Karen Elson hat sich ganz schön Zeit für neue Musik genommen. Ganze sieben Jahre sind seit ihrem Debüt „The Ghost Who Walks“ vergangen. Aber die Sieben gilt ja auch als magische Zahl. Vielleicht klingt Karen Elson auf ihrem neuen Werk „Double Roses“ deshalb entspannter, ja man möchte sagen befreiter als je zuvor.
Damals, vor sieben Jahren, war das britische Supermodel noch mit Jack White verheiratet, der dementsprechend auch ihr Album produzierte. Das hat ja immer einen leicht komischen Beigeschmack, wenn der erfolgreiche Musikermann seiner schönen Frau ein Werk auf den Leib schneidert. Aber schon bei „The Ghost Who Walks“ zeichnete sich ab, dass Elson durchaus das Zeug zu einer eigenständigen Künstlerin hat. Ihre Stimme ist nicht gewaltig aber hat Charakter, eine manchmal feenhafte Zärtlichkeit, die in interessantem Kontrast stand zu der teilweise knarzig ungehobelten Rockigkeit der Songs auf ihrem Debütalbum. Böse Zungen behaupten ja gerne, ein von Jack White produziertes Album kommt gleich einem Jack White Album mit anderen Vocals. Wenn man sich „The Ghost Who Walks“ noch einmal im Vergleich zu „Double Roses“ anhört, zeichnet sich die Handschrift des Ex-Mannes schon sehr deutlich ab. Dass „Double Roses“ so ganz anders daher kommt ist also kein Wunder, verständlich, dass einem nach einer persönlicher Trennung auch der Sinn nach künstlerischer Emanzipation steht.
An Mitstreitern fehlte es Karen Elson für ihren zweiten Tonträger offensichtlich nicht. So illustre Namen wie Father John Misty, Laura Marling oder Pat Stone von Wilco geben sich da die Ehre. Und, nicht zuletzt, als Produzent Pat Carney von den Black Keys. Ups, gab es da nicht mal diese in der Klatschpresse unschön breitgetretene Fehde zwischen Jack White und den Herren von den Black Keys? Aber wir sind hier ja zum Glück nicht von der Klatschpresse, also lassen wir das. Fakt ist, „Double Roses“ hört sich sehr danach an, als hätte Karen Elson sich in ihrem kreativen Umfeld gut aufgehoben gefühlt. Mehrere zärtliche Down Tempo Nummern reihen sich aneinander, und auch die schnelleren Songs haben eine leicht ätherische Atmosphäre. Es ist kein reines Country Album geworden, was man nach mehreren Jahren Leben in Nashville vermuten könnte. Die Steel Guitar guckt ab und zu vorbei, wie in dem romantischen „Million Stars“, aber an anderer Stelle weht fast schon ein Hauch von Siebziger Disco Flair durch den Raum, was Karen Elson ebenfalls nicht schlecht steht.
Manchmal kommt die Produktion ein wenig überambitioniert daher, von Querflöte über Cembalo über Harfe bis zum Achtziger Jahre Saxophon ist instrumental so einiges vertreten. Bei dem ein oder anderen Song wird man das Gefühl nicht los, dass er etwas reduzierter mehr Charakter hätte entwickeln können.
Und auch die Chemie mit dem Ex-Mann scheint immer noch zu stimmen. Ihren Record Release feiert Karen Elson nämlich heute in Nashville mit einem kleinen Konzert im Blue Room von Jack Whites Label Third Man Records. Wie „Double Roses“ bis auf wenige Ausnahmen erzählt, stehen alle Zeichen offensichtlich auf Entspannung.
VÖ: bereits erschienen
Gehört von: Gabi Rudolph