Gehört: „Crash My Ride“ von Stagecoach

crashmyrideAngefangen haben Stagecoach vor einigen Jahren als 2-Mann Countryband, sogar der Name stammt von einem alten John Wayne Western. Mittlerweile sind sie zu fünft und machen Rock – guten und spaßigen Rock. Vor kurzem ist ihre neueste und zugleich lauteste EP „Crash My Ride“ erschienen. Stagecoach besteht aus Luke Barham (Gesang, Gitarre), Tom Lewis (Mandoline, Harmonien), Nick Tanner (Gitarre), Matt Emery (Schlagzeug) und John Harrington (Bass).

Crash My Ride“ ist nicht ihre erste veröffentlichte EP. Da wäre die auf eigene Kosten veröffentlichte „School Day EP“ von 2008, die es kostenlos auf ihrer Last.fm Seite gibt. Sie ist noch um einiges ruhiger, weniger laute Gitarren, mehr akustisch und Sänger Luke Barham geht weniger an seine gebrüllten Grenzen. Sie besitzt ihren ganz eigenen Charme, aber ist kaum vergleichbar mit den aktuelleren Veröffentlichungen.

Ein Jahr später folgte die erste Veröffentlichung mit Hilfe von Alcopop Records: „We Got Tazers!“. Zwar gibt es immer noch die Akustikgitarre, aber der gesamte Sound ist nicht mehr akustisch. Die Melodien sind verspielter und die Musik macht einfach ganz viel Spaß. Als „Powerpop für BMX Kids“ wurde ihre Musik beschrieben und auch ohne jemals ein BMX besessen zu haben macht dieses Album Spaß. Das comicartige Artwork dieser EP entspricht dem recht amerikanischen Sound dieser Band – Hot Dogs, Milchshakes, ein Diner und ein Cadillac. Gestaltet wurde es vom gleichen Designer der „Crash My Ride“ EP, Mark Gamble, der, nebenbei gesagt, mittlerweile einer meiner liebsten Designer ist. Und ich weiß zwar nicht wer das Coverfoto gemacht hat, aber es ist einfach ein großartiges „Auto“ (eher der Vorgänger des Smarts gepaart mit der Schönheit eines Trabants und einem Schluck des Verkleinerunggetränks aus Alice im Wunderland).

Die CD von „Crash My Ride“ kommt mit einem Poster, und die fünf abgebildeten jungen, lächelnden Kerle sind durchaus dazu geeignet, sie sich an die Decke übers Bett zu hängen. Abgesehen davon gibt es auf der Rückseite unter anderem eine Erklärung, was „Crash My Ride“ bedeutet:

  1. (Drumming Term) To hit your ride cymbal with force

  2. To collide your car/bike/skateboard

  3. Exclamation upon discovering someone has slept with your girlfriend

Wenn man nicht gerade mit den Redewendungen des englischsprachigen Raums vertraut ist, würde man im ersten Moment wohl auf Nr. 2 tippen – habe ich auch getan. Wenn es schon keine abgedruckten Texte gibt, dann wäre wenigstens der Titel erklärt.

Ihre Songs sind sehr eingängig. Stagecoach verstehen es, ihre  eingängige Texte mit noch eingängigeren Melodien zu versehen. Fast schon typisch für sie mutet ein steter Wechsel von leisen zu sehr lauten Tönen an. Den Anfang bildet „Hieroglyphic“ mit viel Gitarre und viel Wo-Wo-Wohos und Ausrufen dergleichen. Die einprägsamsten Zeilen sind im zweiten Song „Map To The Freezer“ zu finden: „If you treat me like an animal, you won’t have friends“. Entsprechend klingt dieser Song wütend mit seinen Gitarren. Ohne Umschweife geht er in das von einer Akustikgitarre angeleitete Intro zu „Axe Behind My Back“ über. Die Melodie ist im Vergleich zu den vorangegangenen Songs fast schon reduziert – zumindest am Anfang. Die Stimme von Barham scheint durch die Instrumente nur unterstützt zu werden, bis hin zum Gebrüll auf voller Lunge. Ob ein Treffen mit den Jungs gut wäre, wenn sie mit einer Axt hinterm Rücken rumlaufen, das ist die Frage, oder ob sie einfach nur zu viele Horrorstreifen gesehen haben.

„Good! Great! Better! Best!“ ist ein schneller Titel. Schnell in seiner Melodie, stagecoachpromo2so wie man manchmal zu schnell in seiner Beziehung voranschreitet und dann alles ebenso schnell in die Brüche geht – zwischendurch gibt es Atempausen, ruhige Phasen. Der Titel „Headbangers Ball“ verrät es schon: Es geht unter anderem um die gleichnamige alte MTV Sendung und wie unsere Eltern es nicht gut fanden, was wir damals hörten. Es scheint Stagecoach würden gerne Heavy Metal oder zumindest harten Rock machen, aber auch ein wenig Pop und ihre alten Folk-/Countrywurzeln nicht dabei vergessen wollen.

Zum Abschluss gibt es noch ein ruhigeres Stück. „Fish Tank Glow“ ist fast schon eine Ballade, zumindest für Stagecoach-Verhältnisse. Es ist ein wenig traurig, aber trotz allem bäumen sie die Instrumente hier und da auf. Das Stück und die EP enden mit den Worten „If you glow, I glow, We both glow out together“ und entlässt und langsam. Dem Verglühen eines Gefühls zuzusehen, kann schon sehr traurig sein.

Und zum Abschluss noch ein Video zum Song „Map To The Freezer“ – ich sehe da Starqualitäten und mehr Action kann man wohl auch nicht in ein Video packen. Zugegeben, irgendwie kommen mir das Video und die Leute darin bekannt vor. Es erinnert ein wenig an den Film „Speed“, aber nur ein ganz kleines bisschen…

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