Electronic Beats: Das ist nicht nur der Name eines Magazin, das vierteljährlich erscheint und sich mit Musik- und Clubkultur beschäftigt, das eine DVD-Reihe vertreibt und auch noch eine eigene Webseite mit Webchannel hat. Electronic Beats ist zu guter Letzt und glücklicherweise vor allem ein Live-Event, das europaweit Städte mit bekannten und weniger bekannten Musik-Acts, vornehmlich aus dem elektronischen Bereich, beglückt. Dass es sich dabei um ein Musik-Sponsoring-Programm der Deutschen Telekom handelt, könnte zwar erst mal abschreckend wirken, aber angesichts der guten Bands, die uns seit Jahren auf dem Electronic Beats Festival präsentiert werden, kann man darüber schon mal hinwegsehen. Phoenix, Gossip, Simian Mobile Disco und Who Made Who – um nur einige zu nennen.
Seit Jahren gehört das Festival auch zum Kölner Nacht-und Musikleben dazu. Jahr für Jahr pilgern die Kölner im Mai ins rechtsrheinische Mülheim. Und so ging es auch diesmal wieder zum Musik-Vorzeigefestival der Telekom ins Kölner E-Werk …
Nicht nur Sonne und der Biergarten des E-Werks lockten, sondern auch das Line-Up konnte sich an diesem schönen Frühsommerabend sehen lassen: Citizens!, The Hundred in the Hands, Austra, Miike Snow, Tensnake und als Pausenfüller die beiden Kölner von COMA. Als Headliner standen eigentlich The Kills, die Band um Alison Mosshart und Jamie Hince, auf dem Plan, welche aber (leider?) ein paar Tage vorher wegen Krankheit absagen mussten.
Den Anfang machten also die Newcomer Citizens!, die die Besucher als Opener aus dem Biergarten nach drinnen locken sollten. Wer lieber draußen geblieben ist, hat zwar nicht soviel verpasst, aber immerhin konnten sich die 5 Londoner Boys sehen lassen, und die beinahe feminine Stimme Tom Burkes überzeugte. Dass Umbaupausen auch sinnvoll genutzt werden können, bewiesen COMA, denn die waren den gesamten Abend mit ihrem DJ-Set für die Beschallung eben jener zuständig. Zwar schwang wohl der eine oder andere das Tanzbein in den Pausen, die meisten verbrachten angesichts des guten Wetters diese aber wohl eher im überfüllten Biergarten. Nach der 1. Umbau/COMA-Pause ging es weiter mit The Hundred in the Hands. Das Duo aus New York sorgte wie gewohnt mit dem typischen Synthie-Postpunk-Pop und der glasklaren Stimme Eleanore Everdells für Stimmung bei den 2000 Festival-Besuchern. Klar, dass auch „Pigeons“ und „Commotion“ mit auf dem Programm standen. Das Highlight des Abends waren aber sicher Austra aus Kanada. Frontfrau Katie Stelmanis‘ unglaubliche Bühnenpräsenz und ausdrucksstarke Stimme sind wohl das, was von dem Abend in Erinnerung bleiben wird. Fast opernhaft verzauberte ihre Stimme, unterlegt von elektronischen Klängen, das Publikum. Tatsächlich war die blonde Sängerin so etwas wie der Lichtblick des Festivals – passend das „Austra“ nicht nur auch ihr zweiter Vorname ist, sondern auch gleich die lettische Göttin des Lichtes. Headliner Miike Snow, die schon zum zweiten Mal zu Gast beim Electronic Beats in Köln waren, konnten auch dieses Jahr wieder überzeugen – diesmal sogar wirklich, verzichtete die Band doch auf ihre obligatorischen Masken. Obwohl die Schweden Christian Karlsson und Pontius Winnberg und US-Sänger Andrew Wyatt ein paar neue und alte Singles im Gepäck hatten, sorgte jedoch erst die Zugabe für die richtig Stimmung, auf „Animals“ haben wohl alle gewartet.
Auch wenn das E-Werk zwischendurch manchmal etwas verlassen schien und die Stimmung teils etwas mau war – schieben wir es mal auf das heiße Wetter –, haben die Macher des Electronic Beats Festivals mal wieder ihr gutes Händchen für Musik bewiesen; und gezeigt, warum das Festival mittlerweile nicht mehr aus Köln wegzudenken ist.
Von Helge Winter