Stumpf ist trumpf? Wir machen es mal offiziell: Die Albumanzahl von Deichkind ist nicht mehr an einer Hand abzählbar. Damit sollte spätestens bewiesen sein: Deichkind sind kein Wegwerfprodukt. So gern sich auch die Vermutung eines zeitlich begrenzten Musikphänomens mit Songs wie „Leider geil“ (2012) oder „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ (2006) aufdrängte, so unproblematisch gut integriert ist der Hamburger Bäumchen-Wechsel-Dich-Trupp. Ob Oktoberfest oder re:publica: ihre Musik findet ihren Weg überall hin. Auf Platte Nummer Sechs wird sogleich eine Erklärung zum glücklich machenden Zauberwort Deichkind geliefert und das heißt Ferris MC. „Das was ihr nicht habt, das ham’ wir immer dabei. Wir ham’ Ferris“ bringt man es in „Was habt ihr“ auf den Punkt.
Doch es steckt weit mehr dahinter. Die Mischung aus mainstreamigen Electro-Beats wie aus dem McFIT-Studio-Baukasten und den Nerv der Zeit treffenden Texten kommt einfach durch die Bank weg an. „Like Mich Am Arsch“ schafft das, was Placebo mit „Too Many Friends“ 2013 nicht hinbekommen haben. Direkt, ironisch und ja, gesellschaftskritisch, wird hier rund um Facebook gepöbelt. Eben auf eine gut verdauliche Art. Party Party, druff, druff und dazwischen wohlportioniert eingestreute Fragezeichen zur aktuellen Gesamtsituation. „Wir sind immer eine Idee voraus“ platzen sie in „Powered by Emotion“ heraus und haben auch damit schon wieder das Recht auf ihrer Seite.
Wenn Deichkind auch nicht mit diesem Album der Nachhaltigkeit in die Karten spielen, so wissen sie doch auf höchst charmant-bratzige Art und Weise den Spiegel in die richtige Richtung zu drehen.
VÖ: 30. Januar 2015
Gehört von: Hella Wittenberg