Wer kennt ihn nicht noch – den Sommerhit „Pumped Up Kicks“ von vor gut drei Jahren. Der Song schallte aus wirklich jedem Auto und wurde, nachdem es ihn als Free-Download gab, von beinahe allen Radiostationen totgespielt. Nachdem die erste Single von Foster The People bereits weltweit Freunde des Indie Pop Rock nicht mehr stillsitzen lies, setzten die drei Herrschaften mit zwei Grammy-Nominierungen in der Kategorie “Bester Pop-Song” und “Bestes Alternativ-Album” für „Torches“ noch einen drauf.
Bei so viel Ruhm gibt es zu Folge nur zwei Möglichkeiten: Die Band versucht sich nach drei Jahren treu zu bleiben oder experimentiert mit neuem Sound, um das bislang mehr als zwei Millionen verkaufte Debut-Album zu toppen.
In einem Interview verriet FTP Frontmann Mark Foster (Gesang, Gitarre & Keys), dass es eine Weiterentwicklung geben wird. Er nannte es sogar ein „gefährliches Album“, welches die Band mit dem erfolgreichen Produzenten Paul Epworth (Adele) zusammen in Studios in Marokko, Los Angeles und London produziert hat.
Seit letzter Woche gibt es das neue Album „Supermodel“ und die Band beweist, dass sie keinesfalls eine One-Hit-Wonder Indie Pop Band ist.
Alleine das Album Cover deutet geschickt versteckt auf gesellschaftskritische Motive hin. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine buntes, glitzerndes Spektakel, weißt aber auf die dunkle Seite und die Konsequenzen des Kapitalismus hin und prangert Konsumgier und den allseits bekannten Schönheitswahn unserer Gesellschaft an – ein kotzendes Model im Blitzlichtgewitter taktloser Paparazzi. Dieses Bild kann man auch vor den Toren Hollywoods auf einer riesigen Hauswand in L.A. betrachten.
So verhält es sich auch mit dem Album. Oberflächlich betrachtet handelt es sich um elf Songs mit Popmelodien und knackigen Gitarren Riffs. Spitzt man aber die Ohren begreift man schnell, dass hinter den schönen Refrains generationsübergreifenden Themen behandelt werden.
Der Opener „Are You What You Want To Be?“ erstreckt sich mit gut gelaunten Melodien und einem Klamauk aus Afrobeats, Gitarren-Riffs und „Nanana“ – Chor, den man leicht mitsingen mag. Der Claphand-Song „Ask Yourself“ und die Vorab-Single „Coming of Age“ bieten verträumten Indie Pop und animieren mit ihren mehrstimmigen Gesang sofort zum Mitwippen, während „Nevermind“ die etwas leiseren Töne anschlägt.
So kurios der Titel „Pseudologia Fantastica“ so auch das Hörerlebnis. Zwischen tiefen und hohen Stimmlagen kommen verzerrte Gitarren und elektronische Einflüsse zum Vorschein. Das 33-sekündige A-Capella-Interlude „The Angelic Welcome of Mr. Jones“ leitet dann den überraschenden Wechsel ein. „Best Friend“ lässt uns die neuen Tanzschuhe rausholen und erinnert an Disco Pop kombiniert mit Alternative Rock und könnte ruhig als ein radio-typischer Song auserkoren werden.
Bevor „A Beginner’s Guide to Destroying the Moon“ Fosters Stimme in die Höhe schnallen lässt und die Stimmung anhebt, läuten die letzten Songs „Goats in Tree“ und „Fire Escape“ das friedliche Ende der Platte ein – mit ruhigen Melodien und akustischen Einlagen fangen die drei Herren eine ganz besondere Stimmung ein, während sie mit „The Truth“ nochmal für ein elektronisches Stück Platz machen.
Detailverliebt paaren sich Weltmusik mit Elektro-Folk und Alternative Rock und lassen die Songs unterschiedliche Richtungen einschlagen, ohne dass jedoch die Einheit der Platte verloren geht. Zugegebenermaßen kommt bei manchen Songs ein Übersättigungs-Gefühl auf und eine „Gefahr“ wie angekündigt besteht auch nicht aber Foster The People beweisen mit ihrer neuen Platte, dass sie weit mehr als eine One-Hit-Wonder Band sind.
Gehört von: Anne Schubert
VÖ: 14.03.2014