Simpler, sonniger Samstagabend Indie-Rock aus Skandinavien. Die finnische Band mit dem ungewöhnlichen Namen French Films beweist, dass sich in der Musikwelt etwas getan hat. Denn der Indie dieser Tage muss nicht mehr ausschließlich aus UK oder den USA kommen, sondern kann auch finnischer Natur sein. Wir hatten bereits im Mai diesen Jahres beim SPOT Festival in Dänemark die Gelegenheit, mit den Jungs aus Helsinki über Sonnenbrillen und ihre Affinität für Glam Rock zu sprechen.
Da begeisterten sie auf einem kleinen Festival im dänischen Aarhus die aufmerksamen Zuhörer. Nicht nur durch die erstaunliche Bühnenpräsenz, auch angesichts der ersten Reihe voller kreischender und hüpfender Teen-Hipster fiel das Quintett auf. Verspielte, hallende Gitarren und nicht allzu komplizierte Texte tänzelten mit der Ausgelassenheit und Sehnsucht des Sommers durch den frostigen Mai-Abend. Wir trafen uns mit Frontmann Johannes Leppänen und Bassist Mikael Jurmu nach dem Konzert zum Interview.
Johannes. Warum trägst du eine Sonnenbrille auf der Bühne? Um cool zu sein?
Johannes Leppänen: Ich weiß nicht… ich mag die…
Mikael Jurmu: Er hat vor ein paar Monaten angefangen sie zu tragen, um cool zu sein (lacht)…
J: Ach Quatsch… Ich sehe schrecklich aus. Darum die Sonnenbrille, da sieht man dann nicht alles. Weißt du, es sind so viele Leute auf den Konzerten mit so einer starken Meinung: „Er trägt eine Sonnenbrille und das obwohl wir drinnen sind.“.Das geht natürlich nicht. Anecken ist da manchmal angenehm. Aber letztendlich hab ich einfach angefangen die Sonnenbrille zu tragen, als Bestandteil meines Styles.
Aber hat auch ein gute Wirkung auf die Mädels in den ersten paar Reihen. Wie ist das wenn wie eben nur die ersten zwei Reihen tanzen, sich bewegen und der Rest vom Saal da steht?
J: Es ist schon einfacher für uns wenn die Leute mitgehen, aber das kannst du nicht von allen erwarten…
Na die Mädels sind ja mitgegangen. Ist es einfacher sie zu verführen, wenn man in einer Band spielt?
J: Ähmmm (überlegt)…Nicht für mich. Für die anderen schon. Ich bin zu komisch (lacht). Du stellst vielleicht Fragen.
Wie hat das mit French Films angefangen? Klassisch in der Garage?
J: Unkompliziert. Michael und ich hatten den Wunsch eine Band zu gründen. Dann kam unser Drummer dazu und wir hatten innerhalb eines Monats unsere kleine Garagen-Rockband. Das war damals frei von jeglicher Intention, wir wollten einfach nur Spaß haben. Das ist jetzt ein bisschen mehr als ein Jahr her.
Das ging ja schnell bei euch los. Vor ein paar Monaten in der Garage und heute Dänemark, dann Deutschland. Habt ihr das erwartet?
J: Nein, nein. Wir spielen jetzt seit anderthalb Jahren zusammen und wir wundern uns oft wie das passieren konnte. Alles kann sich so schnell ändern. Momentan sind wir einfach dankbar. Wir sind die gleichen Idioten wie am Anfang, die versuchen herauszufinden was da passiert ist. Aber international bedeutet ja nicht immer die großen Shows. In Deutschland waren wir beispielsweise in Stuttgart (lacht). Da waren 20 Leute, was sehr lustig war. Montags um acht Uhr abends in einem kleinen Schuppen.
Wie entsteht eure Musik. Es gibt ja Bands, bei denen wirkt das konzipiert und geplant. Ihr macht eher einen chaotischen und impulsiven Eindruck…
J: Ich schreibe viele Songs, komme damit ins Studio und wir probieren sie aus. Gefällt uns etwas, behalten wir es, wenn nicht fliegt es raus. Mittlerweile schreiben auch die anderen Songs. Mikael hat vor kurzem einen geschrieben, den haben wir heute Nacht das erste mal gespielt. Wir spielen viel zusammen und lassen Songs wachsen und entstehen. Das Interessanteste sind dann immer die Vergleiche, die zwischen unseren Songs und anderen Bands gezogen werden. Vorhin befand uns jemand für eine Mischung aus den Ramones und Joy Devision. Aber die klingen echt anders.
Was war der komischste Vergleich, den es bisher gab?
M: Vampire Weekend (lacht)…
J: Aber uns stört das nicht. Manchmal verwundert es, wie in dem Fall.
So viele Vergleiche, vielleicht kommen die ja gar nicht von ungefähr. Gibt es Momente, wo ihr Songs einer Band hört und denkt: „Oh, cool. Das will ich auch so machen“?
J: Manchmal ja. Wenn ich einen wirklich guten Song höre, und da spielt das Genre absolut keine Rolle, dann habe ich meistens irgendeine Idee dazu. Die kann dann recht ähnlich oder gänzlich anders sein. Ich denke, das passiert Musikern oft. Ist eine normale Sache.
Eine Art des Kopieren?
J: Nein. Ich denke schon, dass das ab und an einem Musiker widerfährt… Ich mach das dann besser. Aber ich höre nicht so viel Musik. Als Jugendlicher hab ich während meines Aushilfsjobs, Regale einräumen, gerne Glam Rock, so was wie Death Poison oder Guns’n’Roses, gehört. Das höre ich jetzt auch noch gerne. Ich schreibe, arbeite an meiner Musik, an meinen Songs.
Wieso heißt ihr eigentlich French Films? Mögt ihr französischesFilme? Ihr hättet euch ja auch French Fries nennen können?
J: Unser Gitarrist, Joni, schaut eigentlich nur französische Filme. Folglich bekommen wir auch einige davon zu sehen. Wir mögen die Ästhetik, die Bilder. Da hat eines zum anderen geführt.
Würdest du lieber die Königin von Finnland sein, mit allen Prärogativen oder der Prinz, a lá Prince Charles?
J: (lacht) Ach, ich glaube lieber der Prinz, dann habe ich nicht so viel zu tun.
Letzte Frage: Würdet ihr lieber jeden Tag zum Frühstück einen Liter zähflüssige Cola, gemischt mit Gummibärchen trinken – du würdest den ganzen Tag überzuckert sein – oder lieber einen riesigen Vollbart tragen, den du täglich mit Haargel einschmierst und stylest?
J: (lacht) Ahhh… definitiv die Frühstücks-Mansche. Wie viele Drogen nehmt ihr eigentlich bevor ihr euch solche Fragen ausdenkt?
Ohh, da müsste ich mal zählen. Aber die kommen meistens so. Eigentlich nehme ich Drogen nur um den Output zu kontrollieren.
J_: (lacht) Aha. So läuft das
Genau…Vielen Dank für das Interview!
Interview von: Sebastian Schelly & Jonas Zeller.
Das Album „Imaginary Future“ erscheint am 11. November in Deutschland.