgendwie lieber als die durchgestylten, supercoolen Machos von heute.
Gehört von: Samira Szago
VÖ: 20.09.2013