Gleich der erste Song „White Sky“ rüttelt einen so richtig wach und überrascht mit bluesigen Anklängen. Ein Mitklatsch-Rhythmus, der von jaulenden Gitarren durchzogen wird und einer Stimme die ordentlich verfremdet wurde. Wahrscheinlich will Paul Weller mit diesem kraftvollen Song Kritiker sofort zum Schweigen bringen, die behaupten könnten, dass man es mit 57 Jahren auch mal etwas ruhiger angehen kann. Der zweite Song „Saturns Pattern“ klingt nicht weniger energetisch, hört sich aber doch etwas mehr nach Weller und seinen englischen Wurzeln an. Zur Abwechslung wird es dann aber schon nach dem dritten Song etwas ruhiger. „Going My Way“ ist eine schwungvolle Ballade, bei der nicht die Gitarren sondern das Piano dominiert. Diese Mischung aus ordentlichen Krachern und balladesken Songs machen das 12. Solo-Album aus.
Schon auf seinem Konzert im Admiralspalast konnte man beobachten, wie Weller ständig zwischen Klavier und Gitarre wechselte und den Balance-Akt zwischen lauten und leisen Tönen meisterte. „Es ist nicht wirklich eine Tanzplatte, aber ich war schon auf der Suche nach etwas mit einem starken rhythmischen Drive. Das Soul-Element darin geht zurück auf eine bewusste Entscheidung. Es gibt viel Bewegung in dieser Platte, da existiert ein starkes physisches Element“, sagt Weller selbst über sein neues Werk. „Aber es verfügt eben auch über Songs, die diesen Ansatz befeuern. Es ist nicht so, dass ich das jemals geplant hätte, aber irgendwie reagiere ich stets mit einem neuen Album ein wenig auf das, was ich davor zuletzt gemacht habe. Ich möchte mich einfach nicht wiederholen. Dazu gibt es keinen Anlass.“
Glücklicherweise verzichtet Weller auf die Klang-Eskapaden seines letzten Albums „Sonik Kicks“, was dies durchaus ein wenig sperrig werden ließ. Man hört Weller an, dass er sich stetig weiter entwickeln will, bloß nicht stehen bleiben und schon gar nicht in den alten The Jam und Style Council Zeiten hängen bleiben. Das Einzige was Retro klingt ist die Orgel, die sich durch das Album durch zieht und der Song „Phoenix“. Statt sich selbst zu kopieren nimmt er lieber Anleihe an den Sounds der Stooges und Velvet Underground. Nicht nur einmal klingt der gute Paul nach einem leicht punkigen Iggy Pop.
Man könnte fast meinen, der starke rhythmische Drive, den Weller beschreibt ist durch das Formel1 Headquarter von McLaren und Wellers Geburtsort Woking, Surrey inspiriert. Dort in der Nähe ist auch das Studio, in dem die neue Platte aufgenommen wurde. Ähnlich ist dort in Surrey der Kontrast zwischen heulenden Motoren und beschaulicher Landschaft mit weidenden Schafen. Vielleicht hat er deshalb einen der Songs „In The Car“ genannt. Immerhin beschreibt Weller diesen Song als „Surrey Blues“, also eine Art Reminiszenz an seine Heimat, die so psychedelisch klingt, dass sicherlich auch der ein oder andere Magic Mushroom am Rande der besungenen M 25 zu finden ist, dem Motorway, der seine Heimat durchzieht und sich als längste Ringstrasse der Welt einmal rund um die pulsierende Metropole London legt.
Ob es das viel beschriebene Meisterwerk ist und die beste Weller Platter aller Zeiten, sei dahin gestellte. Sie ist auf jeden Fall eins nicht: langweilig.
VÖ: bereits veröffentlicht
Gehört von: Kate Rock