Vermutlich müssen The Temper Trap noch eine Weile mit dem ewigen Hinweis leben, dass sie recht hohen Bekanntheitsgrad erlangten, als „Sweet Disposition“ durch diverse Werbespots von Schuhdiscountern und französischen Automobilherstellern gezerrt wurde. Doch vom Erfolg des 2009er Erstlingswerks „Conditions“ lassen wir uns selbstverständlich nicht blenden. So erschien nun der selbstbetitelte Nachfolger und die Vorabsingle „Rabbit Hole“ erzeugte vor ein paar Wochen noch eine positive Erwartungshaltung. Doch schauen wir uns dieses Machwerk genauer an.
Gleich zu Beginn wird der geneigte Hörer von der hymnischen zweiten Single „Need Your Love“ mit einer gewaltigen Pathos-Schicht geradezu überzogen, dass es nur so trieft. Diese Grundstimmung zieht sich nun durch das gesamte Album: Vor allem bei „Trembling Hands“ sind Ausdruckstänzer im Kopfkino nicht ausgeschlossen, während „Where Do We Go From Here?“ kann einem vor lauter seichtem Pop-Rock mit Keyboard schon mal der Kuli runter fallen und „Dreams“ schießt den Vogel an Pathos und Pop-Schmalz endgültig ab. Lyrische Höchstleistungen lassen sich auf Anhieb leider auch nicht heraushören und insgesamt leiden die Herren etwas zu sehr mit dem Holzhammer. Mit etwas gut Zureden könnte man es aber auch als träumerisch oder bisweilen nachdenklich bezeichnen.
Es fehlt „The Temper Trap“ an einem zündenden Moment, denn am Stück gehört wabert das Album nur so leicht quälend mit immer den gleichen Ideen und ähnlichem Aufbau vor sich hin. Immerhin kann man es ganz gut nebenbei hören, oder unterwegs, im Zug zum Beispiel. Wo wir gerade unterwegs sind: Mehrstimmig und mit rudimentären Folk-Komponenten plätschern in „The Sea Is Calling“ die Gitarren zur Abwechslung mal angenehm vor sich hin. Auch der eine oder andere weitere Song fällt durchaus positiv auf: “Miracle“ kommt mit einigen interessanten Elementen daher und die Instrumentierung macht Spaß, wenn man das bei diesem etwas düsteren Song sagen darf. Und hier kann man feststellen, dass die auf den ersten Blick eher schlichten Stücke beim genauen Hinhören ihr Potential durchblicken lassen. „Leaving The Heartbreak Hotel“ erweist sich somit samt Klaviereinsatz schon fast als kleines Juwel am Ende. Nicht zuletzt, da man es endlich geschafft hat.
Damit kann das zweite Album der Australier trotz des ersten Hörschocks einige gute Ansätze aufweisen, aber insgesamt leider nicht den Sprung zu etwas wirklich Gutem schaffen. Man wartet die ganze Zeit auf einen Höhepunkt, der irgendwie nicht einsetzen will und stellenweise wird man ob der faden Pathosladung ein wenig an 30 Seconds To Mars erinnert. Möglicherweise kann man sich reinhören, wenn man es darauf anlegt, aber „This Isn’t Happiness“.
Künstler: | The Temper Trap |
Titel: | The Temper Trap |
VÖ: | 18. Mai 2012 |
Label: | Infectious |
Gehört von Anja Gebhardt