Gehört: José González „Local Valley“

Es ist schon eine Kunst, einen derart eigenen und dabei so reduzierten Sound zu haben und trotzdem nicht im langweiligen Muster der ewigen Wiederholung zu versinken. Was auch immer er macht, José González ist immer unverkennbar José González, es vermag nur wenige Takte seiner Stimme in Verbindung mit seinem Gitarrenspiel und man weiß sofort wo man ist. Auch auf seinem frisch erschienenen, vierten Album „Local Valley“ heißt González, der in Schweden als Sohn argentinischer Einwohner geboren wurde, einen sofort mühelos in seiner Welt willkommen. Und trotzdem ist diesmal so manches anders, ohne dass er dafür an allzu großen Knöpfen drehen muss. 

„Local Valley“ ist zum Beispiel das erste Album, auf dem José González in allen drei Sprachen singt, mit denen er aufgewachsen ist. Es beginnt direkt mit dem Opener „El Invento“, dem Song als dessen Co-Autorin er seine kleine Tochter nennt, gesungen auf Spanisch. Es fällt einem kaum auf, dass er dies zum ersten Mal tut, so organisch fügt das Spanische sich in seine Musik ein. Überhaupt setzt „El Invento“ den Tenor für ein sehr persönliches Album, das gleichzeitig leicht und tief ist. Die Vögel, die im Hintergrund zwitschern sind echt, eingefangen vor den Fenstern des Studios, das er sich im Sommerhaus seiner Familie in Göteborg eingerichtet hat. Vielleicht kommt es daher, dass dieses Album ein süßes Gefühl von „alles ist okay“ atmet, als wäre es ein Leichtes, erhobenen Hauptes durch diese Welt zu tanzen, die eigentlich schon so lange aus den Fugen ist. „Honey Honey“ heißt das letzte Stück des Albums, keine zwei Minuten lang und dabei so süß dass man versucht ist zu glauben, nichts könnte je ein schlechtes Ende nehmen. 

Tanzen ist so ein Stichwort – „Swing“ zum Beispiel ist ein Song, der sich eigentlich aus dem bekannten José González Universum abhebt, aber auch das mit einer Leichtigkeit, dass es einem kaum auffällt. Die sonst so präsente Gitarre gibt nur eine kleine, plinkernde Melodie vor, unter allem liegt ein Herzschlag-Beat, dazu singt ein Frauenchor. Eine spielerische Aufforderung, die „bellies“ zu schwingen, die wir uns während all der Lockdowns zugelegt haben. Und auch „Head On“ ist, wenn man sich nicht davon in die Irre führen lässt dass hier die Gitarre den Rhythmus vorgibt, ohne dass ein Beat oder Bass ihr zur Hilfe kommt, ein echtes Dancefloor-Brett, das kann man prima in den eigenen vier Wänden ausprobieren. Dabei haben die Stücke auch oft etwas hypnotisches, wie „Tjomme“, das sich in steter Wiederholung nach und nach zu einem wilden Tanz empor schraubt. 

Sechs Jahre sind zwischen diesem und dem letzten José González Album „Vestiges & Claws“ vergangen, und beim Hören von „Visions“ wird man das Gefühl nicht los, dass er sich kaum einen besseren Zeitpunkt für seine Rückkehr hätte aussuchen können. Seine Musik spendet gleichermaßen Trost und Release, und wenn er im herrlich hoffnungsvollen „Visions“ singt „No, we can’t know for sure what’s next, But that we’re in this together“, dann ist es unmöglich, ihm nicht zu glauben.