Ein junger Typ spricht mich morgens in der U-Bahn an. Wie immer trage ich Kopfhörer und bin tief in die Musik versunken. Erstaunt schaue ich auf und nehme die Kopfhörer ab. Welche Musik ich denn hören würde, er hätte auch gern so ein verträumtes Lächeln auf den Lippen…Um welches Album es sich hierbei gehandelt hat, dürfte keine große Überraschung sein.
Als Ryan Adams letzten Monat sein Vorhaben angekündigte, war die Verwirrung erst einmal groß. Geplant sei ein komplettes Remake des 2014 erschienenen Erfolgsalbums “1989” von Eversybody’s Darling, Taylor Swift, aber im Stil der Smiths. Swifts Platte hat alle Rekode gebrochen: allein in den USA hat sie sich bis dato mehr als 5 Mio. mal verkauft. Per se also eigentlich ein gewagtes Unterfangen.
Seit Anfang der Woche nun dürfen wir uns an dem finalen Ergebnis dieser Herausforderung erfreuen. Und „erfreuen“ sei hier nicht nur so dahergesagt. Denn was der Alternative Country Sänger mit diesem Album erschaffen hat ist aller Ehren Wert. Denn seine Version von “1989” verwandelt Taylors Swifts Popsongs in wahre Folkperlen. Es wäre zu viel gesagt zu behaupten, er gebe ihnen ihre Seele zurück – doch für mich fühlt es sich ein klein wenig so an. Vom ersten Ton an herrscht ein absoluter Wohlfühlfaktor und Ryans warme Stime breitet sich aus wie eine kuschelige Decke.
Es fällt mir tatsächlich schwer, einen Favoriten zu benennen. “1989” versteht sich als Gesamt(kunst-)Werk, diese Verletzlichkeit einer zerbrochenen Liebe, welche den Songs beiwohnt, ist ständig greifbar. Adams schafft es mühelos, den Tracks eine Tiefe zu verleihen, mit welcher wohl die meisten bei Swift gar nicht gerechnet hätten und ich ertappe mich, wie ich zum ersten Mal auf den Text höre.
Fazit: Taylor Swifts Version von “1989” kann ich mir gut und gerne anhören, doch erst vorgetragen von Ryan berühren mich die Songs. Er verleiht ihnen das gewisse Etwas und bringt das Potential zum Vorschein, welches in den Kompositionen schlummert.
VÖ: 21.09.2015
Gehört von: Marion Weber