Das britische Label Alcopop Records hat eine neue Compilation herausgebracht: Alcopopular 4.
Wenn man Alcopopular 3 kennt, fragt man sich, wie man eine Flasche mit einer Schatzkarte als Verpackung noch überbieten könnte. Nicht nur war die Form dieser Compilation einzigartig, auch die Musik darauf war toll (immerhin eine meiner liebsten „Scheiben“ des letzten Jahres, sie hier).
Die Antwort ist ganz einfach: Man macht ein ganzes Menü, eine Speisekarte voll mit Musik. Und es funktioniert auch ganz genau so. Entweder man sucht sich aus den Vorspeisen, Hauptgängen, Desserts und Hausweinen seine Favoriten aus, oder man geht gleich aufs Ganze mit der All You Can Eat Option. Ich persönlich bin ja unersättlich, wenn es um Musik geht und bin aufs Ganze gegangen. ..
Den Anfang bilden die leichten und zuweilen verspielten Klänge der Singer/Songwriter Liam Frost, Klaus, Jose Vanders und Lucy Day. Alle Vier haben etwas leicht bekömmliches an sich und machen Lust mehr hören zu hören – eben genau so, wie eine Vorspeise zu sein hat. Besonders ist mir Jose Vanders mit ihrem “These Times” ins Ohr gekrochen. Außerdem haben Klaus den wunderschönen Song “Under The Sheets” von Ellie Goulding gecovert und er ist schöner geworden als das Original.
Unter Gericht Nummer 05 verbirgt sich Kevin Devine mit “All of Everything, Erased” – wie bei meinem Stammchinesen ist auch hier die Nummer 05 mein Lieblingsgericht. Seine Musik ist “food for thought”. Insgesamt gibt es mit ihm 10 Hauptgerichte zur Auswahl – alle mit einem anderen Geschmack. Als Grundlage dient Pop, aber immer mit einer anderen Würze. Mal in einem klassischen Rock-Mantel wie bei den Perms mit “Give Me All Your Lovin’”, dann in der richtig poppigen, verspielten Variante wie bei “Generator Second Floor” der Freelance Whales. Und das Zwillingspaar Ellie und Louise von den Heathers bezaubert mit ihrem Akustik Alternative Pop Song “Remember When”. Außerdem gibt es da noch eine dieser “typisch” britischen Indiebands mit ihrem “typischen” Sound, die oft nach dem dritten hören langweilig werden und bei denen man denkt, dass es langsam genug davon gibt. Nicht so bei den Jungs von Spring Offensive mit „A Let Down“ – wunderbar Englisch in ihrer Art und dabei überhaupt nicht langweilig.
Zum Dessert gibt es schweres. Nicht schwerverdaulich, aber leichte und verspielte Klänge auch nicht. The Xerts, Muchuu, Talons, Mimas und Hiawata können den Abschluß unseres Menüs bilden. Völlig ohne Gesang kommen dabei die Talons aus – filigrane Songstrukturen treffen auf eine Mischung aus Hardrock und Alternativ mit ruhigen Momenten. Muchuu bezirzen uns in „Their World“ hingegen mit ihren Elektroklängen und der zuckersüßen Stimme der Sängerin Milky.
Fehlen noch die Getränke. Und obwohl ich keinen Alkohol trinke und nie getrunken habe, habe ich eine außerordentliche Schwäche für die Hausweine von Alcopopular 4 entwickelt. Neben der Soundexplosion in Form von Screaming Maldini und den wunderbaren, ehemaligen Alcopoppern The Candle Thieves, befinden sich dort auch die anderen Signings von Alcopop Records. Da wären My First Tooth mit ihrem Indie Folk, Stagecoach mit Powerpop for BMX Kids und Elephants, deren Musik nur so vor Energie strotzt. Die “Mystery Beverage”, der neueste Wein bei Alcopop, reiht sich da perfekt ein.
Diese “kleine”, aber feine und definitiv abwechslungsreiche Compilation ist für alle, die ein Fabel für Indie Bands und Künstler haben, gute Laune brauchen/haben und nicht immer warten wollen, bis diese ganze wunderbare Musik auch auf dem deutschen Radar erscheint. Oder kurz: Es ist ein Festmahl des Pops.