Aller guten Dinge sind drei.
Spätestens jetzt, mit ihrem dritten Album am Start, sichert sich das Indie Folk Trio aus North Carolina seinen Platz im Herzen der Unplugged-Liebhaber. Die 2006 in Raleigh, North Carolina, gegründete Band, bestehend aus dem Sängerpärchen Philip Moore an der Gitarre und Beth Tacular am Akkordeon sowie Mark Paulson an Klavier und Violine, bleibt dem Image des „Öko-Folk“ noch immer treu. Auch weiterhin verzichten die drei auf so viel Elektronik wie möglich – und das auf eine clevere, wenn auch einfache Art und Weise, die dem Discosound-vorbelasteten Hörer des 21. Jahrhunderts verdeutlicht, dass gute, glaubhafte Musik tatsächlich noch mühsame Handarbeit ist.
Während das Debütalbum „Hymns For A Dark Horse“ (2007) noch an „Save the planet“-Protestsongs erinnert, ist das zweite Album „Upper Air“ (2009) eher introvertiert und konzentriert sich mehr auf die Bandmitglieder, vor allem deren eigenen Lebensstil im Einklang mit Flora und Fauna. „The Clearing“ verfeinert diesen Identitätsfindungsprozess. Der zwar noch immer sehr naturverbundene Folk thematisiert jetzt private und komplexere Geschichten und es scheint, als hätten die drei nun endlich einen musikalischen Weg gefunden, ihre Probleme tiefgründig zu verarbeiten – ohne dass es zu melancholisch oder gar deprimierend wirkt. In harmonische Klangfarben verpackt werden ernstere Sujets wie Lebenskrisen, Leid und Schmerz. Anlass für diese Hinwendung zur Ernsthaftigkeit war für die Musikschöpfer das kurzzeitige Beziehungs-Aus von Beth und Phil sowie eine schwere Krankheit von Beth, die allen dreien gezeigt hat, wie wertvoll das Leben doch ist. Und diesen Gedanken bringen sie durch ihre Musik deutlich zum Ausdruck.
Manche Stücke verbreiten im Stil von früheren Songs wie „In Our Talons“ und „Northern Lights“ eine Lagerfeuer-Romantik, die mit gekonntem Gezupfe der Akustikgitarre und verspielten Akkordwechseln an Musik à la Johnny Cash und Bob Dylan erinnert. Besonders das zweite Lied des neuen Albums, „In the Yard“, ist melodisch sehr einprägsam und durch das Zusammenspiel von Gitarre und Beths glasklarer Stimme ein wahrhaftes Paradebeispiel für die Schönheit der Schlichtheit der Musik, ohne ablenkenden Beat-Schnickschnack.
Eine für die Bowerbirds typische gewisse Naturverehrung und –verklärung lässt sich noch immer in den Lyrics entdecken – eigentlich unausweichlich für die leidenschaftlichen Musiker, die ihr Leben nicht nur der Musik, sondern auch Mutter Erde verschrieben haben. Die urige Blockhütte mitten in den Wäldern North Carolinas darf in diesem Klischee natürlich nicht fehlen und wird rege zum Musizieren und Inspirieren genutzt.
Es grenzt fast schon an Magie, mit welch einfachen Mitteln es im heutigen High-Tech-Zeitalter möglich ist, dem „verwöhnten“ Hörer ein Gänsehaut-Feeling zu zaubern. Die Bowerbirds schaffen es mühelos, tiefgründige Songs zu schreiben, die durch feinfühlige Arrangements, dynamische Rhythmen und anspruchsvolle Lyrics ein derart präsentes Gefühl von Harmonie und Einheit mit der Natur vermitteln, dass auch mal E-Gitarren-Fans bei dieser Art von Folk-Pop schwach werden.
„The Clearing“ versprüht einen mystisch-idyllischen Charakter mit einem Hauch von Melancholie, dennoch voller Vitalität. Die sympathischen, klaren und ausdrucksstarken Stimmen von Phil und Beth, die sich so zauberhaft ergänzen, tun ihr übriges.
Gehört von: Melanie May