Da hat man doch sofort ein Bild im Kopf, wenn man den Namen U.S. Girls hört. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Pseudonym aber nicht eine Truppe koketter Mädels in Stars and Stripes Bikinis, sondern eine einzelne Dame namens Meg Remy. Aus den USA kommt Meg Remy tatsächlich, genauer gesagt aus Illinoise, seit einiger Zeit lebt sie aber bereits in ihrer Wahlheimat Toronto. Und dass sich dort was Musik angeht so einiges tut, ist ja nun auch kein Geheimnis.
In der kanadischen Indie-Musik-Hochburg hat Meg Remy ihren Platz gefunden. Im Herbst tourt sie durch die USA gemeinsam mit Timber Timbre und Peaches. Ihre Songs produziert sie selbst und mit Hilfe ihres ständigen Producer-Weggefährten Onakabazien. Dabei herausgekommen ist über die Jahre ein sehr eigener Pop Sound, der sich nun auf dem tatsächlich schon sechsten Album „Half Free“ in voller Größe manifestiert. Wie auch immer es sich anfühlen mag, nur halb frei zu sein, in ihrem musikalischen Schaffen klingt U.S. Girls so frei, dass man sich fast wundern mag, warum man nicht schon viel früher über sie gestolpert ist. Album Nummer 6 hat das Potential, sie endlich einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Die musikalischen Säulen sind dabei die klassischen: Produktion, Gesang und Songwriting geben sich kongenial die Hand. Die Songs sind eigen, aber nie zu sperrig. Remys Stimme hat zum Teil so eine sexy Knarzigkeit, die einerseits völlig neu anmutet, andererseits auch verstörend vertraut klingt. „Window Shades“ ist eine der ganz großen Nummern auf dem Album, so lässig plinkernd, nahezu elegant. Ab und zu kommen auch klassiche Rock Gitarren zum Einsatz, wie auf „Sed Knife“. Eine gewisse Düsterkeit liegt über den meisten Songs, trotzdem meint man, sowohl musikalisch als auch textlich das ein oder andere Augenzwinkern raus zu hören, wenn Remy zum Beispiel im ersten Song „Sororal Feelings“ singt: „I’m gonna hang myself, hang myself from a family tree…“
Insgesamt ist „Half Free“ ein ausgefeiltes, kluges und vor allem sehr abwechslungsreiches Popalbum geworden. Eine spannende Melanche aus Electro, Trip Hop, Disco und Rock. Es dürfte spannend werden zu sehen, wie U.S. Girls das Ganze bei ihren Konzerten live umsetzen wird.
VÖ: 25.09.2015
Gehört von: Gabi Rudolph
U.S. Girls Live:
29.10. Berlin, Monarch
20.10. Köln, King Georg